"Bestandsaufnahme Gurlitt" in Bern und Bonn
Auftakt für die wohl spektakulärste Kunstschau des Jahres: Die Doppelausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt" ist am Mittwoch mit einer Pressekonferenz in Bern eröffnet worden. Sie zeigt ausgewählte Werke aus dem Nachlass von Cornelius Gurlitt, dem Sohn des für für die Nazis tätigen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. Sie werden von Donnerstag an im Kunstmuseum Bern sowie ab Freitag in der Bundeskunsthalle in Bonn der Öffentlichkeit präsentiert. Die Leiter und Kuratoren beider Häuser verwiesen darauf, dass die Präsentationen in einen historischen Gesamtkontext eingebettet sind auf dem aktuellen Forschungsstand zum "Kunstfund Gurlitt". Die Kunstsammlung war vor mehr als fünfeinhalb Jahren beschlagnahmt worden. Der 2014 gestorbene Cornelius Gurlitt hat das Berner Museum zum Erben aller von seinem Vater zusammengetragenen Kunstwerke bestimmt. Unter dem Titel "'Entartete Kunst' - Beschlagnahmt und verkauft" werden in Bern anhand von rund 150 Werken die politischen Vorgänge, die zur Diffamierung der Moderne führten, sowie die Verfemung und Verfolgung der betroffenen Künstler dargestellt. "Wir erzählen die Geschichte der 'Entarteten Kunst' und ordnen sie in die Kampagnen gegen die Gegenwartskunst seit Ende des 19. Jahrhunderts ein", sagte die Direktorin des Kunstmuseums, Nina Zimmer. Bei der Bonner Ausstellung liegt der Fokus unter dem Titel "Der NS-Kunstraub und die Folgen" auf der Enteignung vor allem jüdischer Sammler. Gezeigt werden 250 Werke, von denen die meisten im Verdacht stehen, Raubkunst zu sein, oder die Herkunft noch nicht hinreichend zu klären war - darunter von Breughel, Beckmann und Dix. (dpa)
"Bestandsaufnahme Gurlitt", Kunstmuseum Bern (bis 4. März 2018) und Bundeskunsthalle Bonn (bis 11. März 2018)
Mart Stam in Herford
Auch seinen Namen – Martin Adrianus Stam – hat er umgestaltet: Mart Stam (1899-1986) zählt zu den einflussreichsten Designern und Architekten. Eine Ausstellung im Herforder Marta verfolgt nun die abenteuerlichen Lebensstationen des Niederländers von Amsterdam bis zum Ural, über Berlin, Frankfurt und Stuttgart bis an den Thunersee. Stam, der zwischen 1948 und 1952 in der DDR lebte und dessen Spur sich am Lebensende rätselhaft verliert, wird als Visionär der frühen Moderne vorgestellt. Seine Entwürfe und Projekte sind Teil der Ausstellung: der erste funktionstüchtige Freischwinger oder die von Stam konzipierten Häuser in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung oder der Werkbundsiedlung Prag.
"Radikaler Modernist – Das Mysterium Mart Stam'", Marta Herford, 5. November bis 7. Januar 2018
Kader Attia in Koblenz
Er ist ein Grenzgänger zwischen Europa und Afrika: Der algerisch-französische Installationskünstler Kader Attia zeigt im Ludwig Museum Koblenz Werke, die Ästhetik mit Ethik verbinden. "Reparatur", ein Kernbegriff für den 1970 geborenen Künstler, begreift er als universalen Mechanismus. Geschichte stellt sich als endlose Folge von Verletzungen und Reparaturen dar. In Attias Werken – etwa dem Environment "The Repair from Occident to Extra-Occidental Cultures", 2012 auf der Documenta gezeigt – thematisiert er immer wieder Grenzziehungen, die in der Kolonialzeit ursprüngliche Verkehrs- und Handelszonen zerstörten. Oft tauchen bei Attia zerbrochene Spiegel auf, die nicht bruchlos geflickt, sondern mit groben Bändern zusammengenäht sind. Ein Zwischenraum entsteht, etwas Neues.
"Kader Attia: Architektur der Erinnerung", Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Koblenz, 5. November bis 21. Januar 2018
Josef Albers in New York
Das New Yorker Guggenheim Museum widmet dem deutschen Maler Josef Albers (1888-1976) eine große Schau. Die Ausstellung "Josef Albers in Mexico" zeigt Gemälde, Fotos und Zeichnungen des in Bottrop geborenen Künstlers, die von mehreren Reisen gemeinsam mit seiner Frau Anni zwischen den 1930er und den 1960er Jahren nach Mexiko inspiriert wurden. Das Ehepaar besuchte bei seinen 13 Reisen zahlreiche antike Ruinen und Strukturen und machte viele Fotos, die Josef Albers später zu Collagen arrangierte. Die New Yorker Schau sollte am Freitag beginnen. Das Ehepaar Albers hatte am Bauhaus in Weimar gearbeitet und war nach dessen Schließung durch die Nationalsozialisten 1933 in die USA ausgewandert. Dort arbeitete Josef Albers, der vor allem für seine bunte Quadrat-Serie "Hommage to the Square" bekannt ist, unter anderem am Black Mountain College in North Carolina und an der Elite-Universität Yale. (dpa)
"Josef Albers in Mexico", Guggenheim Museum, New York, bis 18. Februar 2018