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10 Kunst-Filme, die sich im September lohnen

Mit deutschen Kunststars im Atelier, die Geschichte einer Mode-Dynastie und Greta Gerwig als suchende Fotografin: Das sind unsere Film-Tipps des Monats


Im Atelier mit Thomas Schütte

Handarbeit ist für ihn Trumpf. Thomas Schütte zeichnet, aquarelliert, modelliert mit Ton und Knetmasse und baut Holzstrukturen. Zweieinhalb Jahre hat Regisseurin Corinna Belz den Künstler mit der Kamera begleitet – für den Langfilm "Thomas Schütte – Ich bin nicht allein" und für den 53-minütigen Fernsehfilm "Die Geburt der Nixe", der nun bei Arte zu sehen ist. Hier fokussiert Belz auf die Skulptur einer Meerjungfrau, deren Entstehung die Filmemacherin von einem halbvergessenen Probeguss bis zur Fertigung in Bronze erlebbar macht. Spannend, wie Schütte mit den in das Projekt einbezogenen Spezialistinnen und Handwerkern über Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung diskutiert. Auch für die Regisseurin war dieser rote Faden in Form eines Kunstwerks ein Glücksfall. "Dokumentarfilme machen ist oft wie Goldschürfen", sagte Corinna Belz im Monopol-Interview. "Wenn irgendwo zwischen dem Schlamm und Geröll etwas glitzert, wird es interessant. Darauf kann ich mich verlassen. Die Meerjungfrau war so ein Motiv."

"Der Künstler Thomas Schütte - Die Geburt der Nixe", Arte Mediathek, bis 9. November

Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm von Corinna Belz über der Künstler Thomas Schütte
Foto: © Corinna Belz Filmproduktion

Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm von Corinna Belz über den Künstler Thomas Schütte


Wie lernt man die Kunst des Lebens?

Der US-Regisseur Mike Mills - der selbst bildende Kunst studiert hat - ist ein Meister der komplexen Charaktere. Seine Figuren sind vielschichtig, leicht verschroben und gerade wegen ihrer Beulen, Kratzer und Unzulänglichkeiten äußerst liebenswert. In seinem Film "Jahrhundertfrauen", der gerade auf der Plattform Mubi zu sehen ist, stellt er die Frage, wie wir eigentlich zu den Personen werden, die wir sind. Im Kalifornien der späten 1970er lebt die alleinerziehende Dorothea (Annette Benning) mit ihrem 15-jährigen Sohn Jamie (Lucas Jade Zumann) in einem Zwischending aus Pension, WG und Wahlfamilie. Die Mutter hat Angst, dass ihr der Teenager immer mehr entgleitet und bittet die Künstlerin Abbie (Greta Gerwig) und Jamies Freundin Julie (Elle Fanning), ihr mit der Erziehung ihres Sohnes zu "einem guten Mann" zu helfen. 

Jede der Frauen hat natürlich eine eigene Vorstellung davon, was das heißt. Und so werden in dem Film auf oft sehr witzige und undogmatische Art verschiedene Facetten des Feminismus verhandelt, die trotz des historischen Settings überraschend zeitgenössisch wirken. Die persönlichen Geschichten der Protagonisten verflechten sich dabei mit Originalaufnahmen aus dem 20. Jahrhundert (Punk-Konzerte, Vietnam-Kriegsszenen, Präsidenten-Ansprachen). Auch Künstlerin Abbie versucht, mit einer Fotoserie all ihrer Besitztümer ein visuelles Porträt von sich selbst zu erschaffen. Doch das Leben, das zeigt Mills' Film auf warmherzige und zärtliche Weise, ist viel zu kompliziert, als dass wir erklären könnten, woraus wir bestehen. 

