Künstler Jim Dine wird 80

Ein Vater der Pop-Art

Warum kennt heute jeder Roy Lichtenstein und Andy Warhol, aber Jim Dine ist eher etwas für Kenner? Dabei war Dine doch damals viel spektakulärer, viel chaotischer. Für die Kunst trank er sogar ... ja, was eigentlich?

"Ich liebe, was ich tue, Hilfe!", schrieb er 1960 während eines Happenings in New York auf die Leinwand, dann setzte er den Farbtopf erst an den Mund, trank und kippte sich die rote Farbe schließlich über den Kopf. Was die verstörten Zuschauer miterlebten, war eine Geburtsstunde der Pop-Art und Dine ist einer ihrer legitimen Väter. Inzwischen lehrt er längst an Universitäten und hängt in den wichtigsten Museen. Jetzt, am 16. Juni, wird Jim Dine 80 Jahre alt.

Als der Junge aus Ohio seine Kunst machte, gehörten zu seinen Freunden Nachwuchskünstler mit völlig unbekannten Namen wie Jasper Johns, Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein. Doch der Widerstand gegen die Pop-Art war nur kurz. Auch wenn Dine 1967 US-Präsident Lyndon Johnson neben Chinas Führer Mao Tsetung abbildete – mit dickem Lippenstift und Lidschatten.

Ansonsten fanden sich Alltagsgegenstände auf seinen Bildern: Zahnbürsten und Krawatten, Gabeln und Pinsel, Werkzeuge – und immer wieder Bademäntel. Was hat dieser Amerikaner nur mit den Bademänteln? Manchmal malt er sogar nur Bademäntel und nennt es "Selbstbildnis". Das ändert sich nach einer Krise, während der er sogar in der Psychiatrie ist. Fortan das Hauptmotiv seiner Kunst: Herzen. Sie seien ein Symbol für Poesie.

Je älter Dine wurde, desto vielfältiger wurde er. Er stellt nicht nur Bilder in Guggenheim und Tate, auf der documenta in Kassel und der Biennale in Venedig aus, er ist längst auch für seine Skulpturen und Grafiken bekannt und er fotografiert. Dann waren da noch Bühnenbilder, und da er nun schon einmal beim Theater war, entwarf er gleich noch Kostüme. Selbst in der Poesie ist er zu Hause. Und gleich in mehreren Sparten versuchte er sich in den vergangenen Jahren mit Pinocchio, immer wieder Pinocchio. In jeder Kunstrichtung weiß er, wie gut ein wichtiger Effekt ist. Was macht es da schon, wenn in der roten Farbdose, aus der er 1960 trank, nur Tomatensoße war.