Charlotte Klobassa bei Zeller von Almsick
Es gibt eine Art von Kunst, die täglich überall auf der Welt entsteht, die aber selten beachtet wird: die Kritzeleien, mit denen Menschen in Schreibwaren- oder Künstlerbedarfsläden Stifte oder Pinsel ausprobieren. Die österreichische Malerin Charlotte Klobassa hat diese meist abstrakten Farbformen gesammelt und auf die Leinwand gebracht. Nun wirken die Bilder von weitem wie zarte Aquarelle, bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich jedoch als akribisch ausgearbeitete Ölmalereien. Dass die Künstlerin die Wände der Koje ihrer Galerie durch weiße Vorhänge ersetzt hat, verleiht dem Ensemble eine auf Messen seltene Leichtigkeit.
Zeller van Almsick, Wien, Stand: Alte Schmiedehalle
Copperfield Gallery
Auf einer Messe, wo leicht verkäufliche Medien wie Gemälde, Fotografie und kleinere Skulpturen dominieren, sticht die Videoinstallation bei der Londoner Galerie Copperfield heraus. Auf dem Bildschirm zwischen umgekippten Einkaufswagen läuft das Werk "Beyond The Substrata" des britisch-ghanaischen Künstlers Larry Achiampong, auf dem eine vermummte Person in einem verlassenen Supermarkt tanzt und eine Stimme aus dem Off über Rassismus und Rebellion reflektiert. Der apokalyptisch-poetische Film wird unter anderem flankiert von Achiampongs Collagen-Serie "Glyth" und glamourösen Fotografien von Ada M. Patterson. Eine überzeugende und dichte Inszenierung.
Copperfield Gallery, London, Alte Schmiedehalle
Rebekka Benzenberg und Monika Grabuschnigg bei Anton Janizewski
Ungewöhnliche Verhältnisse zu alltäglichen Gegenständen prägen den Stand des jungen Berliner Galeristen Anton Janizewski. Die Künstlerin Rebekka Benzenberg schafft Installationen aus alten Daunen- oder Lederjacken und gibt den ausrangierten Kleidungsstücken eine körperliche und skulpturale Qualität. Monika Grabuschnigg setzt sich mit Kühlschranktüren auseinander und verwandelt diese in glänzende Keramikwerke mit verschiedenen Ornamenten. Überraschenderweise gibt der Single-Kühlschrank, besonders nach der Pandemie, ein besonders kreatives und optisch verführerisches Vanitas-Symbol ab.
Anton Janizewski, Berlin, Kaltstahlhalle
Inge Mahn bei Kadel Willborn
Eine gelungene Inszenierung am Stand ist bei der Düsseldorfer Galerie Kadel Willborn zu finden. Eine monochrom weiße Installation der Künstlerin Inge Mahn thront im Zentrum und wird von den digital manipulierten Fotografienvon von Jan Paul Evers flankiert. So erhebt sich eine mächtige Welle hinter Mahns künstlerischem Balanceakt, bei dem ein Stuhl auf einer Kugel steht. Man sollte sich außerdem unbedingt um die Ecke des Stands trauen: Hinter einer Wand versteckt sich Inge Mahns wahrscheinlich lustigste Installation aus Miniatur-Hundehütten. Minimalistische Architektur mit Wassernapf.
Kadel Willborn, Düsseldorf, Alte Schmiedehalle
Alwin Lay bei Koenig2 by Robby Greif
Ein Kaffeeautomat ertränkt sich selbst. In einer ästhetisch nüchternen Fotoserie zeigt der in Rumänien geborene Künstler Alwin Lay das Luxusgerät, wie es in einem Glaskasten immer mehr braune Flüssigkeit mit Crema produziert - bis es selbst in seinen koffeinhaltigen Ausscheidungen verschwindet und nur noch ein dunkelbrauner Würfel übrig bleibt. Lay benutzt in diesem neu aufgelegten Projekt die Mittel der konzeptuellen Fotografie, lädt sie aber mit anarchisch-albernem Humor auf. Auch an den anderen Wänden des Project Spaces der Wiener Christine König Galerie finden sich Beispiele von Lays magischem Fotorealismus.
Koenig2 by Robby Greif c/o Galerie Christine König, Wien, Alte Schmiedehalle
Galerie Nordenhake
Eine Spinnencollage von Frida Orupabo, Farbrhythmen von Stanley Whitney und die scharfkantigen, präzisen Papieranzüge der Künstlerin Lap-See Lam, die leicht im Luftzug wehen: Der Stand der Galerie Nordenhake gleich am Eingang der Alten Schmiedehalle wirkt wie eine Mini-Museumsschau mit Lieblingspositionen und zeigt, wie man den sprichwörtlichen "Gemischtwarenladen" einer Messe zu einer stimmigen Gruppenschau komponieren kann.
Galerie Nordenhake, Stockholm, Mexiko-Stadt und Berlin, Alte Schmiedehalle
Sies+Höke
Wer beim Messebesuch ein bisschen klassischen Rheinland-Mythos sucht, kann seinen nachkriegsmodernen Appetit unter anderem beim Gemeinschaftsstand von Sies+Höke und Carolina Nitsch stillen. Dort bevölkern Werke von Sigmar Polke, Thomas Schütte und Gerhard Richter die Wände und Sockel. Eine Seite der Koje ist von einem großen Spiegelwerk von Richter dominiert. Dieses hat sich bereits als einer der beliebtesten Fotohotspots auf dem Messeareal etabliert. Der Stand zeigt, was viele Besucherinnen und Besucher am liebsten sehen: große Namen - und sich selbst. Gegenüber kommen dann die zeitgenössischeren Positionen zu ihrem Recht: Unter anderem Fort, Claudia Wieser und Gregor Lau.
Sies+Höke, Düsseldorf, Alte Schmiedehalle