Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Ein Telefon mit Wählscheibe der Deutschen Bundespost, das in den 80er Jahren ein Standardmodell in westdeutschen Haushalten war, ist Teil der Ausstellung "Die 80er - Sie sind wieder da!"
Foto: Uli Deck/dpa

Ein Telefon mit Wählscheibe der Deutschen Bundespost, das in den 80er Jahren ein Standardmodell in westdeutschen Haushalten war, ist Teil der Ausstellung "Die 80er - Sie sind wieder da!"

Die Kunst der Woche in Basel, Berlin, Cottbus, Glasgow, Karlsruhe und Stuttgart

P. Staff in Basel

Mit einem intensiven Gespräch unter guten Freunden hat der britische Transgender-Künstler seine Praxis einmal verglichen: Die Atmosphäre seiner Installationen ist vertraut und verführerisch, aber in ihnen geht es zur Sache. Arbeiten des 1987 geborenen Künstlers waren in den letzten Jahren bereits in angesagten Institutionen wie der Serpentine Gallery in London oder der Luma Foundation in Arles zu sehen. In seiner bisher größten Einzelausstellung verknüpft Staff jetzt Transpoetik, Mystik und Nekropolitik und reflektiert in neuen Videos und Skulpturen über die Brutalität des Kapitalismus für marginalisierte Gruppen.

"P. Staff: In Ekstase", Kunsthalle Basel, bis 10. September

 

Jubiläumsausstellung "Out of the Box" in Basel 

Beim Schaulager in Basel ist der Name Konzept: Hier werden Werke der hochkarätigen Sammlung der privaten Emanuel Hoffmann-Stiftung gleichzeitig gelagert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor 20 Jahren eröffnete die innovative Mischung aus Forschungsinstitution, Ausstellungshalle und Depot in der Architektur von Herzog & de Meuron. Das ist nun Anlass für die Jubiläumsausstellung mit dem treffenden Namen "Out of the Box". Gezeigt werden vor allem zeitbasierte Werke von rund 25 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Anri Sala, Monika Sosnowska, Klara Lidén und Dieter Roth. 

"Out of the Box", Schaulager, Basel, bis 19. November

 

Fotoausstellung "Berliner Kontraste" in Berlin

Die Fotoschau im Museum Ephraim-Palais zeigt das Berliner Leben aus zwei unterschiedlichen Schwarzweiß-Blickwinkel, die miteinander in ein Dialog treten. Während der Fotograf Frank Silberbach die hektischen und pulsierenden Momente mitten auf den Plätzen und Straßen in einem Panorama-Format einfängt, widmet sich der Fotograf Nikolas von Safft dem alltäglichen Geschehen an den Randbezirken der Stadt. Auf diese Weise sollen die Herausforderungen, Lebensgefühle aber auch Geschichten verhandelt werden, die eng mit dem Wesen der Stadt verknüpft sind. 

Mit 100 Fotografien und 40 Kontaktbögen spürt die Retrospektive (2004-2015) Unterschiede und Eigenheiten der Berliner Orte auf. Begleitet wird die Ausstellung mit gegenwärtigen Fotoaufnahmen aus dem Berliner Alltag, die von Freiwilligen und Interessierten eingesendet wurden.

"Berliner Kontraste (2004–2015)", Museum Ephraim-Palais, Berlin, bis 10. September

 

Neue Sammlung im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin

Das inzwischen als Nationalgalerie der Gegenwart arbeitende Museum Hamburger Bahnhof in Berlin will sich weiter öffnen. Dafür haben die Direktoren Till Fellrath und Sam Bardaouil mit ihrem Team Teile des historischen Gebäudes umgestaltet. Mit drei neuen Schwerpunkten kann das Haus an diesem Wochenende (16.-18. Juni) neu erschlossen werden. Das Festival sieht das Museum auch als Dank an die Öffentlichkeit, nachdem Hamburger Bahnhof und die angrenzenden Rieckhallen im vergangenen Jahr von Bund und Berlin nach jahrelangen Verhandlungen angekauft und damit als Museumsstandort gesichert worden waren.

