An Lavalampen scheiden sich die Geister: Den einen leuchten sie den Weg zu Entspannung und möglicherweise gar psychedelischen Erkenntnissen, die anderen nervt das hippieske Farbgepansche der Leuchten, das mutmaßlich auf die geistige Verfasstheit ihrer Besitzer schließen lässt: wabernd, blubbernd. Möglicherweise ist es wirklich eine Frage des Geschwindigkeitsempfindens – ob man in den Lampen also Dynamik sieht oder Zähflüssigkeit, Aufbruch oder Versacken. Und vielleicht ist es daher mehr als bezeichnend, dass die Geschichte der Lavalampe, die vor 60 Jahren erfunden wurde, gleichermaßen auf ein Barerlebnis wie auch auf das zukunftsselige Space Age zurückgeht.
Anfang der 1950er-Jahre betrat der Pilot Edward Craven-Walker einen Pub in New Forest im Süden Englands und sah dort einen Cocktail-Shaker auf einem Herd, in dessen Innerem sich eine der beiden darin enthaltenen Flüssigkeiten in stetiger Bewegung befand. Was der Barbesitzer als Eieruhr nutzte, entwickelte Craven-Walker weiter zu einer Lampe, in der eine Glühbirne hydrophoben Wachs am Boden erwärmt, so dass er aufsteigt, erkaltet und wieder nach unten sinkt.
1963 kam das erste Modell auf den Markt und traf den Nerv der Zeit. Es war das Jahr, in dem George Maciunas das Fluxus-Manifest vorstellte, die Dekade, in der Designer wie Verner Panton die Zukunft als flauschig-amorphe Loungelandschaft imaginierten, die Ära der Weltraumerkundung und ersten Mondreisen. Alles schien in Bewegung zu geraten, die innersten wie die äußersten Welten. "Astro Lamp" taufte Craven-Walker sein Produkt ursprünglich und nannte die später zum Vertrieb gegründete Firma Mathmos – nach dem lavaartig blubbernden See aus "Barbarella".
"Wer unsere Lampe kauft, braucht keine Drogen"
Während in dem Filmklassiker Jane Fonda als Astronautin Barbarella durch die Galaxis reiste, rüttelten im echten Leben selbsternannte Psychonauten mithilfe von Hasch und LSD an den Pforten der Wahrnehmung. "Wer unsere Lampe kauft, braucht definitiv keine Drogen", hatte Craven-Walker zwar verkündet – gut zusammen gehen sie dennoch.
Für ihren Erfinder symbolisierte die Lavalampe den Kreislauf des Lebens: "Es wächst, zerbricht, fällt zusammen und fängt dann wieder von vorne an", sagte der im Jahr 2000 verstorbene Craven-Walker einmal – und was für die wabernden Flüssigkeiten im Inneren gilt, das gilt auch für die Popularitätswellen der Lampe.
Ihren größten Boom erlebte die Lavalampe in den 70ern, als sie auf Plattencovern, in Fernsehserien und Hollywoodfilmen auftauchten. David Bowie ließ sich in seinem Studio mit einer "Astro Mini" fotografieren, bei Beatles-Drummer Ringo Starr stand ein Exemplar im Wohnzimmer. Die Absatzzahlen stiegen rasant, weltweit wurden die Patentrechte verkauft.
Mit den Hippies waren auch die Lampen aus der Mode
In den 80ern brach der Markt dann ein. Mit der Hippiebewegung waren auch die Lampen aus der Mode gekommen – zur harten Punk-Kultur passten die soften Stimmungsleuchten so wenig wie zur brutal-neoliberalen Businesswelt. Ihr Comeback erlebte die Lavalampe in den 90ern, bei den Slackern der Generation X und den Jüngern der Goatechno-Szene, ein bisschen Retromanie war da aber wohl auch schon dabei.
Im Digitalzeitalter gibt es keine großen popkulturellen Trends mehr, aber die Firma Mathmos produziert weiter. Wir gratulieren aufrichtig zum Jubiläum und versprechen, ein Lichtlein anzuzünden.