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10 Kunst-Filme, die sich im Januar lohnen

Ein geläuterter Kunstmarkt-Betrüger, ein manischer Surrealist und ein Foto-Krimi aus einer untergegangenen Stadt: Das sind unsere Filme des Monats 


Narzisst und Stehaufmännchen: Der Fall Helge Achenbach

Am Flughafen Düsseldorf begann "der Untergang unserer kleinen Welt", wie es Dorothee Achenbach, Ex-Ehefrau des Kunstberaters Helge Achenbach, gleich am Anfang formuliert. Statt sich zu Hause vom Flug aus Washington auszuruhen, wurde der Gatte 2014 wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue verhaftet und gleich ins Gefängnis gebracht.

Eigentlich hatte der ehemalige Sozialarbeiter hier genug Zeit, um seine Begabung, schwerreiche Sammler und Firmen wie IBM, VW oder die Bundesbank in Illusionen zu wiegen, hinter sich zu lassen. Allein im Fall des Aldi-Besitzers Berthold Albrecht, dem Achenbach über Jahrzehnte das erwirtschaftete Geld durch gefälschte Kaufpreise auf sein eigenes Konto abzwackte, entstand ein Schaden von 20 Millionen Euro.

Stattdessen schlüpft der inzwischen 70-jährige vor der wohlwollend geduldigen Kamera des Films "Der Illusionist" in die nächste Verführungsrolle. Man sieht ihn reumütig umherschleichen, auf einem Bauernhof am Niederrhein, der Schatten des einstigen großspurigen Selbst, der sich "zur Strafe" nun im Verein Culture without Borders engagiert.

Der "Narzisst", so nennt er sich selbst, rechtfertigt sich und schwört, seine Lektion gelernt zu haben. Das mag man bezweifeln, angesichts der kritischen Kommentare von Wegbegleitern wie der Galeristenlegende Rudolf Zwirner oder des Beuys-Schülers Heinz Baumüller, der zu Protokoll gibt, dass die Kunst für Achenbachs Geschäftstüchtigkeit austauschbar gewesen war.

Hinzu kommt dessen sichtliche Zufriedenheit, die alten Erfolgsgeschichten erneut erzählen zu dürfen. Dazwischen reiht Regisseurin Birgit Schulz Fotostrecken von glitzernden Partys aneinander, gefolgt von Archivmaterial aus der Jugend des Ex-Hippies und aus dem Düsseldorfer Kunstmilieu, in dem spätestens in den 1980er-Jahren zeitgenössische Werke als "Wandaktien" entdeckt wurden. Irgendwann führt Achenbach in Archivaufnahmen ein Filmteam stolz durch das Lager seiner Firma Achenbach Art Consulting mit 2500 Werken – nach seiner Verurteilung wurden diese versteigert.

"Der Illusionist", 3-Sat-Mediathek, bis 10. März

Helge Achenbach in "Der Illusionist", Filmstill, 2023
Foto: Bildersturm Filmproduktion

Helge Achenbach in "Der Illusionist", Filmstill, 2023


Die Kunsthochschule als Kosmos

Zwischen Ende und Neuanfang liegt ein weißer Raum, eine kurze Zeit des Limbo. In "The African Desperate", dem ersten Langfilm der US-Künstlerin Martine Syms, ist es Palace Bryan (gespielt von der Künstlerin Diamond Stingily), die in diesem Schwebezustand weilt: in den 24 Stunden zwischen ihrem Abschlussgespräch zum Master der Bildenden Künste und ihrer Heimreise zurück nach Chicago. Da ist diese Party, zu der Palace "ganz sicher nicht" gehen wird, wie sie immer wieder betont, obwohl sie dort auflegen wollte. Natürlich geht sie doch, strudelt durch die Nacht, zwischen Keta und Orangenwein, Masturbations-Videoinstallationen und bis zum Ende aufgeschobenen Liebschaften.

Die Kunsthochschule ist ein hermetischer Raum, der nach seinen eigenen seltsamen Regeln funktioniert. Die im Namen der Kunst und der Selbsterschaffung eingeforderte Nähe birgt Raum für Verletzungen, etwa die kleinen, natürlich gar nicht rassistisch gemeinten Kommentare von Dozentinnen und Freunden, die von der Regisseurin mit Memes unterlegt sind, um ihre Unangemessenheit zu unterstreichen. 

