Vor 40 Jahren stellte Steve Jobs den ersten Macintosh der Fachwelt vor. Das Modell 128k war eine Weiterentwicklung des Apple Lisa, der allerdings mit einem Preis von 10.000 Dollar den meisten zu teuer und somit auch wirtschaftlich erfolglos war. Der erste Macintosh wurde mit großem Aufwand vermarktet. Legendär ist bis heute der Super-Bowl-Spot "1984". Regie führte Ridley Scott und Referenz war das gleichnamige Buch von George Orwell.
Hier zeigte sich Apple als freiheitskämpfender "Underdog", um sich so gegen den damaligen Konkurrenten IBM zu positionieren. Ein vermeintlich rebellisches Narrativ, das sich Apple im Bereich Heimcomputer bis heute bewahren konnte und das das Unternehmen auch für Kreative interessant machte.
Aber was zeichnete den Mac, der nach einer Apfelsorte benannt wurde, aus? Der Computer war zum einen eine All-in-One-Lösung. Sprich: Monitor und Rechner-Hardware wurden in einem Gehäuse vereint. Es wurden außerdem erstmalig eine grafische Benutzeroberfläche und die Maus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Erfunden hatte das Konzept bereits Xerox im Jahr 1973.
"Form follows Emotion"
Hinzu kamen heute unverzichtbare Funktionen wie "Drag and Drop", die Logik des virtuellen Schreibtischs mit Ordnern und Papierkorb, "Undo", also das Widerrufen von Befehlen, und der Einsatz von grafischen Icons. Außerdem die sogenannte Designsprache "Snow White", die von Hartmut Esslinger und seiner Agentur Frog Design stammte. Esslinger wurde im Baden-Württembergischen Beuren geboren.
Das Konzept "Snow White" wurde bis 1990 weitergeführt. Die Farbgebung war heller als bei der Konkurrenz. Es ging letztlich um Schattierungen im Grauspektrum, und es sollten noch ein paar Jahre vergehen, bis Apple zum großen Design-Taktgeber und auch popkulturell von Bedeutung werden sollte. Hartmut Esslinger definierte das Designdogma "Form follows emotion", das bis heute die Produkte für Fans von Apple ausmacht.
Im Jahr 1996 stieg der britische Produktdesigner Jony Ive in das Unternehmen ein. Dieser war ein glühender Verehrer des hessischen Produktgestalters Dieter Rams und seiner Geräte für Braun. Er sollte bis 2019 die Designsprache der Produkte von Apple prägen und für den weltweiten Erfolg der Marke maßgeblich mitverantwortlich sein. Die auffällig bunten und transparenten iMacs G3 von 1998 brachen mit der dosengrauen Bürowelt, in die Computer bislang eingeordnet wurden. PCs wurden zu poppigen Lifestyle-Objekten und das Image der digitalisierten Schreibmaschine als Cubicles oder Löt- und Schrauberkisten in Geek-Garagen wurde entstaubt.
Vom Pixelschubsen zur digitalen Kunst
Für Kreative wurden Macs vor allem durch die Verbreitung und technische Weiterentwicklung von Laptops/Notebooks populär. Durch die steigende Rechenleistung wurde in den Bereichen Grafik, Gestaltung, Kunst und Musikproduktion immer mehr machbar, auch, weil viele Gewerke nun in einer Maschine konsolidiert werden konnten. Laptops ermöglichten plötzlich mobiles und nomadisches Arbeiten und konnten ins Atelier, Studio oder das Berliner Café St. Oberholz mitgenommen werden.
Das Modell PowerBook G4 von 2001 wurde immer häufiger auf Bühnen und DJ-Kanzeln der elektronischen Musik gesichtet. Der leuchtende Apfel auf der Displayrückseite wurde synonym für Genres wie IDM, Glitch und Clubmusik. Ein durchaus politisches Statement in Abgrenzung zur machohaften und phallischen E-Gitarre wie jene von Gibson oder Ibanez.
