Acht Skulpturen und Papierarbeiten des dänischen Konzeptkünstlers Danh Vo stehen im Museum Ludwig elf Fotografien des New Yorker Fotografen Peter Hujar gegenüber. Trotzdem ist "Ybod eht ni mraw si ti", wie die Ausstellung nach einem (rückwärts zu lesenden) Dämonenzitat aus dem Horrorfilm "Der Exorzist" heißt, eindeutig als Einzelschau Vos ausgewiesen. Seit vielen Jahren gehört es fest zu seiner Praxis, Werke befreundeter oder bewunderter Künstler in die eigenen Ausstellungen einzubauen. Doch so konsequent wie in Köln war er dabei noch nie.
Neben Vos Skulpturen, deren spröde Eleganz sich manchmal erst dem dritten Blick erschließt, sind Peter Hujars Schwarz-Weiß-Bilder geradezu verführerisch. Die weichen Hundehautfalten in "Will: Char-Pei"(1985) scheinen die Bildoberfläche gleich mit in Wellen zu legen. "Study of Thek’s Hand" (1967/2010) ist zwar das einzige Farbfoto der Auswahl, ragt jedoch so kreidebleich und geisterhaft ins Bild, dass dies nur bei genauem Hinschauen zu erkennen ist. Danh Vo testet hier, wie vollständig er die Vorbilder besetzen und kontrollieren kann, ohne sie dabei ganz vom Sockel zu stoßen.
Wer seine Karriere in den vergangenen Jahren verfolgt hat, wird im Museum Ludwig (und in der eng verwandten Parallelausstellung in der Kölner Galerie Buchholz) nicht viel Unbekanntes entdecken. Und doch bietet diese Schau eine neue Perspektive auf bereits erprobte Strategien. Im Zentrum steht "We the People (Armpit)", ein Teil von Vos maßstabsgetreuem Nachbau der New Yorker Freiheitsstatue. Es ist der Abschluss eines Projekts, das vor vier Jahren im Kasseler Fridericianum begann. Eine chinesische Gießerei hat dafür die Kupferhaut in 267 Stücken nachgebildet, die meisten sind inzwischen auf Sammlungen in der ganzen Welt verteilt.
Vo hat oft widersprochen, wenn Journalisten sein Vorhaben auf einen Kommentar zur Migration oder zu den USA reduzieren wollten. Ihm gehe es künstlerisch nur um die logistische Seite. Wer vor dem sechs Meter hohen Koloss steht, den Gerüste stützen müssen, dem kommt ein anderer Gedanke: dass das politische Potenzial von Kunst heute gerade in Logistik und Infrastruktur liegt und nicht in Symbolen. "Seht her, was ich als einzelner Künstler durch die Welt verschiffen kann!" scheint uns Vo vorzuhalten. "Wann habt ihr das letzte Mal etwas bewegt?"