Über das 1848 als Ausgangspunkt der Bahnlinie von Berlin nach Hamburg eröffnete Gebäude selbst können sich Interessierte nun mit der Ausstellung "Der Bahnhof: eine Berliner Geschichte" in einem eintrittsfreien "Forum Hamburger Bahnhof" informieren. Der Ort dient auch als Begegnungsbereich etwa für Gruppen, eine visuelle Verbindung zum Außenbereich besteht über einen wieder eröffneten Durchgang, der in den historischen Bauzeichnungen zu finden ist.

Eine «Unendliche Ausstellung» verbindet Objekte nun im Außenbereich und Installationen am Gebäude. Zu entdecken sind dort etwa Arbeiten von Bruce Naumann, Georg Baselitz, Elmgreen&Dragset. Auch die an der Außenfassade seit 1996 prägende Lichtinstallation "Untitled" des US-Künstlers Dan Flavin (1933-1996) ist wieder zu sehen. Sie war im Oktober als Einsparung im Rahmen der Energiekrise abgeschaltet worden. Auf dem Dach des Hamburger Bahnhofs wehen nun - wie auf anderen Gebäuden der Staatlichen Museen - nicht mehr die ukrainischen Farben, sondern Fahnen der jeweiligen Häuser.

Im Westflügel findet sich nun die neu konzipierte Dauerausstellung "Nationalgalerie. Eine Sammlung für das 21. Jahrhundert". Auf zwei Ebenen sind Werke von rund 60 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die vom Zeitraum seit der Maueröffnung 1989 bis in die Gegenwart geprägt sind. Die etwa 80 Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Videos stammen etwa von Sibylle Bergemann, Isa Genzken, Mona Hatoum, Anselm Kiefer oder Martin Kippenberger.

"Nationalgalerie. Eine Sammlung für das 21. Jahrhundert", Museum Hamburger Bahnhof, Berlin

Karla Woisnitza in Cottbus

Der Titel der Ausstellung "über grenzen" nimmt Bezug auf eine Zeile aus der Erzählung "Simultan" (1972) der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, wo Grenzen und Grenzüberwindung in den gesamten erzählerischen Prozess hineinwirken. Die Künstlerin Karla Woisnitza nimmt die Grenzüberschreitung ebenfalls in ihre Malerei, Zeichnungen, Collagen und Druckgrafiken auf, in dem sie sich bewusst mit einer Leichtigkeit und Fluidität über Gattungsgrenzen der Kunst hinaus bewegt. Auf diese Weise vereinen und ergänzen sich sowohl abstrakte als auch figürliche Motive zu einem vollständigen Abbild.

Die gezeigten Darstellungen verhandeln die vielfältigen Verhältnisse zwischen den abgebildeten Frauen, die mal in eine Mutter-Kind- oder Geschwisterbeziehung miteinander treten. Darüber hinaus stellt Karla Woisnitza ihre Protagonistinnen immer wieder in mythologische, literatur- und musikhistorische Kontexte. 

"Karla Woisnitza. über grenzen", Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus, von 17. Juni bis 10. September 

 

Banksy in Glasgow

Erstmals seit vielen Jahren öffnet an diesem Sonntag eine von Banksy autorisierte Ausstellung in Großbritannien. Das teilte der britische Street-Art-Künstler in der Nacht zum Donnerstag auf seinem Instagram-Account mit. Berichten zufolge handelt es sich um die erste autorisierte reine Banksy-Ausstellung seit 14 Jahren. In der Schau mit dem Titel "CUT & RUN" in der Gallery of Modern Art (GoMA) im schottischen Glasgow sollen unter anderem die Schablonen seiner Werke aus 25 Jahren Schaffenszeit zu sehen sein, kündigte Banksy an. Ebenfalls ausgestellt wird dabei ein Modell des in einen Bilderrahmen eingebauten Schredders, mit dem der Künstler sein Bild "Girl with Balloon" kurz nach dessen Versteigerung im Jahr 2018 beim Londoner Auktionshaus Sotheby's teilweise zerstört hatte.

Die Ausstellung soll drei Monate laufen und an Wochenenden sogar rund um die Uhr geöffnet sein. Sollte sie sich als erfolgreich erweisen, werde sie auch an anderen Orten zu sehen sein, hieß es in einer Meldung der Nachrichtenagentur PA.

Der schottischen Zeitung "The Herald" zufolge will der Künstler mit der Schau den vielen Ausstellungen seiner Werke etwas entgegensetzen, die ohne seine Zustimmung gezeigt werden. "Während die nicht-autorisierten Banksy-Shows vielleicht so aussehen wie der Kehricht vom Boden meines Ateliers, ist "CUT & RUN" der tatsächliche Kehricht vom Boden meines Ateliers", zitierte PA den Künstler.