Wie auch in ihren kürzeren Videoarbeiten, von denen einige ebenalls bei Mubi zu sehen sind, widmet sich Martine Syms in "The African Desperate" Schwarzer Weiblichkeit, oder vielmehr dem Aushalten einer Umwelt, die diese Realitäten nicht teilt. Als "The African Desperate" bezeichnet die Protagonistin Palace ihren existentiellen Zustand – und bedient sich bei ihren Erklärungen desselben abstrusen Kunstsprechs wie die fast ausschließlich weißen Menschen um sie herum, die ihre Erfahrungen als Teil der Konstruktion ihrer Künstlerinnenidentität abtun. Zu sehr schwimmen sie in der Selbstversicherung, weltgewandt zu sein, um den eigenen Rassismus zu erkennen.

"The African Desperate", auf Mubi

Martine Syms "The African Desperate", Filmstill, zu sehen auf Mubi
Foto: Courtesy Dominica Inc und Mubi

Martine Syms "The African Desperate", Filmstill, zu sehen auf Mubi


Sie sind überall - Brüste in der Kunst

Sinnlichkeit, Spiritualität und das Nährende, aber auch Sexualisierung, Erniedrigung und die Vorherrschaft des männlichen Blicks in der Kunst: Für all das steht das Motiv der weiblichen Brust. Obwohl das Körperteil seit Jahrhunderten in der Geschichte der Skulptur und Malerei omnipräsent ist, wurde dazu lange kaum geforscht. Das hat sich geändert, und sowohl Kunsthistorikerinnen als auch Kuratoren und Künstlerinnen beschäftigen sich mit der vielschichtigen Bedeutung von Brüsten (lesen Sie hier ein Interview zur Publikation "Boobs In The Arts"). 

Auch ein neuer Dokumentarfilm von Regisseurin Grit Lederer begibt sich anhand zahlreicher Beispiele auf Spurensuche. Von der stillenden Gottesmutter über selbstbestimmte Darstellung von Mutterschaft bis zur zeitgenössischen feministischen Performance geht es um die Ikonografie einer Körperregion, die hochpolitisch ist und immer im Spannungsfeld zwischen Zeigen und Verbergen steht. Zu Wort kommen unter anderem die Künstlerinnen Orlan und Adelaide Damoah und die Direktorin der Berliner Gemäldegalerie, Dagmar Hirschfelder. 

"Die Brust in der Kunst", Arte-Mediathek, bis 25. Juni

Jean Fouquet "Die Jungfrau von Melun", 1452-58
CC via Wikimedia Commons

Jean Fouquet "Die Jungfrau von Melun", 1452-58


Salvador und die Surrealismus-Maschine

Was Salvador Dalí zuerst von seiner späteren Frau sieht: ihre Kehrseite. In einem Flashback des Films "Dalíland“ zurück in die späten 1920er steht Gala halbnackt an einem katalanischen Strand. Der noch junge Künstler und ewige Rückenfetischist erblickt sie durch ein Fenster, schlingt sich ein Tuch um die Stirn, steckt eine Rose hinein und schreitet zum Meer und zur Muse. Es ist wohl Liebe auf den ersten Blick. Die Surrealisten René Magritte und Luis Buñuel werden dann Zeugen einer missglückten Brautwerbung, denn Dalí wirft sich zwar vor der Schönen auf den Boden – allerdings aufgrund eines hysterischen Lachkrampfs. Gala ist dennoch angetan von dem seltsamen Fremden. Es ist der Anfang einer großen, sehr komplizierten Liebesgeschichte.

Bis auf ein paar Schlenker in die Vergangenheit konzentriert sich der Film auf eine späte Phase des Paars ab Mitte der 1970er-Jahre. John C. Walsh, der das Drehbuch zu "Dalíland“ schrieb, und die Regisseurin Mary Harron ("I Shot Andy Warhol“, "American Psycho") sind selbst ein Ehepaar. Vielleicht einer der Gründe, warum die Szenen einer Ehe zu den Höhepunkten des Films zählen. Außerdem sind Ben Kingsley und Barbara Sukowa in den Hauptrollen zu erleben. Kingsley, von kompakterer Statur als der im Alter hagere Künstler, wirkt als reifer Dalí erstaunlich glaubhaft. Ihm ebenbürtig ist Barbara Sukowa: herrisch und aufbrausend, aber nie ins Unsympathische wegdriftend.

Wir lernen die Dalís in einer Suite des St. Regis Hotel in Manhattan kennen, in ihrem angestammten Winterquartier in den 1970ern. Der Künstler hat seinen kreativen Zenit überschritten. Er malt und zeichnet nicht mehr so viel, sondern feiert lieber pompöse Feste, mit jungen Popstars wie Amanda Lear, Alice Cooper und dem Broadway-"Jesus Christ Superstar“ Jeff Fenholt, auf den Gala ein Auge geworfen hat.

