Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bonn, Duisburg, Frankfurt, Hannover, Miami, Paris und Potsdam. Außerdem:  Zahlreiche Ausstellungen und Aktionen zum 125. Geburtstag von Otto Dix

Designer Uli Richter in Berlin
Er machte Berlin in den 50er Jahren wieder zu einer angesagten Modemetropole: Zum 90. Geburtstag des Designers Uli Richter zeigt das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum Highlights seiner Arbeit. Von Freitag an sind rund 40 Kostüme aus fast 70 Jahren Modegeschichte zu sehen, dazu Fotografien, Zeichnungen und Archivalien. Zehn junge Modemacher stellen Entwürfe vor, bei denen sie sich von Richter inspirieren ließen, darunter Barre Noire und Michael Sontag. Die Ausstellung "Uli Richter Revisited – Modedenker, Lehrer, Inspiration" zeichnet den Staatlichen Museen zufolge den beruflichen Werdegang des Designers im West-Berlin der Nachkriegsjahre nach. "Jung, elegant mit klaren Schnitten und ungewöhnlichen Materialkombinationen treffen seine Kreationen einen Nerv der Zeit und stehen international für einen Stil made in Berlin", hieß es. Zu den Kundinnen des gebürtigen Potsdamers gehörten Prominente wie Rut Brandt, Hildegard Knef und Fürstin Garcia Patricia. 2005 hatten die Museen seine umfangreiche Sammlung erworben. Auch zum 80. Geburtstag gab es eine große Werkschau. (dpa)
"Uli Richter Revisited – Modedenker, Lehrer, Inspiration", Kunstgewerbemuseum am Kulturforum, Berlin, bis 5. März 2017

Jubiläumsversteigerung bei Grisebach in Berlin
Bilder von Emil Nolde, August Macke und Max Beckmann stehen bei der Jubiläumsversteigerung zum 30-jährigen Bestehen des Berliner Auktionshauses Grisebach zum Verkauf. Insgesamt werden von Mittwoch bis Samstag mehr als 1500 Kunstwerke zu einem mittleren Schätzwert von 29 Millionen Euro angeboten. Es sei die qualitativ und quantitativ größte Versteigerung in der Geschichte des Hauses, teilte Firmengründer Bernd Schultz vorab mit. Grisebach gilt als eines der wichtigsten deutschen Auktionshäuser für die Klassische Moderne. Den Namen hat das Unternehmen vom Firmensitz, der denkmalgeschützten Stadtvilla des Architekten Hans Grisebach in der Wilmersdorfer Fasanenstraße nahe dem Kudamm. Zum 1. Januar 2017 zieht sich Schultz als Geschäftsführer zurück und überträgt die Position an seinen Partner Florian Illies (45). Der frühere Journalist und Autor ("Generation Golf", "1913") will das Auktionshaus dann zusammen mit Micaela Kapitzky leiten, die sich seit 2005 die Verantwortung mit Schultz teilte. Ein Schwerpunkt bei der Jubiläumsauktion ist neben der klassischen Moderne auch die zeitgenössische Kunst. Für internationales Interesse sorgen dem Unternehmen zufolge unter anderem Andy Warhols berühmtes Porträt von Joseph Beuys und Robert Indianas Skulptur "Love". (dpa)
Auktionen in der Villa Grisebach, Berlin, bis 3. Dezember

Gregor Schneider in Bonn
Beklemmend und verstörend sind die Raumkonstruktionen des Künstlers Gregor Schneider. In der Bundeskunsthalle Bonn hat der 47-jährige Kunstprofessor aus Mönchengladbach-Rheydt jetzt einen unheimlichen Parcours seiner wichtigsten Werke aufgebaut. "Wand vor Wand" heißt die Ausstellung, die von Freitag bis 19. Februar zu sehen und zu begehen ist. Erstmals werde das Gesamtwerk des international bekannten Künstlers damit im Zusammenhang gezeigt, sagte Kurator Ulrich Loock. Der Besucher tastet sich oft in völliger Dunkelheit und fast orientierungslos von Raum zu Raum. Er gelangt in fensterlose, schalldichte und niedrige Räume, die an Zellen oder Verliese erinnern. Erstmals ist auch der umstrittene "Sterberaum" zu sehen. Schneiders Plan, den Raum einem Sterbenden für einen öffentlichen Tod zur Verfügung zu stellen, hatte 2008 einen Proteststurm ausgelöst. Vor zwei Jahren hatte Schneider Bauschutt aus dem Geburtshaus von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels in Warschau abgeladen. Das Haus hatte Schneider zuvor in seiner Heimat Rheydt gekauft und entkernt. Videos der Aktion sind in der Bonner Ausstellung zu sehen. 2001 gewann Schneider den Goldenen Löwen der Kunstbiennale Venedig: Er hatte sein kleinbürgerliches Rheydter "Haus u r" in den 1938 von den Nazis umgestalteten deutschen Pavillon eingebaut - einige Zimmer kann man nun auch in Bonn betreten. (dpa)
"Gregor Schneider: Wand vor Wand",  Bundeskunsthalle, Bonn, bis 19. Februar 2017

