Kunstmesse in Köln

9 Highlights der Art Cologne

Auf der Kunstmesse Art Cologne zeigen gerade 170 Galerien ihre Werke. Bei diesen Ständen lohnt sich das Stehenbleiben besonders



Dittrich & Schlechtriem

Der Stand von Dittrich und Schlechtriem sticht in den Messehallen in Köln heraus, und nicht nur, weil es hier zur Vernissage Mutzenmandeln und Mettbrötchen gab. Eine grobe Gitterkonstruktion bricht selbstbewusst aus dem Einerlei der Kojen aus. Und Marta Dyachenko, die sich für das "New Positions"-Programm mit Betonreliefs und architektonischen Einbauten auf das brutalistische ICC-Gebäude in Berlin bezieht, ist so ambitioniert wie gelungen. 


Eigen + Art

Bei Eigen + Art sticht die neue Südafrika-Connection der Berliner Galerie hervor. Eine ganze Außenwand des Standes gehört Brett Charles Seiler. Der 1994 in Kapstadt geborene Künstler kombiniert melancholische Porträts und abstrahierte Landschaften mit Textarbeiten, die homosexuelle Liebe beschwören. Dazu sind Filme und spacig oszillierende Bilder der 1996 in Johannesburg geborenen Natalie Paneng als Beitrag zum New Positions Programm zu sehen. 


Deborah Schamoni

Welch eine sympathische Hommage: Kerstin Brätsch und Debo Eilers, zusammen als Kaya aktiv, haben Fotos der legendären Kölner Künstlerinnen und Künstler Isa Genzken, Rosemarie Trockel und Sigmar Polke durch die Kaleidoskop-Mangel gedreht, mit abgedrehten Mustern collagiert und übermalt. Am Stand von Deborah Schamoni werden diese Unikate kongenial ergänzt von Skulpturen von Judith Hopf. 


Ulrike Rosenbach und Gabriele Stötzer bei Gisela Clement

Bei Gisela Clement regieren Frauen, die Kunstgeschichte gemacht haben. Ulrike Rosenbach, die gerade zum 80. Geburtstag eine große Ausstellung im ZKM Karlsruhe bekommen hat, sitzt vergnügt in der Koje, und ihre Kunst wirkt absolut zeitgenössisch. Rosenbach richtet die Kamera auf sich selbst und schreibt sich in die Bildwelt ein. Zu sehen sind eine frühe Videoarbeit und teilweise aktuelle Varianten und Übermalungen der ikonischen Aneignung des Warhol’schen Elvis. Genauso spannend: der weibliche Fellkörper mit spitzen Brüsten der DDR-Dissidentin Gabriele Stötzer. 


Isa Genzken und Wolfgang Tillmans bei Buchholz

Die Kombination von Isa Genzken und Wolfgang Tillmans ist nichts Neues bei Daniel Buchholz, aber in diesem Jahr, während die großartige Genzken-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie läuft, noch überzeugender als sonst. Vor allem, weil Buchholz von beiden wunderschöne Werke mitgebracht hat – darunter auch eine der berühmten bebrillten Nofretete-Skulpturen von Genzken. 


Klára Hosnedlová bei Kraupa-Tuskany-Zeidler

Eine riesige ovale Wandarbeit, die aussieht wie aus filzigem Fell – in Wirklichkeit ist das raue Ding aus Leinenfasern geknüpft – empfängt einen an der Außenseite des Standes von Kraupa-Tuskany-Zeidler. Im Zentrum des Vulva-förmigen Objekts ist eine länglich-ovale Stickerei mit einem Ausschnitt eines nackten weiblichen Körpers zu sehen. Klára Hosnedlovás Installation bei Kraupa-Tuskany-Zeidler, die aus der großartigen Ausstellung der Künstlerin in der Kestnergesellschaft Hannover stammt, ist mehr als ein Hingucker. Und findet hoffentlich ihren Platz in einer Museumssammlung.


Tobias Spichtig bei Jan Kaps

Der in Berlin lebende Schweizer Künstler Tobias Spichtig hat sich seit einiger Zeit der Malerei zugewandt. Und seine Gothic-artigen Bilder von fast spinnenartig finsteren Nachtgeschöpfen werden immer intensiver. Bei Jan Kaps ist nun eines dieser neuen Gemälde das Kraftzentrum der Koje. 


LBBW-Sammlung

Die Präsentation der Sammlung LBBW auf der Art Cologne läuft natürlich außer Konkurrenz, aber erwähnt werden muss sie hier unbedingt, denn mit dem "Helikopter Nr 21" von Franz Ackermann zeigt sie unter anderem die größte Installation der ganzen Messe: Ackermann hat ein Auto mit Propeller, das Mitglieder der RAF für die Flucht aus dem Gefängnis entworfen hatten, nach den alten Plänen gebaut. Zum Abheben absurd. Außerdem gibt es hier unter anderem Werke von Tobias Zielony, Annette Kelm und Henrike Naumann zu sehen. 


Katherine Bradford bei Haverkampf-Leistenschneider

Die 1942 geborene Malerin Katherine Bradford ist eine der Ikonen queerer Kunst in den USA. Ihre verträumen, manchmal etwas surrealen Bilder von Schwimmerinnen und anderen Figuren in abstrakten Landschaften symbolisieren Empathie und Zusammenhalt. Gerade ist sie auch in Europa sehr präsent, unter anderem in einer Gruppenausstellung in der Kunsthalle Nürnberg – und am Stand von Haverkampf Leistenschneider auf der Art Cologne, wo einige zauberhafte Bilder von ihr zu sehen sind.