Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bilbao, Chemnitz, Essen, Frankfurt am Main, Föhr, Hamburg, Kirchmöser, Luxemburg, Mainz, Saarbrücken, Wien und Zwickau

Małgorzata Mirga-Tas in Berlin

Das Berliner Brücke-Museum zeigt eine Auswahl von Textilarbeiten der in einer Roma-Siedlung in Polen aufgewachsenen Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas, die in verschiedenen Medien – Skulptur, Malerei, Film – und auch als Aktivistin arbeitet. Nun tritt sie in einen Dialog mit expressionistischen Werken aus dem Brücke-Museum – und reagiert auf eine ältere Kunst, die selten frei von rassistischen Stereotypen ist.

"Ich nähte für uns", Brücke-Museum, Berlin, bis 3. September

Afrikanisches Filmfestival in Berlin

"The Future is Africa" heißt das Filmfestival für Kinder und Jugendliche, das das Operndorf Afrika noch bis zum 4. Juli in verschiedenen Kinos in Berlin veranstaltet. Gezeigt werden künstlerische Beiträge aus Afrika und der afrikanischen Diaspora, die man sonst in deutschen Kinos selten zu sehen bekommt. Am Samstag und Sonntag gibt es außerdem Panels zur Rolle von Kindern als Agenten des Wandels oder zur Darstellung von Frauen im afrikanischen Film. 

"The Future is Africa - African Film Festival for Children and Youth", bis 4. Juli, Il Kino, Neukölln, und Sinema Transtopia, Wedding

 

Yayoi Kusama in Bilbao

Ihre Polka Dots, die Yayoi Kusama auf Skulpturen, Menschen, Leinwände und Taschen von Louis Vuitton malte, sind weltweit bekannt. So stellt derzeit in Paris eine riesige, mit bunten Punkten bemalte Skulptur die Künstlerin dar. Dass ihr Gesamtwerk aber aus mehr besteht als aus ihren Dots-Arbeiten, will das Guggenheim-Museum in Bilbao nun zeigen.

Unter dem Titel "Von 1945 bis heute" werden über 200 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Papierarbeiten präsentiert. Damit gibt die spanische Institution Einblick in alle Schaffensphasen der 94-Jährigen, die zu den wichtigsten japanischen Kunstschaffenden der Nachkriegszeit zählt. Die Werkschau wurde in Kooperation mit dem neuen Museum für zeitgenössische Kunst M+ in Hongkong organisiert. Sie soll "die wahre Kusama" zeigen und nicht jenes Bild, das von ihr gemeinhin existiere, sagte der Kurator Doryun Chong. Es soll die einzige Station der Ausstellung in Europa sein.

Zu den frühesten Werken gehören kleinformatige Zeichnungen und Tuschearbeiten aus den 1950er-Jahren. Sie bilden überwiegend Blätter und Blumen ab, die Kusamas tiefe Verbundenheit zum organischen Leben widerspiegeln, Ausgangspunkt ihres Biokosmos-Konzepts, in dem alles miteinander verbunden ist und unendlich.

So stellen ihre Punkte kosmische Symbole dar, die den Himmel mit der Erde verbinden. Ihre berühmten gepunkteten Kürbisse zeugen laut Chong von dem Animismus der Künstlerin, dem Glauben, dass die Dinge der Natur beseelt sind. Farbenfrohe Gemälde mit schlichten und fantasievollen Motiven, "Infinitys", Bilder mit endlosen Netzwerkstrukturen, Möbel, die mit phallusartigen Stoffwülsten überzogen sind. Die Fachwelt hat ihr Werk mehreren Kunstströmungen zuordnen wollen, unter anderem dem Expressionismus, Surrealismus, der Pop Art und dem Minimalismus. Kusama habe all diese Richtungen gestreift, aber daraus ihre ganz eigene, komplexe Bildsprache geschaffen, betonte Chong.

