Buchvorstellung

Ai Weiwei fordert mehr Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen 

Der chinesische Künstler Ai Weiwei (62) hat sich für mehr Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen auch in Deutschland ausgesprochen

"Wir wissen alle, wie schwierig eine Lage sein kann", sagte Ai Weiwei am Dienstagabend in Berlin während einer Diskussionsrunde der Friedrich Naumann Stiftung. "Aber wenn wir unser Mitgefühl verlieren, was bleibt dann noch?"

Leben bedeute, Fortschritte zu machen und anderen Menschen zu helfen. "Ich war sehr beeindruckt, als ich Flüchtlingsheime besuchte, wie sehr sich die Menschen dort gegenseitig geholfen und sich unterstützt haben."

Er selbst habe das Thema Flüchtlinge nicht gewählt. Regierungen und Umstände machten Menschen zu Flüchtlingen, sagte der Autor des Buches "Ai Weiwei - Manifest ohne Grenzen". Menschen auf der Flucht hätten ihr Land verloren, ihre Religion, ihre Kultur. "Sie wollen nur einen Platz." Flüchtlinge würden nicht nur entstehen durch Gegensätze wie arm und reich oder deutsch und nicht-deutsch. "Es geht um globale Verhältnisse und wie die Welt sich entwickeln soll."

Auch Kunst sei per Definition kontrovers, sagte Weiwei, der in seiner chinesischen Heimat wegen seiner Aktivitäten zeitweise inhaftiert war. Als Künstler werde seine Meinung in Deutschland auch akzeptiert. Doch ihm werde das Recht abgesprochen, über Flüchtlinge zu sprechen. Mitunter habe er den Eindruck, es gebe mehr Interesse an den Pandas im Berliner Zoo als an Flüchtlingen. "Das ist kindisch", sagte der Künstler.

Nach vier Jahren in Berlin hat Ai Weiwei Deutschland den Rücken gekehrt, um mit seiner Familie in Cambridge zu leben. Angesprochen auf erste Erfahrungen in seiner neuen Heimat konnte er kaum von Eindrücken berichten. "Die Briten sind derzeit tief verwirrt", sagte Ai Weiwei mit Blick auf die andauernde Brexit-Debatte.