Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Baden-Baden, Berlin, Erlangen, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Paris, Wien


Boris Mikhailov in Baden-Baden 

Der ukrainische Künstler Boris Mikhailov (geboren 1938 in Kharkiv) gehört zu den bedeutendsten Fotografen der Gegenwart. Seine Bilder, die sich unter anderem kritisch mit der Repräsentationskultur der Sovjetunion und ihren Folgestaaten auseinandersetzen, mussten lange geheim bleiben, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde er als visueller Botschafter eines untergegangenen Regimes bekannt. Mikhailov löste mit seinen provokanten Nacktbildern von sich selbst auch immer wieder Kontroversen aus. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, seine Modelle, die oft am Rand der Gesellschaft stehen, auszubeuten. 

Die Kunsthalle Baden-Baden zeigt nun Werkzyklen von 1965 bis in die Gegenwart und will sich auch mit dem Thema der Komplizenschaft zwischen Menschen vor und hinter der Kamera auseinandersetzen. 

"Boris Mikhailov: The Space between Us", Kunsthalle Baden-Baden, bis 9. Februar 2020

Eröffnung: 15. November, 19 Uhr 


Traumkunst in Berlin

"It was all a Dream" lautet der Titel der Gruppenausstellung die von Monopol-Autorin Laura Helena Wurth im Haus am Lützowplatz in Berlin kuratiert wird. Möchte man der Bedeutung des Wortes Traum nachgehen, dann handelt es sich einmal um eine Reihe von Bildern, Vorstellungen und Erlebnissen, die man im Schlaf sieht und spürt, zum anderen kann ein Traum aber auch ganz real sein. Von diesem Gedankenspiel ausgehend zeigen die Künstlerinnen Sophia Domagala, Anna Ehrenstein, Andrea Eva Györi, Okka-Esther Hungerbühler und Verena Issel in ihren Werken die Zustände des Träumens und Verwirklichens.

"It was all a Dream",Haus am Lützowplatz, 16. November bis 23. Februar 2020

Eröffnung: 15. November 2019, 19 Uhr

 

Grace Weaver und Gerrit Frohne-Brinkmann in Erlangen

Die New Yorker Künstlerin Grace Weaver zeichnet sich durch großformatige in warmen Rot-, Orange-, Pinktönen gehaltene Acrylgemälde aus. In ihrer aktuellen Ausstellung "O.K." im Kunstpalais Erlangen zeigt sie größtenteils menschliche Figuren, die sie vor farbintensiven Hintergründen darstellt. Beschäftigt sind sie meistens mit alltäglichen Dingen, ihr Blick richtet sich jedoch stets in die Ferne. Der Titel der Ausstellung "O.K." weitet durch die Mehrdeutigkeit des Akronyms im Sprachgebrauch die interpretativen Möglichkeiten der Bilder noch weiter aus.

Der Kunstpalais Erlangen zeigt in der Ausstellung "You-Know-Who" außerdem die Arbeiten des Hamburger Künstlers Gerrit Frohne-Brinkmann. Er versteht die menschliche Wahrnehmung der Realität als medial geformt. Unter anderem beschäftigt sich der Künstler mit unserer Vorstellung von Berühmtheiten und ihren Abbildern. Dazu stellt er lebensgroße Fotografien von Star-Wachsfiguren aus. Prominente also, die Abbilder ihrer Abbilder sind. Auch Elemente aus Harry-Potter-Filmen werden adaptiert und zu Skulpturen verarbeitet, beispielsweise in Form der kinetischen Skulptur eines Hexenkessels. Produkte der Alltagskultur, die als Erzeugnisse des Massenkonsums entstehen und sich dann als Bilder in die Gesellschaft einschreiben.

Grace Weaver "O.K." und Gerrit Frohne-Brinkmann "You-Know-Who", Kunstpalais Erlangen, 16. November bis 9. Februar 2020

Beide Eröffnungen: Freitag, 15. November, 19 Uhr

 

Zeichenkunst in Frankfurt

Einen Einblick in seinen umfangreichen Bestand an deutschen Zeichnungen des 20. Jahrhunderts gibt das Städel Museum in Frankfurt. Mit der Ausstellung "Große Realistik und große Abstraktion" setzt das Haus nach Angaben seines Direktors Philipp Demandt zugleich die wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Graphischen Sammlung fort. Zu sehen sind rund 100 Arbeiten aus den Jahren 1910 bis 1989/90.