Die Verbindung zwischen ihrer mentalen Verfassung und ihrer Kunst steht auch hier im Raum. Kusama leidet seit ihrer Kindheit an Halluzinationen. Seit mehr als 40 Jahren lebt sie freiwillig in einer psychiatrischen Klinik in Tokio. Ganz in der Nähe liegt ihr 2017 eröffnetes Museum und ihr Atelier, wohin sie täglich gehe. (dpa)

"Yayoi Kusama: 1945 to Now", Guggenheim Museum, Bilbao, bis 10. August

 

Vermächtnis der Künstlerinnen und Künstler in Chemnitz

Was bleibt am Ende vom Werk eines Künstlers? Mit ihrem eigenen Vermächtnis setzen sich Kunstschaffende und Künstlergruppen in der neuen Ausstellung "Mein letzter Wille" in Chemnitz auseinander. Eingeladen und kuratiert vom Münchner Duo M+M werden dazu 32 zeitgenössische Positionen von Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. "Sie loten die mutmaßliche Bedeutung ihres Schaffens für eine Zukunft aus, die sie selbst nicht mehr erleben werden und deren Wertmaßstäbe ihnen noch gänzlich unbekannt sind", teilten die Kunstsammlungen Chemnitz mit. Viele der Arbeiten seien neu entstanden oder eigens für die Ausstellung in Auftrag gegeben worden.

Inhaltlich reicht das Spektrum den Angaben zufolge von der radikalen Auseinandersetzung mit dem familiären Umfeld über Bewahrung der Natur und politisches Engagement bis hin zum Thema Tod. Gezeigt werden dazu Arbeiten unter anderem von Erik van Lieshout, Agnieszka Polska, der Gruppe Madbedo und Santiago Sierra. Dazu gehört demnach auch ein «fetischartiges Posterarchiv» aus Tierhäuten von Raphaela Vogel, ein filmischer Essay mit einem männlichen Alter Ego von Keren Cytter und eine Arbeit von Lara Almarcegui, die Unternehmen daran hindern will, Rohstoffe in bislang unberührter Natur zu schürfen. (dpa)

"Mein letzter Wille", Kunstsammlungen Chemnitz, Chemnitz, von 1. Juli bis 1. Oktober

 

"54 Hours Performance" in Essen

"Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren", sagte die berühmte Choreografin Pina Bausch. Neuerdings ist nach der 2009 an ihrem Wirkungsort Wuppertal verstorbenen Ballettdirektorin ein Lehrstuhl benannt. Erste Inhaberin der Pina-Bausch-Gastprofessur der Essener Folkwang Universität der Künste wurde Marina Abramović. Und so arbeiten seit dem Wintersemester 2022/23 internationale Studierende aller Disziplinen mit der legendären Performancekünstlerin.

Die Ergebnisse werden zum Abschluss der finalen Arbeitsphase im Museum Folkwang präsentiert. Unter dem Titel "54 Hours Performances" zeigen die 24 Beteiligten an neun Tagen das gemeinsam Erarbeitete – Sängerinnen und Tänzer, Fotografinnen oder Komponistinnen im Alter von 17 bis 39. Performt, performt, sonst seid ihr verloren!

"54 Hours Performance", Museum Folkwang, Essen, bis 9 Juli 

 

Theaterfestival in Frankfurt und Offenbach am Main

In diesem Theaterfestival steckt viel Gegenwartskunst, die beiden Disziplinen treffen und überschneiden sich aufs Interessanteste. So ist es eine ziemliche Sensation, dass der Künstler Apichatpong Weerasethakul hier die Premiere eines neuen Werks abhält. "A Conversation with the Sun" ist ein traumwandlerisches VR-Erlebnis, das noch in Zusammenarbeit mit dem kürzlich verstorbenen, legendären Komponisten Ryuichi Sakamoto entstand. Auch die Zusammenarbeit der gefeierten Regisseurin Susanne Kennedy mit dem Künstler Markus Selg für "Angela (a strange loop)" ist eine Premiere.

Gute zwei Wochen wird in Frankfurt und Offenbach am Main auf internationalem Niveau experimentell gedacht und inszeniert. Die Leiterin, die japanische Festivalmacherin Chiaki Soma, sagt: "Statt als einheitlichen Raum, der von einer zentralen Perspektive aus überblickt und definiert werden kann, schlage ich vor, über die Welt im Plural nachzudenken – und damit über ein Theater der Welten." Das Museum Angewandte Kunst am Main wird zur zentralen Begegnungsstätte.