Das Museum in Glasgow suchte sich Banksy aus, weil vor dem Gebäude sein liebstes Kunstwerk stehe, berichtete PA. Es handelt sich um eine Reiterstatue des britischen Kriegshelden Duke of Wellington, der Napoleon in der Schlacht von Waterloo besiegte. Auf dem Kopf der Statue ist stets ein Verkehrshütchen, das seit mehr als 40 Jahren jedes Mal, wenn es entfernt wird, von Unbekannten wieder durch ein neues ersetzt wird. (dpa)

"Cut & Run", Gallery of Modern Art, Glasgow, bis 28. August

Eine Schablone mit küssenden Polizisten hängt in der neuen Banksy Ausstellung "CUT & RUN"
Foto: Jane Barlow/PA Wire/dpa

Eine Schablone mit küssenden Polizisten hängt in der neuen Banksy Ausstellung "CUT & RUN"

 

80er-Schau in Karlsruhe

Punk, Pop und Proteste - im Karlsruher Schloss beleuchtet eine Schau ein Jahrzehnt voller Extreme, Umbrüche und Innovationen: "Die 80er - Sie sind wieder da!" zeigt anhand von rund 300 Exponaten, warum die Zeit noch heute viele fasziniert. Vom Zauberwürfel über das BMX-Rad und den Walkman zum "Friesennerz" spannt die kulturgeschichtliche Ausstellung ab Samstag (bis 25. Februar 2024) einen weiten thematischen Bogen.

Zu den Highlights zählen der geblümte Plastik-Helm der Grünen-Politikerin Petra Kelly von der Mutlanger "Promiblockade" gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen, eine Lederjacke von Scorpions-Sänger Klaus Meine, die er im September 1989 beim Auftritt in Moskau trug, ein Shirt von einem Udo-Lindenberg-Auftritt im Palast der Republik in Berlin und die Olympia-Goldmedaille von Tennislegende Steffi Graf von 1988 im südkoreanischen Seoul.

Die Erlebnisausstellung des Badischen Landesmuseums will "eines der aufregendsten und widersprüchlichsten Jahrzehnte der deutschen Nachkriegsgeschichte" zum Leben erwecken. Das Besondere: Die Schau nimmt die Lebenswelten im damals noch geteilten Deutschland in Ost wie in West gleichermaßen intensiv in den Blick.

Besucher können selbst ihre Erinnerungen einfließen lassen und persönliche Kultobjekte der 80er beisteuern. "Die kritische Jugend von einst steht inzwischen selbst in der Verantwortung: Sie muss sich fragen, welche Probleme von damals sie gelöst hat und welche noch immer brennend aktuellen Themen sie nachfolgenden Generationen vererbt", so das Museum. Am Freitagabend wird die Kultband Spider Murphy Gang ("Skandal im Sperrbezirk") vor dem Schloss die 1980er-Jahre einläuten. (dpa)

"Die 80er - Sie sind wieder da!", Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, bis 25. Februar 2024

Themenwand zu den 1980er Jahren
Foto: Uli Deck/dpa

Themenwand zu den 1980er Jahren 

 

"The Beginning Of Something Else" in Stuttgart

Die Natur zu lieben – behaupten viele. Für Wolfgang Laib ist die Verbindung zu Flora und Fauna Herzensangelegenheit und Lebensaufgabe. Seit Ende der 1970er-Jahren beschäftigt sich der Künstler mit dem menschlichen Sein und Handeln als Teil fragiler Biotope. Das Kunstmuseum Stuttgart gibt nun einen Überblick über Laibs wichtigste Werkkomplexe aus allen Schaffensphasen, darunter seine "Reishäuser", die "Zikkurats" aus Bienenwachs und eines von Laibs berühmten Blütenstaubfeldern: Minimalismus, wie hingehaucht.

"The Beginning Of Something Else", Kunstmuseum Stuttgart, Stuttgart bis 5. November

Wolfgang Laib "Blütenstaub von Haselnuss", 1992
Foto: Wolfgang Laib © Wolfgang Laib

Wolfgang Laib "Blütenstaub von Haselnuss", 1992