Aber nicht nur in der Musik kam schnell Kritik gegen die Digitalisierung der Künste auf, weil das Starren auf einen Bildschirm der Idee einer Performance grundlegend widersprach. Auch (digitales) Grafikdesign wurde lange als Pixelschubsen belächelt. Unterdessen sind Laptops aus der kreativen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Dabei war es nicht nur das ansprechende Design der Apple-Computer, das für den Erfolg in diesen Branchen so ausschlaggebend war. Es ist auch genau das, was Kritiker dem Mac als erstes vorwerfen: das geschlossene Ökosystem.
Schlechter Nährboden für Viren
Anders als beim Betriebssystem Windows, das auf Rechnern von hunderten Firmen laufen muss, bis hin zum selbstgebastelten PC, liegt Apples Geschäftsmodell auf der verkauften Hardware. Das hauseigene Betriebssystem MacOS läuft ausschließlich auf Apple-Computern, was allerdings auch ermöglicht, relativ stabile Arbeitsumgebungen zu schaffen, weil es weniger Variablen gibt, die die Software-Entwickler und Entwicklerinnen berücksichtigen müssen.
Für Menschen, deren Fokus auf intuitivem und kreativem Arbeiten liegt, wurde das zum erwünschten Standard. Apple verfügt so über eine wesentlich bessere Kontrolle darüber, wo und wie die eigene Software läuft. Computer stürzen infolge seltener ab, und Viren stellen auch kein allzu großes Problem dar, weil weltweit der Marktanteil von Macs zwar gewachsen ist, aber Windows immer noch den Großteil ausmacht. Und Viren suchen bekanntlich eine möglichst schnelle und einfache Verbreitung.
Heute sind 21 Prozent der genutzten Computer Macs und 69 Prozent booten über Windows. Vor 15 Jahren liefen noch über 95 Prozent aller Rechner mit Windows. Heute ist Apple zwar die wertvollste Marke der Welt, allerdings machen Computer mittlerweile nur noch einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes aus. Über 52 Prozent verdient das Unternehmen aus Cupertino mit dem iPhone. Etwa zehn Prozent setzt Apple mit Wearables und Zubehör wie AirPods und Apple Watches um, und gerade mal knapp acht Prozent des Gesamtumsatzes machen heute noch PCs und Laptops wie MacBook Air/Pro, iMac und Mac Pro aus.
Zurück zur Büromaschine
Die PCs haben, anders als noch vor 15 Jahren, etwas von ihrem Status als Lifestyle-Produkt und Statement eingebüßt. Für den alltäglichen "Use Case" braucht es auch keinen Computer mehr, um auf sozialen Medien aktiv zu sein oder Bankgeschäfte zu tätigen, dafür gibt es das Smartphone. Der Mac ist in seinen 40 Jahren fast wieder da angelangt, wo er angefangen hat. Er ist eine Arbeits- und Büromaschine, zugegebenermaßen in einer flexibleren und veränderten Arbeitswelt, weshalb es auch designtechnisch dieser Tage kaum noch große Revolutionen zu beobachten gibt.
Die eigentlichen Fortschritte finden bei Macs derzeit im Inneren statt. Seit 2020 produziert Apple eigene Prozessoren (M1, M2, M3), die das Konzept des Ökosystems noch konsequenter fortführen. Profis schwärmen aber von den gut geölten und schnellen Leistungen. Ein voll ausgerüsteter MacPro mit Apple-Monitor für Film und 3D-Medienproduktion kann dann auch mal bis zu 25.000 Euro kosten. Aber das betrifft in der Tat nur noch eine sehr spezielle wie spitze Zielgruppe.
Dennoch existieren bis heute fast religiöse Grabenkämpfe, wenn es um die Entscheidung "Mac oder Windows-PC" geht. Aber vielleicht braucht es auch so etwas im Alltag, so wie man sich einmal im Leben für die eine oder andere Fußballmannschaft entscheidet. Wer einmal im Boot sitzt, kommt so schnell nicht mehr heraus.