Chinesischer Künstler

Ai Weiwei mag Deutschland und will dennoch weg 

 Ai Weiwei am Montagabend in Passau seinen "Menschen-in-Europa"-Award
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 Ai Weiwei am Montagabend in Passau seinen "Menschen-in-Europa"-Award

Der chinesische Künstler Ai Weiwei (62) hat ein gespaltenes Verhältnis zu Deutschland

Er kritisiert an seiner bisherigen Wahlheimat ein System aus übermäßiger Ordnung und Effizienz. "Ich mag Deutschland", sagte er am Montagabend in Passau. Dennoch werde er von Berlin nach England ziehen - und dann aber als Gast immer wieder gerne zurückkommen.

Deutschland sei zu fest in der eigenen Denktradition verwurzelt. "Ich arbeite immer etwas gegen die Ordnung. Deswegen muss ich weg." Hierzulande stehe die Effizienz häufig über der Menschlichkeit. Andererseits bezeichnete er Deutschland als eine idealistische Gesellschaft und würdigte das Engagement des Landes in der Flüchtlingsfrage. 

Im Sommer sagte der Künstler in einem Interview, dass Deutschland keine "offene Gesellschaft" sei und beklagte sowohl einen Alltagsrassismus als auch den zu laschen Umgang der Regierung mit China.

Ai Weiwei bekam bei seinem Besuch in Niederbayern den "Menschen in Europa"-Kunst-Award der Verlagsgruppe Passau verliehen. Kabarettistin Lisa Fitz verlieh den Preis stellvertretend für den erkrankten Laudator und Linken-Politiker Oskar Lafontaine. Auf die Frage von Moderator Claus Strunz, was ihm zu Bundeskanzlerin Angela Merkel einfalle, sagte Ai Weiwei: "Ich wünsche ihr, wenn sie in den Ruhestand geht, dass sie ein angenehmes Leben hat. Ich hoffe, dass sie in den Berliner Zoo geht und sich die Pandas dort anschaut."