Mrs Rosler, auf der Art Basel Unlimited wird Ihre berühmte Fotomontage "House Beautiful: Bringing the War Home" gezeigt, die zwischen 1967 und 1972 entstand. Was hat Sie damals zu dieser Arbeit bewogen?
Als junge Frau wollte ich den Vietnamkrieg stoppen, und zwar sofort. Ich regte mich gleichermaßen über die Darstellungen des amerikanischen Heims und den Platz der Frau darin auf wie über die Bilder der Opfer unseres Krieges, die die wie lebensunwerte Kriminelle behandelt wurden.
Wie wurde die Serie ursprünglich ausgestellt?
Anfangs dachte ich nicht an ein Kunstwerk, das gerahmt und in Museen ausgestellt werden sollte. Stattdessen druckte ich die Bilder auf Flyer, die auf Antikriegsdemos verteilt wurden, und ein paar von ihnen landeten auch in Underground-Magazinen und Protestzeitungen. Und ich habe sie am Anfang als Dia-Show präsentiert, die am Rande von Podiumsdiskussionen gezeigt wurden.
Mittlerweile gilt die Reihe als Ikone der Friedensbewegung und der feministischen Kunstgeschichte; das Museum of Modern Art in New York erwarb vor einigen Jahren ein Set existierender Originalabzüge für seine Sammlung. Worin besteht die heutige Aktualität des Werks?
Heutzutage haben wir eine sehr viel klarere Sicht darauf, wie der Westen, und insbesondere die USA, seine Kriege im Ausland führt. Wir erkennen, dass es keine großen Unterschiede zwischen den Einsätzen im Irak und in Afghanistan und dem damaligen Krieg gegen die armen Bauern Vietnams gibt – was die unzulängliche Planung und den Mangel an Gründen für einen Krieg angeht und ebenso in Bezug auf die menschlichen und finanziellen Verluste auf beiden Seiten. Ich denke, die Betrachter können sowohl die unmittelbare Antikriegsstimmung als auch eine weitergehende Kritik an einer Weltanschauung in den Serien erkennen.
Zwischen 2004 und 2008 haben Sie die Arbeit um Bilder des früheren US-Präsidenten George W. Bush und Kriegsszenen aus dem Irak erweitert. Hat sich dadurch Ihr Blick auf die ursprüngliche Arbeit verändert?
Es war verstörend zu erleben, wie beide verschmelzen. Während ich die neuen Bilder machte, merkte ich, wie sie das ursprüngliche Set repolitisieren. Sie erinnern daran, dass es auch damals schon um politische Inhalte ging und nicht um eine etwas zahme Kritik an einem gewissen Lebensstil.