Omar Mahfoudi bei Rodolphe Janssen
Gesichter, die in Farbe zerfließen und trotzdem genau beobachtet und präzise eingefangen wirken. Die belgische Galerie Rodolphe Jannsen zeigt den ersten Auftritt des marokkanisch-französischen Malers Omar Mahfoudi in Deutschland. Seine Figuren schwanken zwischen minimalistisch und verspielt. Eine zarte Entdeckung.
Galerie Rodolphe Janssen, Brüssel, Halle 11.2, Stand A 130
Hannah Sophie Dunkelberg bei Office Impart
Kernige Bogenschützen waren in den 1910er-Jahren beliebte Skulpturen für den Salon. Dynamisch nach hinten gelegt, den Pfeil im Anschlag, standen sie für Zielstrebigkeit, ruhige Hand und Sportsgeist. Hannah Sophie Dunkelberg hat sich einige dieser bewehrten Bronzejünglinge auf Ebay zusammengesteigert und ihnen gemütliche Schlafanzughosen genäht. Die Art von Lounge-Wear, die gerade in ihrer vermeintlichen absoluten Privatheit ihre eigenen reprästentativen Funktionen hat, zum Beispiel auf Instagram ganz beiläufig gestählte Körper zu zeigen.
Hannah Sophie Dunkelberg entwickelt ihre Themen und deren Ausführung intuitiv Schritt für Schritt, und irgendwann in diesem Prozess hat sie sich entschlossen, die Pyjama-Schützen auf umgedrehte Weiden-Wäschekörbe zu stellen, die sie bunt beflockt hat. Das alles ist auf eine merkwürdige Art vollkommen schlüssig. Ihre tiefgezogenen hochglänzenden Reliefs sind ebenfalls sehr schön.
Office Impart, Berlin, Halle 11.2, Stand N 20
Flo Kasearu bei Temnikova & Kasela
Egal, ob sie riesige Papierflieger aus martialischem Stahl nachbaut, vertrocknete Topfpflanzen in Hochglanz-Werbeästhetik fotografiert oder "Disorder Guards" in bunten Fantasieuniformen wimpelschwenkend über die Art Cologne schickt: Die Kunst der Estin Flo Kasearu ist vergnügt, bekommt aber immer mehr unbehagliche Ebenen, je länger man sie anschaut. Am Stand ihrer Galerie Temnikova & Kasela aus Tallin ist eine Mini-Retrospektive der Künstlerin zu sehen. Eine der einprägsamsten und bestinszenierten der ganzen Messe.
Temnikova & Kasela, Tallin, Halle 11.2, Stand N 5
Wilhelm Klotzek bei Klosterfelde
Ein ganzes Bücher-Schaufenster voller Kunst-Titel, die es genau so geben könnte – fast. Wilhelm Klotzeks Buchcover sind für Kenner der Materie zum Schreien lustig. "Meilensteine der Cellophantütengestaltung", "Kunst in Durchgängen", "Birds on Works – Man Ray" oder das kritische "Vergleiche hinken". Klotzek imitiert den seriösen Ton der Publikationen und das Design, sodass man sich von Buch zu Buch tiefer hineinfindet in die verzweifelte Ernsthaftigkeit und extra beflissene Aufmachung. Ob "Bonner Baumarkt Barock" oder "Claes Oldenburg – Sketches for Businesscards". Lange auf Kunstmessen nicht mehr so lautes Gelächter gehört.
Klosterfelde, Berlin, Halle 11.2, Stand B 401
Soyon Jung bei Jahn und Jahn
Filigranes geht auf Kunstmessen leicht zwischen all dem Grellen und Bombastischen unter. In der Förderkoje der südkoreanischen Künstlerin Soyon Jung bei Jahn und Jahn zieht jedoch die babyrosa Wandfarbe die Besucherin in zwei faszinierend detailreiche Serie von Radierungen. Diese zeigen in Trümmern liegende Zentralen der Macht. Twittter wankt, die Amazon-Zentrale bröckelt und wird schon wieder überwuchert, aus den Tech-Ruinen wächst etwas Neues und Undefinierbares. So verkürzt wirkt die Message von Untergang und Auferstehung nicht gerade subtil. Soyon Jung schafft es jedoch, durch ihre technische Perfektion dichte Bildwelten zu schaffen, die entrückt und gleichzeitig sehr gegenwärtig aussehen.