Parties? Aktionskunst, könnte man heute sagen. Dalí hat diesem Feld sicher den Weg bereitet. Sein New Yorker Galerist ist allerdings recht unzufrieden mit dem Output der Künstlerlegende. Er schickt den abgebrochenen Kunststudenten James Linton (Christopher Briney) in die Manege des Malers. Dalí findet Gefallen an dem jungen Mann, nennt ihn San Sebastian (nach Gustave Moreaus Bildnis des mythischen pfeildurchbohrten Jünglings) und kührt James zum persönlichen Assistenten.

Eigentlich ist es eine gute Idee, eine fiktive Figur in eine unübersichtliche (weil reale) Gemengelage hineinzustecken. Wir sehen die Dalís und ihren Bekanntenkreis mit James’ Augen. Leider ist Briney darstellerisch viel zu blass und seine Rolle zu uninteressant. Seine ersten Schritte in der Kunstwelt, sein Flirt mit dem Partygirl Ginesta (Suki Waterhouse) lenken mitunter arg von der Hauptattraktion ab: dem hohen Paar. 

"Dalíland", Amazon Prime, zum Leihen und Kaufen

"Daliland", Filmstill, 2023
SquareOne Entertainment

"Daliland", Filmstill, 2023


Das bunte Vermächtnis einer untergegangenen Welt 

Wer heute als kunstinsteressierter Mensch den Namen Miami Beach hört, denkt wahrscheinlich zuerst an die Art Basel und schicke Ferienresorts für Galeristen und Sammlerinnen. In den 1970er-Jahren war der Strandort in Florida jedoch vor allem ein Alterssitz für jüdische Emigrantinnen und Emigranten, viele davon Holocaust-Überlebende aus Europa. Trotz oder gerade wegen aller erlebten Schrecken war die Gemeinschaft fest entschlossen, ihren Lebensabend zu genießen. Es wurden rauschende Feste gefeiert, in den florierenden Hotels wurden improvisierte Synagogen eingerichtet. 

"Miami war ein Shtetl", sagt der Fotograf Gary Monroe im Dokumentarfilm "The Last Resort". Zusammen mit seinem Studienkollegen Andy Sweet dokumentierte er diese besondere Welt mit der Kamera - bis das Projekt ein brutales Ende fand und Sweet Opfer eines Verbrechens wurde. 

"The Last Resort" will in einer Stunde ziemlich viele Geschichten gleichzeitig erzählen: die jüdischen Lebensrealitäten in South Beach und den Abstieg der Gegend zum Kriminalitäts-Hotspot in den 1980er-Jahren, die Arbeit von zwei ambitionierten Fotografen und den viel zu frühen Tod von Andy Sweet, dann geht es auch noch um die Wiederentdeckungen seiner farbenfrohen Aufnahmen aus den Hotelresorts der 70er. Trotzdem entsteht dabei eine sehenswerte Collage aus einer wenig bekannten Zeit Miamis. Und die Fotos von Sweet und Monroe sollten unbedingt ein größeres Publikum finden. 

"The Last Resort", SWR-Mediathek, bis 5. März

"The Last Resort", Filmstill, Foto von Andy Sweet
Foto: The Last Resort Movie

"The Last Resort", Filmstill, Foto von Andy Sweet


Der Tod einer Legende und das Weiterleben einer Künstlerin

Vor rund 43 Jahren wurde der ehemalige Beatle John Lennon erschossen. Wie konnte es dazu kommen? In einer neuen Dokumentarserie auf Apple+ erzählen die Menschen, die damals vor Ort waren, die Geschehnisse nun aus ihrer Perspektive. Zeitzeugen schildern Eindrücke vom letzten Tag des Musikers, von den Ermittlungen und dem folgenden Prozess. 

Die Journalistin Laurie Kaye etwa, die das letzte Interview mit Lennon und seiner Frau Yoko Ono führte, kommt zu Wort. Aber auch die Ex-Freundin des Mörders Mark David Chapman, die dessen Vergangenheit beleuchtet. Ringo Starr berichtet über die Tage nach dem Mord und wie er mit Künstlerin Yoko Ono in ihrer New Yorker Wohnung trauerte. Unter dem Fenster sangen Massen von Fans Beatles-Lieder. 