"Theater der Welt", verschiedene Orte, Frankfurt und Offenbach am Main, bis 16. Juli

 

Per Bak Jensen auf Föhr

Das Museum Kunst der Westküste (MKdW) in Alkersum auf Föhr zeigt von Sonntag an frühe und neue großformatige Landschaftsfotografieren des dänischen Fotografen Per Bak Jensen. Jensen lenke mit seinen Werken die Aufmerksamkeit auf das Unscheinbare, das in der Eile des Alltags oft übersehen werde, teilte das Museum mit. Der Künstler sei davon überzeugt, "dass unserer Umgebung im Kleinen wie im Großen eine verborgene Wahrheit eingeschrieben ist".

"Sein sensibler, zur Entschleunigung mahnender Blick und seine Entscheidung für vielfach enggeführte Bildausschnitte bei gleichzeitig großem Werkformat zwingen uns, viel genauer hinzuschauen und die Aufmerksamkeit auf scheinbar belanglose Motive und Details zu richten", schreibt MKdW-Direktorin Ulrike Wolff-Thomsen in einem Vorwort im Ausstellungskatalog.

So sind in den Werken Jensens unter anderem braunes Astwerk, graue Steine oder eine Marschlandschaft zu sehen, die auf den ersten Blick nichts Bestechendes an sich haben. Auf den zweiten Blick entfalteten sie jedoch eine "immense Skala an Grau- und Brauntönen", einen Reichtum an Strukturen, an Licht und Schatten. Man könne sich den Bildern kaum entziehen, schreibt Wolff-Thomsen.

Der 1949 geborene Jensen zählt nach Angaben des Museums zu den wichtigsten Vertretern der modernen dänischen Landschaftsfotografie. Die Ausstellung "Per Bak Jensen – Humming Earth" im MkDW ist seine erste museale Einzelschau in Deutschland. (dpa)

"Per Bak Jensen: Humming Earth", Museum Kunst der Westküste, Alkersum / Insel Föhr, von 2. Juli bis 24. September 

 

Junge deutsche Fotografie in Hamburg

Unter dem Motto "Gute Aussichten - Junge deutsche Fotografie" präsentieren die Hamburger Deichtorhallen im Phoxxi, dem temporären Haus der Photographie, vom 1. Juli gleich zwei Jahrgänge des renommierten Nachwuchspreises. Die Werke der jungen Fotografinnen und Fotografen zeigen das ganze Spektrum der zeitgenössischen Fotografie von der Reportage bis zur Kunstinstallation, teilten die Deichtorhallen am Donnerstag mit.

Das Themenspektrum des Jahrgangs 2021/2022 reicht den Angaben nach von Kindern, die in prekären Verhältnissen aufwachsen (Tamara Eckhardt) und Jugendlichen, die Krieg üben (Natalia Kepesz), von Fremdheit in der eigenen Heimat (Vanessa A. Opoku), den Tücken fremder Kulturen (Zoyeon), der (Un-)Kultur der Musterhaus-Parks (Fiona Körner) bis zu 18 feinsäuberlich durchdeklinierte Kapiteln der Fotografie (Maximilian Gessler) und Bilderzeugnissen durch die Verbindung analoger und digitaler Techniken (Alexander Kadow).

Die Themenfelder werden durch den Jahrgang 2022/2023 noch erweitert: Der Bogen spannt sich von der fotografischen Erforschung unserer natürlichen Umwelt (Jette Held), über das Befinden und die Wahrnehmung einer jungen Generation im digitalen Raum (Charlotte Helwig), die Erkundung der eigenen ambivalenten Identität (Luzi), auch im Spannungsfeld der Familie (Hyejeong Yoo), bis hin zur Überlistung der allgegenwärtigen Gesichtserkennung (Allegra Kortlang) und dem investigativen Ansatz, politische Ränkespiele eines europäischen Rechtsstaates offen zu legen (Agata Szymanska-Medina).(dpa)

"Gute Aussichten", Deichtorhallen/ Phoxxi, Hamburg, von 1. Juli bis 24. September

 

Zeitgenössische Kunst in Kirchmöser

Zeitgenössische Kunst aus neun Berliner Galerien soll ab Anfang Juli in Kirchmöser - einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel - ausgestellt werden. Die Installationen, Skulpturen, Videos und Malereien seien "Am Seegarten" - einer alten Pulverfabrik direkt am Plauer See - zu sehen, hieß es am Donnerstag von den Veranstaltern. Die zu Beginn des 20. Jahrhundert errichtete Fabrik war später als Klinik genutzt worden.