"Jahrhundertfrauen", auf Mubi

"Jahrhundertfrauen", Filmstill, 2016
Foto: Splendid Film

"Jahrhundertfrauen", Filmstill, 2016


Von Dürer zum Selfie

Das schnell geschossene Bild von sich selbst - das sogenannte Selfie - ist seit der Einführung des Smartphones für viele junge Menschen alltäglich und gilt als Phänomen unserer Zeit. Dabei liegt der Ursprung des Selbstporträts weit zurück, wie "Die Selfie-Story - Vom Selbstporträt zur Ego-Sucht" zeigt, die bei 3-Sat in der Mediathek zu finden ist. Albrecht Dürers "Selbstbildnis im Pelzrock" löst im Jahr 1500 die Revolution aus, die sich später zum Massenphänomen entwickelt. Zwar ist es nicht das erste Selbstbildnis eines Künstlers, aber Dürer setzt sich selbst bewusster in Szene als gewohnt. "Wenn wir auf so ein Bild zurückblicken, können wir davon ausgehen, dass Dürer hier auch viel über sich selber mitteilen möchte", erklärt Kurator Gabriel Dette. Der Kunstexperte sieht in Dürers Inschrift eine Parallele zu den Bildunterschriften, wie sie in den sozialen Netzwerken zu finden sind.

Viele Künstlerinnen und Künstler lassen sich von Dürers Werken inspirieren. Im Jahr 1839 schießt Robert Cornelius dann das erste Foto von sich selbst mit einer Kamera. Anfang der 2000er macht der technische Fortschritt das Selbstporträt zur Selbstverständlichkeit - und zu einem Jugendtrend im Internet. "Es hat narzisstische, selbstverliebte Züge, deswegen ist nicht eine ganze Generation narzisstisch", sagt Psychologin Ines Imdahl. "Aber den Wunsch, sich quasi mit sich selbst zu beschäftigten, so nach außen zu tragen, auch nach außen zu repräsentieren, der ist schon extrem geworden."

Dass sich daraus auch ein Geschäft machen lässt, zeigt das "Supercandy Pop-Up Museum" in Köln, dem die Filmemacher einen Besuch abstatten. Ein Ort, der mit seinen künstlichen Kulissen und grellen Farben Selfie-Liebhaber zum Fotos machen einladen soll. Die Gäste hier geben zum Teil an, mehr als 1000 Selfies mit ihrem Handy gemacht zu haben.

Während viele dieser Selfies schnell geschossen sein dürften, widmet sich die Doku auch Künstlerinnen und Künstlern mit besonderen Ansprüchen an ihre Fotos. Die Fotografin Laura Zalenga nutzt ihre Selbstporträts für eine umweltpolitische Botschaft. "Es ist einfach für mich auch ein großes Thema, dass der Mensch sich in die Natur einfügt und nicht andersherum", sagt sie. In ihren Fotos posiert Zalenga in der Natur, stellt mit ihrem Körper die Verlängerung eines Baumstamms dar oder fügt sich in eine Felsspalte ein. Auch wenn das kurzweilige Dokumentarformat in 40 Minuten nicht jeden Aspekt vertiefen kann, gelingt es ihm doch, ein umfassendes Bild des Phänomens Selfie zu zeichnen und verschiedenste kulturelle Facetten zu streifen.

"Die Selfie-Story - Vom Selbstporträt zur Ego-Sucht", 3-Sat-Mediathek, bis 2029

"Die Selfie-Story - Vom Selbstporträt zur Ego-Sucht"; Filmstill, 2024
Foto: Lars Hering/ZDF/dpa

"Die Selfie-Story - Vom Selbstporträt zur Ego-Sucht"; Filmstill, 2024


Eine schrecklich modische Familie

Extravaganz, Provokation und eine Menge Sex-Appeal: Dafür steht das italienische Modeunternehmen Versace, das 1978 von Gianni Versace gegründet wurde. Ein Dokumentarfilm, der gerade bei Arte zu sehen ist, blickt hinter die glamourösen Kulissen und legt die Dramen, Intrigen und persönlichen Kämpfe der unternehmerisch talentierten Familie offen. 

Schon als Junge verbrachte Gianni Stunden im Schneideratelier seiner Mutter und drapierte aus ein paar Stoffstücken elegante Abendroben - wobei ihm seine kleine Schwester Donatella als Muse diente. Aufnahmen aus dem privaten Archiv stellen die innige wie komplexe Beziehung der Geschwister dar und erzählen von der fast symbiotischen Arbeitsweise zweier Perfektionisten.

