Tipps

10 Dinge, die man auf der Berlin Biennale nicht verpassen sollte

Am Freitagabend begann die 9. Berlin Biennale. Tipps aus der Redaktion, was Sie auf keinen Fall verpassen sollten

Die Werbekampagne, (überall)
Was macht die Frau im Rollstuhl an der Fassade des alten Staatsratsgebäude der DDR, in dem heute die European School of Management and Technology residiert? Eine bessere Werbekampagne als die, die verschiedene Künstler für die BB9 fotografiert haben, hat noch nie eine Biennale gehabt. Lieblingsslogan: "Why should fascists have all the fun?"

 

69: R&R (2016), KunstWerke, Hof
Die kalifornischen Modemacher 69 produzierten für die Berlin Biennale diese ultrabequemen Sessel – wie überhaupt man sich überall in der Ausstellung perfekt hinfläzen kann. Sitzsäcke, Liege-Landschaften, Himmelbetten: Hier ist Videokunst so so bequem wie Fernsehen im Bett.

 

Das Boot
Korakrit Arunanondchai und Alex Gvojic gestalteten gemeinsam die Blue Star, ein Fahrgastschiff der Reederei Riedel, zu einer Gothic-Höhle um. Unter Deck schaut man einen Film, in dem die Menschheit ausgelöscht wird und Ratten die Weltherrschaft übernehmen, oben fläzt man sich zwischen apokalyptischen Skulpturen auf Kunstrasen und genießt die Fahrt durch das Regierungsviertel. Anlegestelle Fischerinsel, Mittwoch bis Montag 11 Uhr, 13.30 Uhr, 16 Uhr.

 

Katja Novitskova, European School of Management and Technology
Die seltsamen Aufsteller mit aufgeblasenen Internet-Jpgs von Katja Novitskova steigern die eh schon seltsame Atmosphäre in dem zur Management-Schule umgebauten Staatsratsgebäude der DDR ins Surreale. Ein Stockwerk höher wartet Simon Dennys großartige Arbeit über virtuelle Währungen.

 

Hito Steyerls "The Tower" (2015), Akademie der Künste
Nicht verpassen: Im tiefsten Keller im  3. Untergeschoss der Akademie der Künste fühlt man sich wie in einem Luftschutzbunker (Null Handyempfang!). Einen besseren Ort für Hito Steyerls Filme über Drohnen und einen ukrainischen Programmierer von 3D-Environments könnte man sich kaum vorstellen.

 

Jon Rafman, Akademie der Künste
In geisteswissenschaftlichen Proseminaren war zum Thema "Virtual Reality" schon vor 20 Jahren alles gesagt, jetzt schwappt die Technik in die Künste. Helm auf, Blick auf den Pariser Platz und das Brandenburger Tor, am Himmel schwebt ein Vogel, ein Schwarm, wir stehen im Ozean, ein Mensch, eine Armee marschiert auf uns zu, und dann reißt der Boden auf für eine Höllenfahrt.

Looking at art. Jon Rafman @berlinbiennale. #bb9 #berlinbiennale2016 (by @gert_pauly)

Ein von Monopol-Magazin (@monopolmagazin) gepostetes Video am

 

Halil Altindere, Akademie der Künste
Es ist ein kurzer, magischer Moment, wie in Altinderes Video "Homeland" eine Gruppe Geflüchteter zu einer Choreographie ansetzt und in Martial-Arts-Manier über Grenzzäune schwebt, unterlegt mit Hip-Hop-Beats und dem Gesang des Rappers Mohammad Abu Hajar. Die "Migrationskrise", beleuchtet mit Coolness, Humanismus und Härte.

 

Simon Fujiwara, Akademie der Künste
Das neue Deutschland, geliebt in der Welt, saturiert und erfolgreich, bekommt durch Simon Fujiwara ein "Happy Museum" geschenkt, das Zeugnisse des aktuellen nationalen Glückzustands versammelt. Gut, die Idee der Lufthansa, ihren Angestellten die Uniform direkt auf die Haut zu malen, ging dann doch ein bisschen weit; und vielleicht gilt es die Begeisterung für weißen Spargel "aus der Region" angesichts völkisch-brauner Pegida-Hohlköpfe zu überdenken. Kann Angela Merkels Make-up helfen?

 

Adrian Piper, Akademie der Künste und KunstWerke
Irgendwo muss jede Biennale enden, aber die Kopfarbeit geht dann erst richtig los: An den Sackgassen der KunstWerke und der Akademie der Künste hat die Konzeptkünstlerin Adrian Piper Zugangsverbotsschilder mit dem jovial-amerikanischen Spruch "Howdy" angebracht. Ja, wie geht’s denn? Und warum geht es hier nicht weiter?

 

Shawn Maximo, KunstWerke
Die USA debattieren darüber, welche Toiletten Transgender benutzen sollen. Vielleicht ja diese Unisex-Toilette des kanadischen Künstlers Shawn Maximo? Das stille Örtchen ist nicht nur hoch-politisch, sondern verliert dabei auch seine Intimität: Maximos Hockklosett ist ein vollvernetztes Informationszentrum.