Die chronologisch angeordnete Werkschau zeigt, wie sich die Zeichnung nach und nach ihre Stellung als eigenständiges Medium erarbeitet hat. Zu sehen sind wegweisende Blätter unter anderem von Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Paul Klee, Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Anselm Kiefer. Insgesamt vertreten sind 40 Künstler. "Der Zeichnung kommt im 20. Jahrhundert eine besondere Rolle zu. Sie ist seit jeher Medium des Suchens, Erfindens und Experimentierens", sagt Demandt.

Den Künstlern Beckmann und Kirchner widmet die Ausstellung jeweils eigene Kapitel. Weitere Stationen untersuchen die Entwicklung der Zeichnung vom Expressionismus über das Deutsche Informel der 1950er-Jahre und dessen Spielarten bis hin zum Realismus des geteilten Deutschlands. "Die Erforschung des Bestandes der Graphischen Sammlung im Städel hat eine lange Tradition und wird nun mit einer pointierten Auswahl fortgesetzt", sagt Demandt. (dpa)

"Große Realistik und große Abstraktion" Städel Museum, Frankfurt, bis 16. Februar 2020

Bezahlbare Kunst in Hamburg

Kunst ist schön, macht aber viele Schulden? Nicht, wenn der Preisrahmen auf maximal 7500 Euro beschränkt wird, wie bei der Affordable Art Fair festgelegt. In London 1999 aus der Taufe gehoben, gibt es die von Will Ramsay gegründete Messe seit acht Jahren auch in Hamburg. Die anspruchsvollen, aber durchaus knauserigen Hanseaten lieben sie. 36 Galerien aus Frankreich, Spanien, den Niederlanden, aus Kolumbien, Südkorea, USA, Australien, außerdem 44 deutsche Galerien präsentieren im November wieder ein Kunstprogramm, das einen niedrigschwelligen Ansatz mit hohem qualitativen Anspruch verbindet.

Affordable Art Fair,  Hamburg, bis 17. November 2019

Wade Guyton in Köln

Dass ein Künstler mit gerade einmal 47 Jahren eine derart groß angelegte Retro­s­pektive bekommt – "Es ist meine bislang größte Schau", bestätigt Guyton –, ist nicht mehr unbedingt ungewöhnlich. Dass zur Ausstellung mit dem gewichtigen Titel "Wade Guyton: Zwei Dekaden MCMXCIX–MMXIX" gleich noch ein groß angelegter Überblickskatalog erscheint, der als Cata­logue raisonné geplant war – also als umfas­sendes und lückenloses Werkverzeichnis, wie es für gewöhnlich erst nach dem Tod eines Künstlers angefertigt wird –, erstaunt dann aber doch. Geht hier also doch etwas zu Ende, was irgendwann einmal begonnen hat?

Die Schau in Köln macht jedoch klar, dass die Kategorien Anfang und Ende für die Arbeit des Künstlers nicht so recht passen wollen. Guytons Arbeit ist ein sich immer weiter bewegendes Konzept, das mit den automatischen Bildproduktionsmethoden der vergangenen 20 Jahren operiert und sich den Realitäten des medialen Wandels anpasst. Im Museum Ludwig sind seine bekannten Tintenstrahldrucker-Gemälde genauso zu sehen wie Skulpturen und Fotografien.

"Wade Guyton: Zwei Dekaden MCMXCIX–MMXIX", Museum Ludwig, Köln, 16. November 2019 bis 1. März 2020

Eröffnung 15. November 2019, 19 Uhr

Lichtkunst von Ingo Maurer in München

Eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne erinnert an den kürzlich verstorbenen Lichtkünstler Ingo Maurer. "Design or what?" ist eine Überblicksschau von frühen Entwürfen bis hin zu aktuellen Werken, die noch kurz vor Maurers Tod entstanden. Bis zum 18. Oktober 2020 sind mehr als 80 Exponate zu sehen, dazu Skizzen, Modelle und Fotos. In seinen Entwürfen stehe nicht die Form im Vordergrund, sondern die Qualität des Lichts und seine Wirkung auf den Menschen und den Raum, teilte das Museum mit.