Die frühen Schauen in Mailand und späteren Haute-Couture-Kollektionen zeigen, dass Gianni Versace seiner Zeit voraus war. Als erster Designer setzte er auf große Werbekampagnen mit Starfotografen und entdeckte die Macht der Superstars, mit denen er ikonische Fashion-Momente schuf. Unvergessen bleibt bis heute das Sicherheitsnadel-Kleid von Liz Hurley oder das jungle dress von Jennifer Lopez, für das Google einst die Bilder-Suche initiierte.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges wurde der Modemagnat am 15. Juli 1997 vor seiner Villa erschossen. Als Haupterbin hatte er seine elfjährige Nichte Allegra, Tochter von Donatella, ernannt. Stellvertretend übernahm Giannis Schwester die künstlerische Leitung der Marke und schaffte es trotz damaliger Drogen- und Alkoholsucht, das Erbe von Versace zu erhalten. Nach einem wackeligen Start modernisierte sie die Designs maßgeblich und ist mittlerweile selbst zur Ikone aufgestiegen. Wie die "Versace-Saga" eindrücklich zeigt, hat das Modehaus die Vergangenheit, die mit viel Schmerz und Trauer verbunden ist, verarbeitet und in eine triumphale Erfolgsgeschichte verwandelt.

"Die Versace-Saga", Arte Mediathek, bis 8. Oktober

"Die Versace-Saga", Filmstill
Foto: Courtesy Arte

"Die Versace-Saga", Filmstill


Die Künstler der Beat Generation in New York

Heute geht es in der Kunst oft um Kollaboration statt Genie-Wettbewerb. Ein Vorbild dafür findet man auch bei der US-amerikanischen Beat Generation, die sich unabhängige Kunstorte schuf und ihre Kreativität genreübergreifend auslebte: William Burroughs zeichnete und arbeitete mit "Cut-ups"; Michael McClure kam ursprünglich nach San Francisco, um bei Mark Rothko an der California School of Fine Arts zu studieren; Jay DeFeo antwortet in ihrer in Grafitstift auf Papier entstandenen Zeichnung "The Eyes" (1958) auf ein Gedicht des Beat-Poeten Philip Lamantia.

Auch "Pull My Daisy" ist ein Beispiel für eine solche Kollaboration: 1959, als der Beat-Hype in vollem Gange ist, widmen sich der Fotograf Robert Frank und der Maler Alfred Leslie den Dreharbeiten für ihren Kurzfilm, der lange als visuelles Pendant zu Kerouacs spontaner "Bop Prosody" verstanden wurde. Kritiker feierten den Film – im Gegensatz zu der im selben Jahr entstandenen MGM-Interpretation der Beatnik-Gegenkultur – als Meisterwerk der Improvisation. 

Fast zehn Jahre nach der Veröffentlichung ließ Leslie dann aber durchsickern: Ganz so spontan war das alles doch nicht. "Pull My Daisy" wurde zeitaufwendig geplant, geprobt und an einem professionellen Filmset gedreht; Kerouac brauchte für sein Skript oft mehrere Anläufe. Dass auch die mehreren Stunden Filmmaterial auf einen 28-minütigen Zusammenschnitt heruntergekürzt wurden, tut "Pull My Daisy" als Artefakt der New Yorker Beat-Szene aber keinen Abbruch: Allein für die Szenen, in denen Allen Ginsberg, Gregory Corso und Peter Orlovsky herumalbern und einen Joint herumreichen, lohnt sich der Film auch heute noch allemal.

"Pull My Daisy", Youtube

Pull My Daisy
© Robert Frank

Robert Frank "Pull My Daisy", 1959 © Robert Frank

 

Die Bücher des Lebens von Oda Jaune

Aufgewachsen ist die Malerin Oda Jaune als Susan Michaela Danowska in einer Künstlerfamilie in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Als Jugendliche kam sie nach Heidelberg, studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und wurde Meisterschülerin beim Großkünstler Jörg Immendorff - und später auch seine Frau. Nach dem Tod ihres Mannes, der sich auf ihren Wunsch hin auch ihren Künstlerinnennamen ausgedacht hatte, war sie insbesondere in der Rolle der Witwe bekannt. Doch mit ihren Ausstellungen "Miss Understand“ (2024) und "Wonderlust“ (2022) war sie zuletzt auch wieder als Malerin von New York bis Paris präsent. 

