Gruppenschau in Wolfsburg

Und läuft und läuft und läuft?

Mit "Wolfsburg Unlimited" startet das Kunstmuseum in die neue Ära

Dieser Text handelt zwar von der Geburtsstadt des Volkswagens, dreht sich aber einmal nicht um Dieselgate. Es gibt ja auch gute Nachrichten aus Wolfsburg. Die erfreuliche Meldung, dass Ralf Beil neuer Direktor des Kunstmuseums ist, stammt zwar vom vorletzten Februar, doch die Neubesetzung schlägt sich erst jetzt so richtig im Programm nieder.

Nach Gijs van Tuyl und dem 2014 plötzlich verstorbenen Markus Brüderlin will der jetzige Direktor die "dritte Raketenstufe" zünden, wie er schon Anfang 2015 formulierte. In "unbekannte Welten durchzustarten" (Beil in der "taz") heißt nun ausgerechnet: Expedition nach Wolfsburg. Die erste das gesamte Museum besetzende und auch auf den Stadtraum übergreifende Schau widmet sich den vielfältigen Bildern, Metamorphosen und Entgrenzungen der niedersächsischen Industriestadt: deine (Wahl-)Heimat, das unbekannte Pflaster. Die frühesten Exponate der Ausstellungscollage sind 12.000 Jahre alt, ein integriertes "Museum König Nordhoff" präsentiert künstlerische Zeichnungen des legendären VW-Generaldirektors von 1948 bis 1968, aber überwiegend stammen die Werke aus der unmittelbaren Gegenwart: Nevin Aladag, Douglas Gordon, Rémy Markowitsch oder Marcel Odenbach stehen auf der Liste.

Inmitten eines im Museum errichteten Containerterminals zeigt Julian Rosefeldt seinen neuesten Film "The Swap" in einem Autokino, John Bock widmet sich in einer Installation Hans Scharoun, dem Architekten des Wolfsburger Theaters. Eva Leitolf und Peter Bialobrzeski haben die Stadt fotografiert. Wo 1994 das Kunstmuseum eröffnet wurde, lag bis 1979 der Rummelplatz von Wolfsburg. Janet Cardiff und George Bures Miller erinnern mit einem – akustisch und visuell gewöhnungsbedürftigen – Karussell daran.