Am beeindrucktesten ist wohl der Zoom auf Ono selbst. Sie ließ eventuelle Verschwörungstheorien hinter Lennons Tod untersuchen, die mit seiner politischen Gesinnung zusammenhängen sollten, versucht, die Trauer zu beschreiben, die der plötzliche Tod ihres Mannes in ihr hinterließ. Der gewalttätige Tod eines Menschen, der doch immer nur Frieden wollte. Schließlich bekommt man einen intimen Einblick in das Making-Of des "Season of Glass"-Covers. Auf diesem zeigt John Lennons blutverschmierte Brille nur einen Hauch des Horrors, den Yoko Ono durchlebte. 

"John Lennon: Murder Without a Trial", bei Apple+

"John Lennon: Murder Without a Trial", Filmstill
Foto: Courtesy Apple

"John Lennon: Murder Without a Trial", Filmstill


Wenn Installationen zum Leben erwachen

Der US-Künstler Nari Ward macht alltägliche, oft gefundene Objekte zu Artefakten, die vom sozialen Geflecht einer Stadt und vom Zusammenleben erzählen. Bekannt wurde er unter anderem mit einer beklemmenden und poetischen Installation aus schmutzigen Kinderwagen und Feuerwehrschläuchen, die er im öffentlichen Raum in New York gesammelt hatte. 

In der Londoner Filiale seiner Galerie Lehman Maupin zeigt Ward noch bis zum 6. Januar seine Ausstellung "Balance Fountain". Darin beschäftigt er sich unter anderem mit improvisierten Gedenkorten, die zum Beispiel nach Vebrechen auf Gehsteigen entstehen und eine Nachbarschaft zusammenbringen können. Für eine Performance lud der Künstler außerdem die Tänzerinnen und Tänzer Kym Alexander, Nahum McLean und Stephen Quildan ein, um mit seinen Skulpturen und Wandarbeiten zu interagieren. Entstanden ist ein intensives und meditatives Ritual zwischen Trauer und Nähe, das den White-Cube-Ausstellungsraum ein bisschen menschlicher macht. Zu sehen ist die Performance auch auf YouTube.

"Nari Ward: Groundin’ Visible", auf Youtube

Künstler Nari Ward
Foto: Courtesy Lehman Maupin

Künstler Nari Ward


Das gute Leben?

Die DJ und Produzentin Gudrun Gut ist nicht nur eine Ikone der elektronischen Musik in Deutschland, sondern auch eine eifrige Zeichnerin. Während eines Zoom-Interviews mit einem sehr eifrigen Journalisten wuselt ihr Bleistift ununterbrochen auf einem Stück Papier herum. Das weiße Blatt: der Feind einer jeden Künstlerin und gleichzeitig eine Möglichkeit des Neubeginns. Die Grundlage für ein neues Meisterinnenwerk. 

"Das weiße Blatt" ist auch der Titel der ersten Folge der RBB-Miniserie "Gut", die die inzwischen 66-jährige Musikerin begleitet und ihr neues Dasein als Landbewohnerin in Brandenburg zeigt. Es ist einer der vielen ironischen Aspekte des heutigen Berlins: Die kreativen Pioniere, die die Stadt zu einem Sehnsuchtsort für Techno-Tänzer und Nachtschwärmerinnen gemacht haben, wohnen inzwischen mehrheitlich in der Uckermark. Sie ziehen lieber ihr eigenes Gemüse und backen Brot, anstatt in den nebligen, verschwitzten Clubs der Stadt abzuhängen. 

Die drei Folgen von "Gut" sind - zum Glück - kein klassisches Porträt. Vielmehr inszeniert die Hauptperson das Geschehen merklich selbst, und das mit einer wohltuenden Portion Selbstdistanz und Humor. Zwar erzählt Gudrun Gut sehr unterhaltsam von ihrem Wedegang (schon ihre Oma startete mit ihrem Klavier kleine "Raves" in der Nachbarschaft), immer wieder kippen die Filme jedoch ins Surreale und hinterfragen, unterlegt von Guts Musik, die Idee einer Dokumentation. Ein seltenes Vergnügen, das nicht nur eine prägende Person der deutschen Kulturgeschichte vorstellt, sondern gleichzeitig Lust auf Landleben und lange Berliner Clubnächte macht. 

"Gut", RBB-Mediathek, bis 2026

Musikerin Gudrun Gut in der Miniserie "Gut", 2023
Foto: Courtesy RBB

Musikerin Gudrun Gut in der Miniserie "Gut", 2023


Ist meine Lehrerin ein Roboter?