Galerie Jahn und Jahn, München und Lissabon, Halle 11.2, Stand A 322
Andreas Schulze bei Sprüth Magers
Hinterzimmer haben immer ihren besonderen Reiz, und auch auf Messekojen erwecken sie Neugierde. Bei Sprüth Magers ist das Kabinett überraschend in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Es gehört Andreas Schulze, der dort von der schönen Stadt Venedig inspirierte, aber nicht bis ins Letzte romantische Skulpturen zeigt. Denn die weich gebogenen Zylinder aus transparentem Glas, die sich dunkles Holz schmiegen, sehen aus wie lustige Würste. Auch die venezianischen Poller auf den dazugehörigen Gemälden haben etwas klar Wurstartiges. Dass in dem italienisch rostrot gestrichenen Kabinett auch noch ein Bild ganz oben in der Ecke klebt, versteht sich von selbst.
Sprüth Magers, Berlin, London, New York, Los Angeles, Halle 11.2, Stand B 406
Maria Sulymenko bei Galerie Voloshyn
Blasse, abweisende Figuren bevölkern die Aquarelle und Gouachen der Malerin Maria Sulymenko aus Kiew. Auch die Interieurs, in denen sie sich aufhalten, wirken unbehaust und erinnern an die faszinierend rätselhaften Räume eines Vilhelm Hammershøi. Der Stand der Galerie Voloshyn ist der einzige einer ukrainischen Institution auf der diesjährigen Art Cologne. Einige von Sulymenkos Bildern sind bereits älter, andere sind speziell für den Anlass entstanden, sodass sich die Assoziationen an Krieg und Verlust kaum vermeiden lassen. Die Installation prägt sich gerade wegen ihrer Zurückgenommenheit ein. Und ist ein Realitätscheck im Kunstgetümmel.
Galerie Voloshyn, Kiew, Halle 11.2, Stand N 10
Raphaela Simon und Hans Josephsohn bei Max Hetzler
Der 2012 verstorbene Bildhauer Hans Josephsohn ist in seinen Skulpturen tief in die Essenz der menschlichen Figur vorgedrungen. Bei der Galerie Max Hetzler findet sich die unbetitelte Plastik zweier Liegender, man kann sie gerade noch erkennen in der grob gehauenen Form. Vielleicht umarmen sie sich liebevoll, vielleicht klammern sie sich verzweifelt aneinander. Am anderen Ende der Koje, die ansonsten hochkarätige Malerei zu bieten hat, wird der alte Meister genial mit einer ganz anderen Menschendarstellung der jungen Künstlerin Raphaela Simon gekontert: Die Stoffskulptur einer jungen Frau mit Sonnenbrille und Hund ist ebenfalls lebensgroß, eine verblüffende und sehr lustige Erscheinung.
Max Hetzler, Berlin, Paris, London, Halle 11.2, Stand B 118
Gruppenschau bei Robert Grunenberg
Der junge Berliner Galerist ist zum ersten Mal auf der Art Cologne vertreten, und er hat jetzt ein richtig gutes Galerieprogramm zusammen. Vom bekannten Achtziger-Jahre-Maler Rainer Fetting, der mit Grunenberg zusammen wieder ganz frische neue Werke zeigt, über die großen gemalten Formate des Digital-Kubisten Brandon Lipchik, die zarten Stoffbilder von Anna Virnich bis hin zu den Scherenschnitten von Sonja Yakovleva, deren Motive von Sexszenen feministisch und humorvoll zugleich sind.
Robert Grunenberg, Berlin, Halle 11.2, Stand A 313
Meret Oppenheim bei Levy
Die Levy Galerie und die Galerie Alexander Levy haben sich für die Art Cologne zusammen getan, und so kommt es, dass in einer gebauten Installation von Sinta Werner (Alexader Levy) ein paar Handschuhe von Meret Oppenheim liegen. Die große, wichtige Surrealistin (1913-1985) hatte einst für die Schweizer Zeitschrift "Parkett" eine Edition angefertigt, die unter anderem aus einem Paar sehr weicher, hellblauer Ziegenwildlederhandschuhe bestand. Auf deren Handrücken sind feine Adern oder Nerven gemalt. Es gibt außerdem zwei wunderschöne kleine ovale Rahmen, in denen je eine kleine Pelztasse geblümt gefasst ist. "Andenken an das Pelzfrühstück" (1972), ein liebevoll-ironisches Souvenir, das sich auf ihr bekanntestes Werk, die Felltasse, bezieht.
Levy Galerie, Berlin, Halle 11.2., Stand A 202