Lehmbruck Museum präsentiert seine Sammlung neu
Das Lehmbruck Museum in Duisburg hat einen Großteil seiner Dauerausstellung neu aufgestellt und jahrelang nicht genutzte Ausstellungsflächen wieder zugänglich gemacht. "Wir können rund 100 Kunstwerke mehr zeigen als bislang", sagte Museumsdirektorin Söke Dinkla am Donnerstag. Im 1987 eingeweihten Neubautrakt werden nun Installationen, Skulpturen und Objekte wie etwa "Brillo Box" von Andy Warhol präsentiert, sie verdeutlichen die wichtigsten Bewegungen der Kunstgeschichte der 1960-Jahre. "Ein eigener Bereich ist Joseph Beuys und seinem Umkreis um 1970 gewidmet", sagte Dinkla. Zu sehen sind auch ein Modell des Duisburger "Lifesaver"-Brunnens von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle oder das Schaukelpferd des Medienpioniers Nam June Paik. Auch Meisterwerke der Gemäldesammlung des Lehmbruck Museums werden neu gezeigt. Darunter sind Gemälde der Künstlergruppen "Brücke", "Blauer Reiter" und "Novembergruppe". Werke von Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Emil Nolde, Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner werden von Grafiken und Skulpturen begleitet. Die Neupräsentation wird am Samstag eröffnet. Das vor allem auf Skulpturen spezialisierte Museum zählt jährlich rund 30.000 Besucher. (dpa)
"Neuaufgestellt", Lehmbruck Museum, Duisburg, ab 3. Dezember

"House of Commons" in Frankfurt
In der Gruppenschau "House of Commons" im Portikus werden die Arbeiten immer wieder neu angeordnet oder ausgetauscht. Danh Vo zeigt ein Stück des Fußes der Freiheitsstatue aus seinem Projekt "WE THE PEOPLE", einer aus 225 Fragmenten bestehenden Eins-zu-Eins-Replik des Monuments. Dem gegenübergestellt ist eine Fotografie von Bruno Serralongue mit dem Titel "Passer en Angleterre, Accès terminal transmanche, Calais, juillet 2007", die das Warten der Flüchtlinge an der französischen Küste von Calais zeigt. Die Ausstellung ist als Reaktion auf politische Ereignisse wie den Brexit und die Präsidentschaftswahl Donald Trumps entstanden.
"House of Commons", Portikus, Frankfurt, 3. Dezember bis 29. Januar 2017

Rochelle Feinstein in Hannover
Werke der New Yorker Künstlerin Rochelle Feinstein aus drei Jahrzehnten sind von Samstag an in der Kestnergesellschaft Hannover zu sehen. Die 69-Jährige setzt sich humorvoll mit der Frage nach dem "richtigen Malen" auseinander, wobei sie Sprache mit Abstraktion verbindet. Das Bild "Love Your Work" beispielsweise spiegelt Plattitüden von Kunstkennern, die bei keiner Ausstellungseröffnung fehlen dürfen. Feinstein inspiriert die Zeitgeschichte ebenso wie persönliche Erlebnisse. "Themen wie Aids, oder die Finanzkrise befeuern ihre Malerei", sagte die Direktorin der Kestnergesellschaft, Christina Végh, am Donnerstag. Die Retrospektive "Make It Behave" machte in anderer Form machte sie bereits im Centre d'Art Contemporain in Genf sowie im Münchner Lenbachhaus Station. 2018 soll die Schau im Bronx Museum of the Arts in Rochelle Feinsteins Heimat New York vorgestellt werden.
Kestnergesellschaft, bis 5. Februar 2017

Art Basel in Miami Beach
Auf der 15. Ausgabe der amerikanischen Version der Messe stellen 269 Galeristen aus 29 Ländern in Strandnähe aus. Mehr über die Messe erfahren Sie in unserer Preview.
Art Basel/Miami Beach, bis 4. Dezember