“Was macht das Wesen der Menschen aus?” Diese Frage stellte der Autor Philip K. Dick in seinen Romanen und über 100 Kurzgeschichten, die er zwischen den frühen 1950er- und 80er-Jahren schrieb. In einer Zeit, in der die Populärwissenschaft und Popkultur Technikutopien entwarfen, zeigte Dick diese als dunkle Macht.

Bereits in der Highschool schrieb er seinen ersten Science-Fiction-Band. Nach seinem Abschluss heiratete er mit 19 Jahren – die erste von drei Ehen – und arbeitete in einem Plattenladen, bis er diesen Job aufgrund psychischer Probleme aufgab und sich ganz dem Schreiben widmete.

In dem Dokumentarfilm "Philip K. Dick und wie er die Welt sah” kommt auch sein Psychotherapeut zu Wort, der frei über Dicks Diagnostik (“ein bisschen von allem”) und das Wesen seines Patienten plaudert. Diese Figur findet sich auch in den Romanen wieder – mal agiert ein sprechender Koffer als Psychiater, dann ein Automat. Auch private Momente fanden Eingang in Dicks Bücher. Seine drei Stieftöchter aus zweiter Ehe, die mit Barbies spielten, baute er in seine Geschichten “Die drei Stigmata des Palmer Eldritch" (1964) oder “Die Kolonisten auf dem Mars” ein.

Seine Werke schwanken zwischen Humor und Horror, zeigen aber das “unheimliche Gefühl, dass alles, was wir kennen, auf Sand gebaut ist”. Zentral war für Dick die Frage, inwiefern sich in Dystopien und spekulativen Zukünften das Leben der Menschen verändert. Dabei ließ er seine Eindrücke der US-amerikanischen Gesellschaft einfließen. Einer seiner Biografen fasst es für die Dokumentation zusammen: ”Er zog sich aus der Gesellschaft zurück, beobachtete sie, aber war kein Teil dieser Gesellschaft.” Für viele Fans prophezeite er den Technologie- und Überwachungswahn des 21. Jahrhunderts.

Einer Trope seiner Bücher begegnete der Autor bereits in seiner Kindheit: An einem Schultag kam ihm der Gedanke, dass seine aufgebrachte Lehrerin ein Roboter sein könnte. Diese Simulacra (Personen enttarnen sich selbst oder jemand anderen als Maschine) tauchen in vielen seiner Geschichten auf, wodurch Dick immer wieder die Frage stellt, was uns menschlich macht.

Dicks bekanntester Text "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" (1968) wurde 1982 als "Blade Runner" verfilmt und inspirierte weitere Science-Fiction-Filme wie "Terminator" und "Matrix". Philip K. Dick erlebte seinen Ruhm allerdings nicht mehr. Er starb im gleichen Jahr, in dem “Blade Runner” geboren wurde – zurück bleibt sein umfangreiches Werk.

"Philip K. Dick und wie er die Welt sah”, Arte-Mediathek, bis 7. Februar

Autor Philip K. Dick
Foto: Courtesy Arte

Autor Philip K. Dick

 

Auf Bildersuche mit Paul Ripke 

Paul Ripke ist schon lange Fotograf. Er begleitete 2014 die deutsche Fußballnationalmannschaft nach Brasilien, porträtierte Musiker wie Bushido oder die Toten Hosen und den Sportzirkus der Formel 1. Trotzdem ist er offen und offenbar bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Für die ARD-Serie "Galleripky" ist er nun auf der Suche nach Fotografien für seine eigenen Galeriewände. Dabei trifft er unterschiedliche Menschen, neue Genres und auch das ein oder andere Hindernis. 

In vier unterhaltsamen Folgen begleiten die Zuschauer Ripke auf seiner Schatzsuche. Ziel ist es, jeweils ein selbst geschossenes Bild der "Besten ihres Fachs" und von Ripke selbst zu bekommen - was sich nicht immer als einfach herausstellt. 

Die Mini-Serie zeigt die Vielseitigkeit des Mediums Fotografie, schenkt ihr Wertschätzung und gibt intime Einblicke in die Arbeit von Fotografinnen und Fotografen. Die Spannung lässt nicht nach – der Drang, weiterzuschauen ist groß. Kurze Interviews, der authentische Protagonist und die Präsentation der Ergebnisse am Ende jeder Folge machen neugierig auf mehr.

"Galleripky - Fotografie mit Paul Ripke", ARD Kultur 

  "Galleripky - Fotografie mit Paul Ripke" bei ARD Kultur
Foto: Courtesy ARD Kultur

"Galleripky - Fotografie mit Paul Ripke" bei ARD Kultur