Isa Genzken, eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart, ist eigenen Angaben zufolge aus Kummer über ihre Scheidung von Gerhard Richter zur Alkoholikerin geworden. In einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" gab die 67-Jährige am Sonntag einen berührenden Einblick in ihr Leben.
"Hab angefangen zu saufen und zu saufen, habe mich sehr unangemessen benommen - wegen dieses Unglücks mit meinem Mann", berichtete die sonst extrem publikumsscheue Künstlerin. Die vergangenen zehn Jahre habe sie wegen einer bipolaren Störung teilweise in der Psychiatrie verbracht.
Erst als eine Ärztin ihr dort sagte, "Sie dürfen keinen Tropfen Alkohol mehr trinken, sonst kommen Sie hier nie wieder raus»", sei sie trocken geworden, so Genzken. "Seit drei Jahren habe ich keinen Alkohol angerührt." Seit einem halben Jahr dürfe sie auch wieder leben, wie sie wolle, müsse aber weiter Tabletten nehmen.
Genzken war von 1982 bis 1993 mit ihrem früheren Professor in Düsseldorf, dem deutschen Künstler Gerhard Richter, verheiratet. Nach der Scheidung zog sie 1996 wieder nach Berlin, wo sie ein Atelier in Charlottenburg hat.
2013 widmete ihr das New Yorker MoMA eine aufsehenerregende Ausstellung, der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt noch bis zum 26. Juni eine große Retrospektive. "Es ist eine Genugtuung, hier auszustellen, in der Stadt, in der ich lebe", sagt sie in dem Interview. Dennoch bleibe New York ihre Lieblingsstadt: "In New York habe ich noch nie Depressionen gehabt."
Obwohl Genzkens Werke gelegentlich für 100 000 Dollar und mehr gehandelt werden, hat sie keine eigene Geldkarte. Das erlaube die Psychiatrie nicht. "Will ich mehr als eine bestimmte Summe, muss ich den Betreuer anrufen", erzählt sie. "Als ich Büsten der Nofretete kaufen musste, wollte er sie erst nicht bezahlen. Zu teuer, fand er."
Die Gipsbüsten gehören, verfremdet mit Kopfschmuck und Sonnenbrillen, zu Genzkens bekanntesten Arbeiten. Nicht gut zu sprechen ist sie auf ihren US-Kollegen Jeff Koons. "Der ist meine Generation, viel schlechter als ich, aber so viel teurer", sagt sie. "Das finde ich ungerecht."