Maurer war Ende Oktober in München gestorben. Seine von ihm kreierten Lampen und Lichtobjekte waren oft ungewöhnlich und hatten ihn weltweit bekannt gemacht, so die Lampe "Bulb" aus dem Jahr 1966 in Form einer Glühbirne. Zudem entwarf er zahlreiche Lichtinstallationen für Räume und Gebäude. In München entwickelte er die Beleuchtung für mehrere U-Bahnhöfe.

In der Rotunde der Pinakothek der Moderne hängt zudem eine Installation, die die Neue Sammlung in Auftrag gegeben hat - das Pendulum. Noch bis Februar 2020 ist das Objekt aus hochglanzpoliertem Aluminium zu sehen.

"Ingo Maurer intim. Design or what?", Pinakothek der Moderne , München, bis 18. Oktober 2020

Christian Boltanski in Paris

Raumfüllende Werke aus mehr als 40 Jahren: Das Centre Pompidou in Paris widmet dem französischen Konzeptkünstler Christian Boltanski die erste umfangreiche Ausstellung seit 1984. Gezeigt werden 40 Arbeiten, in denen der heute 75-Jährige gegen das Vergessen und Verdrängen von Vergangenheit kämpft. Unter den Exponaten: Installationen aus abgenutzten Kleidern, rostigen Kisten mit Registriernummern und anonymen Fotos, Artefakte mit autobiografischem Bezug sowie "L’homme qui tousse" (etwa: Der Mann, der hustet), sein erster Kurzfilm, der 1969 entstanden ist. Er zeigt einen verunstalteten Mann, der Blut spuckt.

Auf rund 2000 Quadratmeter, die fast ganz in ein Halbdunkel getaucht sind, sieht man riesige Porträts anonymer Menschen, die aus den Räumen blicken, und in schwarze Kleider gehüllte Holzfiguren. Wie das Museum erklärt, will die bis zum 16. März dauernde Werkschau keine Retrospektive sein, sondern ein "Herumwandern" durch Boltanskis Gedächtniskunst. Dabei ist die Szenografie zu einem Kunstwerk an sich geworden. Es gibt keine Ausstellungstexte; die Installationen gehen fast übergangslos ineinander über und führen den Besucher durch dunkle Welten, in deren Mittelpunkt die Themen Holocaust, Vergänglichkeit, Tod und Erinnerung stehen.

Es sind Sujets, die in engem Zusammenhang mit der Lebensgeschichte des Künstlers stehen. Boltanski wurde am 6. September 1944 in Paris als Sohn eines jüdischen Vaters geboren. Der Konzeptkünstler, Fotograf und Bildhauer ist Autodidakt. Anfänglich widmete er sich der Malerei, bis er Ende der 60er sein Gedächtniswerk begann: ein zutiefst menschliches und auf Emotionen basierendes Universum. (dpa)

Ein Interview mit Christian Boltanksi lesen Sie hier.

Christian Boltanski "Life in the Making", Centre Pompidou, Paris bis 16. März 2020

Medienkunst in Wien

Welche Auswirkung hat die Dauerbeschallung von stetig neuen Produkten und Bildern auf unsere ästhetische Wahrnehmung analoger und digitaler Bilder? Diese Frage beantworten Annette Kelm, Josephine Pryde, Eileen Quinlan und Michele Abeles zusammen mit dem Kurator Matthias Michalka in Ihrer Gruppenausstellung "Objects Recognized in Flashes" im Mumok in Wien. Dafür beschäftigen sie sich mit der Oberfläche von Produkten, Körpern und Fotografien. Wie leicht kann sich der Konsument von angeblicher Perfektion täuschen lassen und wie beginnt er anschließend sich selbst zu sehen und zu inszenieren?

"Objects Recognized in Flashes", Mumok, Wien, 16. November bis 13. April 2020

Eröffnung: 15. November 2019, 19 Uhr