125. Geburtstag von Dix mit zahlreichen Ausstellungen und Aktionen
Zum 125. Geburtstag des Malers Otto Dix (2.12.) erinnern bundesweit Ausstellungen und Aktionen an den Künstler. So zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf vom 11. Februar bis 14. Mai eine große Ausstellung mit dem Titel "Otto Dix - Der böse Blick". Zu sehen sind etwa 120 Exponate aus dem In- und Ausland. Im Friedrichshafen am Bodensee startet am 2. Dezember ebenfalls eine große Dix-Ausstellung im Zeppelin Museum. Gezeigt werden über 400 Arbeiten des Künstlers, darunter 21 Gemälde, 110 Zeichnungen und 275 Grafiken. Aber nicht nur mit Ausstellungen wird Dix geehrt: Das Bundesfinanzministerium präsentierte Anfang November eine Sonderbriefmarke, die einen Ausschnitt von Dix' Selbstporträt "An die Schönheit" zeigt. Der Maler und Grafiker Otto Dix gilt als großer Realist und wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Geboren wurde er am 2. Dezember 1891 im heutigen Gera (Thüringen), 1969 starb er mit 77 Jahren am Bodensee. In Gera in Thüringen wird wiederum das Geburtshaus von Dix - das wegen Bauarbeiten seit Anfang des Jahres geschlossen war - ebenfalls am 2. Dezember mit einer Sonderausstellung wiedereröffnet. Zum 125. Geburtstag ihres großen Künstlersohnes rückt die Stadt seine Silberstiftzeichnungen in den Mittelpunkt. In Frankfurt werden Werke von Dix in einer Ausstellung des Städels gezeigt: Im Zentrum der Schau - die bis 19. März rund 150 Arbeiten unter anderem von Edvard Munch, Gustav Klimt und Otto Dix zeigt - steht die Frage, wie Künstler an der Wende zum 20. Jahrhundert auf neu aufkommende Geschlechterrollen reagiert haben. (dpa)

Cy Twombly in Paris
Als Cy Twombly im Jahr 2011 im hohen Alter starb, war das nicht unfassbar überraschend oder außergewöhnlich. Aber es war auf eine Art bedauerlich, die auch eingestandenes Versäumnis einschließt. Der 1928 geborene Maler, Kollege von Jasper Johns und Robert Rauschenberg, war schon 1957 nach Italien gegangen, und man hatte sich irgendwie zu sehr darauf verlassen, dass er dort den amerikanischen Abstrakten Expressionismus noch etliche Jahrzehnte weitab von Manhattan immer weiter fortführen und regelmäßig im Mittelmeer schwimmen gehen würde. Das Centre Pompidou macht es jetzt möglich, nachzuholen, was man zu Lebzeiten des Künstlers vielleicht versäumt hatte: sich wirklich einen gründlichen Überblick zu verschaffen über das Werk, die Entwicklung, die Einflüsse und die Beeinflussung anderer, die von Cy Twombly ausging. Es ist die erste große Retrospektive nach seinem Tod, und sie umfasst rund 140 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien, darunter einige, die während seines Aufenthalts am Black Mountain College entstanden. Wer hätte gedacht, dass dieser Maler, dessen zarter und nervöser Gestus so eindeutig identifizierbar ist wie bei wenigen Künstlern, Stillleben fotografierte. Die Farbfotografien von Zitronen oder Gefäßen, die der junge Twombly machte, lassen noch keine Rückschlüsse auf seine spätere Bildsprache zu, und doch ergibt sich so das bigger picture: beginnend bei seinen noch vom Primitivismus beeinflussten frühen Werken aus den 50er-Jahren über seine sinnlichen Kompositionen des folgenden Jahrzehnts über die Einflüsse von Konzeptkunst und Minimal in den 70ern bis zu seinen späten üppigen Farbstudien. Die Ausstellung, kuratiert von Jonas Storsve, ist um drei Werkgruppen aufgebaut: "Nine Discourses on Commodus" (1963), "Fifty Days at Iliam" (1978) und "Coronation fo Sesostris" (2000). Sie werde nur in Paris zu sehen sein, vermeldet das Centre Pompidou. Twombly hatte sich Rom ausgesucht, aber Paris sucht sich Twombly aus.
"Cy Twombly", Centre Pompidou, Paris, bis 24. April 2017

"Die wilden 80er Jahre" in Potsdam
Farbstark, expressiv und große Formate: "Die wilden 80er Jahre" zeigt das Potsdam Museum mit rund 90 Gemälden, Grafiken und Gouachen von 49 Künstlern aus beiden deutschen Staaten im Jahrzehnt vor der Wiedervereinigung. "Es gab viele künstlerische Berührungspunkte trotz der unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systeme", sagte Museumsdirektorin Jutta Götzmann am Mittwoch bei der Vorstellung der Retrospektive. "Besonders in den 1980er Jahren lässt sich eine tiefe Verbundenheit der deutschen Kultur über die Grenzen hinweg nachweisen." Die Schau ist vom kommenden Samstag an bis zum 12. März zu sehen. Vertreten sind nach Angaben des Museums Künstler wie Bernhard Heisig, Elvira Bach, Rainer Fetting, Markus Lüpertz und Neo Rauch. (dpa)
"Die wilden 80er Jahre", Potsdam Museum, bis 12. März 2017