Ihre Werke sind dabei so verstörend wie rührend. In einer Folge der Arte-Sendung "Das Buch meines Lebens" stellt Jaune im Gespräch mit Jagoda Marinić anhand von persönlichen Anekdoten mehrere Titel vor, die sie seit Jahren begleiten – darunter Werke von Gabriel Garcia Márquez und Max Ernst. Sie erzählt außerdem von ihrem künstlerischen Schaffen, dem Ursprung von Sekundenideen und ihrer Faszination für Abgründe und Poesie.

"Das Buch meines Lebens mit Oda Jaune", Arte-Mediathek, bis 30. August 2029

Die Malerin Oda Jaune bei Arte
Foto: Courtesy Arte

Die Malerin Oda Jaune bei Arte


Das künstlerische Vermächtnis des James Baldwin

Im August 1924 wurde der US-amerikanische Intellektuelle und Autor James Baldwin geboren - und auch 100 Jahre später sind seine Gedanken zu Rassismus, Gewalt und Freiheit für viele Kunstschaffende wichtige Pfeiler ihrer Arbeit. 2016 benutzte der haitianische Regisseur Raoul Peck Baldwins Schriften und Interviews, um im Filmessay "I Am Not Your Negro" eine alternative Geschichte der USA zu erzählen: eben nicht das bekannte Märchen von Siegen und unbegrenzten Möglichkeiten, sondern eine Historie der Unterdrückung aus Sicht der Schwarzen Bevölkerung. "Die Geschichte der Schwarzen in Amerika ist die Geschichte Amerikas", sagt der Schauspieler Samuel L. Jackson, der im englischen Original das Voiceover des Films spricht. Den deutschen Part übernimmt der Rapper Samy Deluxe. 

Peck montiert Baldwins Zitate so virtuos wie bedrückend über Bilder der Sklaverei, der Bürgerrechtsbewegung und der US-Konsumkultur. Und zeigt so, dass auch das visuelle Gedächtnis der Vereinigten Staaten (Stichwort Hollywood) von rassistischen Tropen durchzogen ist. Baldwin tritt als geistreicher - und auch humorvoller - Mahner auf, der die Gesellschaft, in der er lebt, sowohl von innen als auch als Analyst von außen kommentiert. Seine Thesen haben auch fast 40 Jahre nach seinem Tod nichts an Aktualität eingebüßt - und so landet Peck schließlich in der Gegenwart bei der "Black Lives Matter"-Bewegung und der damals noch bevorstehenden Präsidentschaft von Donald Trump.

"I Am Not Your Negro", Salzgeber Club

James Baldwin in "I Am Not Your Negro", 2016
Foto: Salzgeber

James Baldwin in "I Am Not Your Negro", 2016



Daniel Richter und der Tanz durch den Kunstzirkus

In manchen Filmen dieser Art erkennt man den Künstler vor lauter Raunen nicht. In Pepe Danquarts Porträt "Daniel Richter - Game of Colors" hat vor allem die Titelfigur das Wort – und drumherum ein paar Weggefährten als "Talking Heads", aber eben nicht zu viele. Der Kunstzirkus scheint den Maler nicht allzusehr zu stören, mitunter scheint er den Trubel ein bisschen zu genießen.

Die Kamera begleitet den Künstler auf Vernissagen und Eröffnungspartys in Paris oder New York; Clips aus spektakulären Auktionen sind ebenso Teil des Films. Im September 2020 kommt Richters Öl-und-Lackbild "Das Recht" (2001) im Kölner Auktionshaus Van Ham unter den Hammer. Auf dem Bild knüppeln zwei Kerle ein Pferd nieder, das auf dem Rücken liegt. Der Schätzpreis des Gemäldes liegt bei 250.000 Euro, am Ende des Bieterdramas wird das Bild für über 438.000 Euro verkauft.