Es gehe um die Revitalisierung des gesamten Ortes, sagte Jörg Heitmann, einer der Projektinitiatoren. An der Ausstellungsstätte seien um 1915 rund 400 Fabrikgebäude entstanden, also eine urbane Infrastruktur. Mit der Veranstaltung wolle man zeigen, dass dieser Ort Flächen für Kulturschaffende biete und man weitere der brachliegenden Gebäude wiederbeleben könne. (dpa)

Sommerausstellung "Am Seegarten", Am Seegarten, Kirchmöser / Brandenburg an der Havel, von 1. Juli bis 17. September

Sommerausstellung "Am Seegarten" im historische Gebäuden in Kirchmöser
Foto: © Am Seegarten

Sommerausstellung "Am Seegarten" im historischen Gebäude in Kirchmöser

 

Performance "Forecast (LX23)" in Luxemburg

Ausgehend von einer Klimakrise, setzt sich Ari Benjamin Meyers in einer Perfromance im ehemaligen Sitz des Europäischen Parlaments mit dem irrationalen Verhältnis zwischen dem Mensch und Natur auseinander. Im Zentrum steht die Geschichte des US-Anwalte David Buckel, der Suizid durch Selbstverbrennung als Protest gegen die fossile Brennstoffindustrie begeht.

Der in New York geborene Meyers ist Komponist, Dirigent und auch bildender Künstler. Schon früh arbeitete er auch an ungewöhnlichen Orten. 2001 etwa war er Musikdirektor bei einer Aufführung von "Einstein on the  Beach" im Gebäude der ehemaligen Staatsbank der DDR.

"Forecast (LX23)", Plenarsaal, 1 rue du Fort Thüngen, Luxemburg, 1. und 2. Juli, 15 bis 16 Uhr

 

Arbeiten von Olga Fröbe-Kapteyn in Mainz

Antikolonial und machtkritisch: Die Kunsthalle Mainz lädt mit einer neuen Ausstellung ein, Werke der Künstlerin Olga Fröbe-Kapteyn und fünf moderner Kunstschaffenden zu entdecken. Die zeitgenössischen Arbeiten der beteiligten Künstlerinnen, Künstler und Duos Kerstin Brätsch, Hylozoic/Desires, Mountain River Jump! und Sriwhana Spong schlagen dabei "die Brücke in die Gegenwart", wie es in einer Pressemitteilung der Kunsthalle hieß.

Die internationalen Arbeiten beschäftigen sich demnach alle mit Gegenkonzepten zu "rational, weiß, patriarchisch und kolonial geprägtem Wissen" und stünden den rund 70 Werken der Forscherin, Mystikerin und Künstlerin Fröbe-Kapteyn (1881-1962) gegenüber, teilte die Kunsthalle weiter mit.

"Olga Fröbe-Kapteyn – Tiefes Wissen", Kunsthalle Mainz, Mainz, bis 17. September

 

Interdisziplinäre Opern-Performance in Saarbrücken

Die Performance "Das Flüssige etwas" von Bahzad Sulaiman fand den ideellen Ursprung in Zeiten der Corona-Pandemie, wo zwischenmenschliche Kontakte an Grenzen geraten sind, die vorerst gar nicht sichtbar waren. Vor diesem Hintergrund möchte sich der Künstler explizit mit den neuen Formen der Beziehung des menschlichen Körpers in der Öffentlichkeit auseinandersetzen.

Sulaimans Opern-Performance fragt nach der physischen und psychischen Distanz zwischen Menschen und der Gesellschaftn und schaut dabei insbesondere auf Personen, die von Soziophobie oder Autismus betroffen sind. Mit Klang, Gesang und Bewegung sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer zum intensiven Betrachten und Reflektieren eingeladen werden. Interessierte werden gebeten sich vorher über diesen Link auf der Website der Galerie zum gewünschten Termin anzumelden. 

