Sprüth Magers
Auch Jahre nach ihrem Umzug vom Rhein nach Berlin fühlt sich der Stand der Galeristinnen Monika Sprüth und Philomene Magers in Köln wie ein Heimspiel an, so souverän tritt die Galerie hier auf. Eine raumgreifende Gitterinstallation von Thea Djordjadze gibt raffiniert den Blick auf ein monumentales blaues Strickbild von Rosemarie Trockel frei, an der Ecke des Standes zieht eine leuchtende Schriftsäule von Jenny Holzer die Blicke auf sich, und ein komplett dunkelrot gestrichener Nebenraum wird zur intimen Begegnungsstätte mit der figurativen Malerei von Andreas Schulze und Robert Elfgen.
Christine König
An der Außenwand grüßt eine lustig-ironische Narrenfigur mit zeitgenössischer Sicherheitsjacke der Israelin Alona Rodeh, drinnen stehen ebenso originelle Abfalleimer, die die Bonvicini-Schülerin Toni Schmale auf Abgüsse ihrer eigenen Fäuste aufgebockt hat, und mit seinem Bild aus Lichtschaltern schreibt Valentin Ruhry ganz romantisch “Is it love“ an die Wand: Wenn man die Schalter anders kippt, kann man den Text ändern. Den stürmisch-jugendlichen Auftritt balanciert die Wiener Galerie durch die Malerei von Johanna Kandl perfekt aus, und von Radenko Milak ist sogar eine großformatige (und komplett unkitschige) Köln-Ansicht im Programm.
Joëlle Dubois bei Thomas Rehbein
Die Kölner Galerie Thomas Rehbein bringt die 1990 geborene Belgierin zu den New Positions. Ihre kleinformatigen Bildtafeln zeichnen ein Porträt der Selfie-Gesellschaft, in der Paare sich beim Sex filmen, Frauen ihre Prügeleien live auf Instagram übertragen, Vamps beim Eisessen ihr Smartphone umklammern und junge Frauen ihre blutigen Unterhosen abfotografieren. Wunderbar bösartig.
Tanja Wagner und Soy Capitan
Die beiden Berliner Galerien haben einen gemeinsamen starken Auftritt mit vielen tollen jungen Künstlerinnen. Da treffen die surralistischen Frauenfiguren von Grace Weaver auf die abstrakteren, aber ebenso seventies-runden Formen von Grit Richter, und die Britin Paloma Proudfoot setzt der so intelligenten wie gut gelaunten Präsentation mit ihrer Keramik die Krone auf.
Temporary Gallery / And she was like: BÄM!
Dass in diesem Jahr verdächtig viele Leute auf der Art Cologne mit verdächtig glitzernden Fingernägeln herumlaufen, ist der Verdienst des Kölner Projektraumes Temporary Gallery, der sich mit dem Frauennetzwerk And she was like: BÄM! zusammengetan haben. An ihrem ausschweifend hippiesk ausgestaltetem Stand bietet die Künstlerin Magdalena Kita in einer Performance eine Kombination von klassischem Nägelmachen mit feministischer Beratung an. Auch die Psychologin Danie Meyer steht für therapeutische Gespräche zur Verfügung. Und falls das immer noch nicht hilft, kann man sich tolle Unterhosen-Editionen von Isabella Fürnkäs kaufen.
Produzentengalerie
Der Stand der Hamburger Produzentengalerie zeigt, dass Norbert Schwontkowski nicht nur ein großartiger Maler, sondern auch ein guter Lehrer gewesen ist. Zwei seiner früheren Studenten sind hier zu sehen: Christoph Blawert ist ein Flaneur durch alle Malstile, der in Köln mit einer Reihe kleinformatiger Arbeiten zu sehen ist, die mal auf Impressionismus und mal auf Surrealismus machen, aber unverkennbar etwas ganz Eigenes haben. Nicht zuletzt gibt er seinen Bildern die humorvollsten Titel, "The movie I did not see" oder "Great Expectations" (für einen Akt) zum Beispiel: Weit mehr als Blödelei steckt darin ein an Magritte und Kippenberger erinnernder Witz. Monika Michalko orientiert sich in ihren großformatigen Gemälden stilistisch an den 20er-Jahren. Klee, Kandinsky und folkloristische Traditionen scheinen durch; Referenzen, die sie souverän aufruft ohne und doch ganz in der Jetztzeit agiert.
Nir Altman
Malerei ist bei Johannes Tassilo Walter ein Prozess des Wegnehmens, Auslöschens, des Entzugs. In seinen auf Keilrahmen gezogenen Papierarbeiten hat er die Tusche buchstäblich abgeduscht; oder er bemalt sie von hinten, so dass die Farbe nur schwach durchschimmert. Durch Schichtungen entsteht räumliche Tiefe, mal legt sich ein weißes Blatt aber auch auf die Kompositionen wie ein Stoppschild, das vorm Betreten des Bildraums warnt. Und manchmal mischt sich in diese feinen Schattierungen von Weiß und Grautönen ein kaltes Blau oder ein warmer Rosa-Ton: Temperaturunterschiede rund um den Nullpunkt der Abstraktion.
Kraupa-Tuskany Zeidler
Anna Uddenbergs Skulptur streckt den Messebesuchern ihren Allerwertesten entgegen und beugt sich dabei so super-elastisch vornüber, wie es wohl nur unser Yoga-trainiertes Selbstoptimierungszeitalter hinbekommt. Mit Körperbildern beschäftigt sich auch Andrea Crespo, genauer mit der Darstellung von Behinderungen in den Medien. Crespo hat Screenshots aus TV-Shows oder Meme digital bearbeitet und in einen Rahmen gefügt, der selbst wie ein Korsett wirkt. Daneben lädt eine rosafarbene Liege des Kollektivs Slavs and Tatars zum Entspannen ein wie einst die Diwane von Franz West – allerdings ist die Liege aus Absperrgittern geformt, wie sie die Polizei bei Demonstrationen einsetzt. Trügerische Ruhe.
Sies + Höke
Am Stand der Düsseldorfer Galerie kann man unter anderem die Malerei Sophie von Hellermanns entdecken, die zunächst symbolistisch und surreal wirkt und durch die pastelligen Töne fast harmlos, aber durch Anspielungen auf historische und aktuelle Frauenfiguren politisch aufgeladen ist. Lustig und fies sind hingegen die Kartenbilder des Künstlerduos Fort: Sie haben auf abfotografierte und vergrößerte Spielkarten kurze Sätze geschrieben, die Horoskopweisheiten und Romantikklischees ins Unheimliche zieht: We burned moons behind us … Könnte auch als Tattoo in einem David-Lynch-Film durchgehen.