Richter nimmt solche Preisspiralen gelassen. "Kunst ist nun mal ein Luxusgut", kommentiert der Künstler, der als Jugendlicher in der Hausbesetzerszene in Hamburg aktiv war und der seine Werke indes nicht als "politisch", sondern besser als "politisiert" auffassen will. Denn: "Spätestens, wenn die Kunst in den Warenkreislauf eingeht, ist es heikel, von ’politischem Anspruch’ zu reden."

Reden aber muss man – über Kunst, wie sie entsteht und rezipiert wird. Am Anfang von "Daniel Richter" denkt der Künstler laut darüber nach, wozu ein Film über ihn gut sein soll. "Was man macht, muss überprüfbar sein", erklärt Richter. Er sei nicht an einem Bild von sich selbst interessiert, sondern wolle dem Publikum zeigen "an was für einer Form von Kunst ich hier arbeite".

"Daniel Richter - Game of Colors", Arte-Mediathek, bis 28. November

"Daniel Richter" Filmstill, 2023
Foto: Marvin Hesse

Daniel Richter in einer Szene des Films "Daniel Richter"


Die Geschichte des Comics in neuen Bildern

Das Medium des Comics lebt von der Lust an Bildern und Geschichten - und so liegt es nahe, die Historie dieser Gattung ebenso bunt und ereignisreich zu erzählen. Die vierteilige Serie "BÄM! – Die Geschichte des Comics" bei ARD Kultur ist selbst als Zeichentrickformat gestaltet und verbindet die Erinnerung an Klassiker aus Europa, den USA und Japan mit einer Rahmenhandlung in einem Kurhotel für gescheiterte Comicfiguren. 

Ein Neuzugang, der sich so gar nicht auf Gesprächsrunden und Therapiesitzungen einlassen will, bringt dort einiges durcheinander. So wird die Reise durch die Geschichte der gezeichneten Helden und Schurken auch für Amateurinnen interessant, die nicht ihre ganze Jugend mit der Nase in Marvel-, Manga- oder "Asterix"-Heften verbracht haben. 

"BÄM! – Die Geschichte des Comics", ARD Kultur

Das ARD-Format "BÄM" erzählt die Geschichte des Comics
Foto: ARD

Das ARD-Format "BÄM" erzählt die Geschichte des Comics


Kafka für Einsteiger

Wer dachte, Franz Kafka sei nur ein depressiver, weltfremder Schriftsteller gewesen und deshalb seine Werke verschmäht hat, wird den Künstler in der Arte-Dokumentation “Kennen Sie Kafka?” von einer unerwarteten Seite kennen lernen. Mit Archivmaterial werden hier seine Jugend und sein Weg zur Literatur dargestellt. 

Nach seinem Tod wurde er für surreale Texte wie "Das Schloss" und "Die Verwandlung" bekannt, doch eigentlich sollte Franz den Familienbetrieb übernehmen. Er studierte stattdessen Jura und lernte Max Brod kennen, der einen Großteil seiner nebenberuflich produzierten Werke posthum veröffentlichte. Kafkas frustrierende Haupttätigkeit war eine Stelle in der Arbeiterunfallversicherung - doch diese, nun ja, "kafkaesken" Erfahrungen seines Alltags gaben ihm vermutlich auch Impulse für seine Schriften und Karikaturen. Über seine künstlerische Gabe sagte er: "Ich war einmal ein großer Zeichner, nur habe ich dann einmal bei einer schlechten Malerin zu lernen angefangen und mein ganzes Talent verdorben."

Das Groteske und Amüsante in seinem Werk wird in der heutigen Lektüre oft von der Trockenheit und Brutalität der Worte überdeckt. Freunde erzählten, dass Kafka öfters im Literaturcafé saß, seine Texte las und laut darüber lachte. Dennoch wird der Autor oft als verschlossener Eigenbrödler rezipiert - was zeigt, wie selektiv Kulturgeschichte geschrieben wird.

“Kennen Sie Kafka?”, Arte-Mediathek, bis 2029

Franz Kafka, undatiertes Porträt
Foto: CTK/CTK/dp

Franz Kafka, undatiertes Porträt