"Das Flüssige zwischen uns", Saarlandmuseum - Moderne Galerie, Saarbrücken, am 30. Juni, 1. und 2. Juli, jeweils 19 Uhr

 

Birke Gorm in Wien

Neun Wandobjekte aus Stoff sind noch bis Samstagabend in der Galerie Croy Nielson zu sehen, dazu in einigen Ecken terrakottafarbene Behälterchen und Gefäße, zusammengeschoben wie Miniatur-Bauschutt griechischer Tempel. Auf den Baumwollobjekten sind Taschen verschiedenster Form aufgebracht, von Tote Bag bis Beutel, als Ganzes funktionieren sie, umgedreht, wohl auch selbst als praktische wie modische Tasche, und man muss an die berühmten "Strümpfe" aus Walter Benjamins Berliner Kindheit denken, "die da gehäuft und in althergebrachter Art gerollt und eingeschlagen ruhten. Jedes Paar hatte das Aussehen einer kleinen Tasche." Die dann beim Ausrollen verschwindet und Form und Inhalt eins werden lässt.

Und auch an Ursula K. Le Guin, in deren feministischer "Carrier Bag Theory", einer der schönsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre, der Behälter zum wesentlichen Werkzeug wird. Es steckt viel drin in diesen Taschen von Birke Gorm, die einen wie Masken anschauen. Wieso kommen einem sofort auch Schürzen, Frauen, Küchen in den Sinn? Diese harmlos aussehenden Objekte fragen den Besucher: Was sind das für Päckchen, die Sie mit sich herumschleppen?

"to raise, to fold", Croy Nielson, Wien, bis 1. Juli 

 

Neue Arbeiten von Norbert Bisky in Zwickau

Kraftvolle Farben sind eines der Markenzeichen des Expressionismus - und bestimmen auch die Malerei von Norbert Bisky. "Farben sind für mich Lebensenergie", sagt der in Berlin und Spanien lebende Maler. "Ich benutze die kräftigsten Farben, die ich bekommen kann." Nun hat sich der 52-Jährige intensiv mit dem Expressionisten Max Pechstein (1881-1955) beschäftigt und daraus eine Reihe eigener Arbeiten geschaffen, die sich assoziativ mit dem Werk des "Brücke"-Künstlers beschäftigten und Zitate daraus aufgreifen.

"Im Freien" ist die Schau überschrieben, die fortan in Pechsteins Geburtsstadt Zwickau zu sehen ist. Der Titel nimmt nicht nur Bezug auf die dargestellten Szenen, die unter freiem Himmel angesiedelt sind. Es gehe ihm auch um die Frage, wie wir heute mit Freiheit umgehen, erklärt Bisky und verweist auf seine Kindheit und Jugend in der DDR: "Ich bin in nicht freien Verhältnissen groß geworden." In einem Porträt etwa zeigt Bisky einen queeren Held ("Queero").

Bezug nimmt Bisky vor allem auf Pechsteins Reise 1914 in die Südsee zu den Palau-Inseln, die damals deutsche Kolonie waren. Dabei rücken nun People of Color selbstbestimmt ins Auge des Betrachters. Sie verkörpern etwa die Walküre "Siegrune" mit Feuerschälchen in der Hand und Airpod im Ohr, finden sich in Strandszenen und zwischen exotischen Gewächsen wie Bananen- und Feigenpflanzen. Die Szenerien löst Bisky durch Abstraktion auf, so dass imaginäre Orte entstehen. Und in einigen seiner Spiegelarbeiten, bei denen er auf Leinwand gemalte Bilder zerschneidet und die Fragmente auf einem Spiegel fixiert, wird der Betrachter selbst Teil des Kunstwerks.

Bisky, 1970 in Leipzig geboren, hat an der Universität der Künste in Berlin bei Georg Baselitz studiert. Der Einladung nach Zwickau sei er gern gefolgt, weil er als Kind häufiger hier gewesen sei, erzählt er. Zudem sei der Kunstverein in den vergangenen Jahren immer wieder mit engagierten Ausstellungen aufgetreten und habe Arbeiten von Künstlern gezeigt, die er sehr schätze. In den Räumen des Vereins in der Innenstadt sind nun 24 Bilder Biskys zu sehen - viele davon ganz neu, wie der Vorsitzende Klaus Fischer betont: "Da ist die Farbe fast noch am Trocknen." Die Schau sollte am Freitagabend eröffnet werden und ist bis Ende September zu sehen. (dpa)

"Im Freien", Kunstverein Freunde aktueller Kunst, Zwickau, bis 29. September

Der Berliner Maler Norbert Bisky steht vor seinem Bild "Im Freien", 2023
Foto: Jan Woitas/dpa

Der Berliner Maler Norbert Bisky steht vor seinem Bild "Im Freien", 2023