Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Aachen, Dresden, Frankfurt, Köln, New York, Nürnberg, Wolfsburg und Zürich

Ludwig Mies van der Rohe in Aachen
Seine Bauten sind der Ausdruck einer in Stahl, Glas und Beton übersetzten Vision von klaren Formen und Funktionalität: Der in Aachen geborene und später in die USA emigrierte Ludwig Mies van der Rohe zählt mit seiner konstruktivistisch-logischen Baukunst zu den bedeutendsten Architekten der Moderne. Zu seinem 130. Geburtstag lenkt das Ludwig Forum Aachen den Blick auf einen weniger bekannten Werkkomplex Mies van der Rohes und stellt ihn erstmals als bildenden Künstler vor. Zu sehen sind rund 40 zwischen 1910 und 1965 entstandene Collagen und Zeichnungen aus dem Bestand des New Yorker Museum of Modern Art, die nicht nur die Gestaltungsprinzipien seiner Architektur verdeutlichen, sondern auch seine Nähe zu Künstlern wie Hannah Höch oder Kurt Schwitters. Ergänzt wird die Schau durch moderne Werke, die Mies van der Rohe in seinen Collagen zitiert oder die aus seiner privaten Sammlung stammen, sowie durch Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern, die sich unmittelbar auf Mies van der Rohes Schaffen beziehen, darunter Videoarbeiten von Mischa Kuball und Sarah Morris oder Fotografien von Thomas Ruff.
"Mies van der Rohe. Die Collagen aus dem MoMA", Ludwig Forum Aachen, bis 12. Februar 2017

Taryn Simon in Dresden
In seltener Fülle sind bis Januar 2017 Arbeiten der US-amerikanischen Fotokünstlerin Taryn Simon im Dresdner Albertinum zu sehen. Die vom Rudolfinum Prag übernommene und erweiterte Schau gibt erstmals in Deutschland einen fundierten Überblick über ihr Werk, wie Direktorin Hilke Wagner am Mittwoch vor der Vernissage sagte. Dabei sind auch zwei Bilder ihrer jüngsten Reihe "Paperwork and the Will of Capital" zu sehen - eine Deutschland-Premiere. In Dresden sind insgesamt sieben seit 2006 entstandene Werkgruppen zu sehen. Simons Bilder verweisen auf Dinge, Personen, Geschichten oder Orte, die dem öffentlichen Blick entzogen sind und in denen scheinbar neutrale Objekte in Kontrollsysteme eingehen: geschmuggelte Waren am Flughafen, durch James Bond-Filme fliegende Vögel, Blumengestecke historischer und aktueller Vertragsunterzeichnungen oder die Ordnung und Klassifizierung der 1915 gegründeten Bildersammlung der New York Public Library nach über 12.000 Schlagworten - Schwimmbäder, Lawinen, Explosionen, Schnellstraßen oder Rückenansichten. Simon (Jahrgang 1975) gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen und ist ein Star der US-Kunstszene. (dpa)
"Taryn Simon. A Soldier is Taught to Bayonet the Enemy and not Some Undefined Abstraction", Albertinum, Dresden, bis 15. Januar 2017

Alberto Giacometti und Bruce Nauman in Frankfurt
Zwei der berühmtesten Bildhauer des 20. Jahrhunderts stellt die Schirn Kunsthalle Frankfurt in einer großen Doppel-Ausstellung gegenüber: Alberto Giacometti und Bruce Nauman. Zu sehen sind etliche Hauptwerke der beiden Künstler - insgesamt rund 70 Skulpturen, Gemälde, Fotografien, Videos und Installationen. Mit ihnen will die Kunsthalle nach Angaben vom Donnerstag ausloten, wie der Schweizer Giacometti (1901-1966) und der 74 Jahre alte US-Amerikaner Nauman die Tradition der Plastik revolutionierten. Laut Schirn werden die beiden zum ersten Mal in einer Ausstellung gegenübergestellt. Die Schau ist noch bis zum 22. Januar zu sehen. (dpa)
"Giacometti-Nauman", Schirn Kunsthalle, Frankfurt, bis 22. Januar

Art.Fair in Köln
Ein ausrangierter russischer Kampfjet ist der Blickfänger auf der diesjährigen Art.Fair, der drittgrößten deutschen Kunstmesse in Köln. Die MiG-21 scheint in der Installation einen Kampf mit zwei amerikanischen Straßenkreuzern auszutragen. Wie von Geschossen werden das Flugzeug und die beiden Limousinen von Monitoren getroffen, auf denen Filme aus dem Syrien-Krieg ablaufen. "Hiermit dokumentiere ich die drohende Eskalation eines erneuten Kalten Krieges", sagte der Künstler Bernd Reiter am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Jede der Großmächte möchte die andere dominieren." Das Werk mit dem Titel "Ironie des Schicksals" stehe nicht zum Verkauf, vielmehr hoffe er, es an möglichst vielen Orten zeigen zu können, um die Menschen wachzurütteln, sagte Reiter. Die Art.Fair zählt nach der Art Cologne und der Art Karlsruhe zu den größten deutschen Kunstmessen. Mehr als 100 Kunstgalerien präsentieren von Donnerstag bis Sonntag ein Spektrum internationaler Kunst aus Gegenwart und Moderne. Die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Ausland. Weiter wachsen will die Messe nicht mehr. Das teuerste Werk ist in diesem Jahr ein Gemälde von Georg Baselitz für 1,35 Millionen Euro. Das kleinste - sozusagen der Gegenpol zu MiG - besteht aus präparierten Hummeln. Die Galerie Schulte-Goltz + Noelte aus Essen zeigt eine Skulptur des Künstlers Roger Löcherbach, die die aktuelle Friedenspreis-Gewinnerin Carolin Emcke darstellt: "Die Philosophin auf der Treppe". (dpa)
Art.Fair, Köln, bis 30. Oktober

Pipilotti Rist in New York
Das New Yorker New Museum widmet der gefeierten Schweizer Multimedia-Künstlerin Pipilotti Rist (54) eine große Ausstellung. Für die Schau "Pixel Forest" habe Rist das Museum in ein "üppiges, pulsierendes, hypnotisches Universum" verwandelt, sagte Direktorin Lisa Phillips. Drei Etagen des Museums in Manhattan hat Rist mit Video-Installationen, Musik und anderen Kunstwerken gefüllt. Es ist die erste umfassende Schau der 1962 im Nordosten der Schweiz geborenen Künstlerin in den USA. Mit Rist zu arbeiten sei "wie Alice im Wunderland kennenzulernen", sagte Kurator Massimiliano Gioni. "Man betritt eine magische Welt. In ihrem Gehirn ist man an einem wunderbaren Ort." Die Besucher müssten ihre eigenen Schlüsse ziehen, sagte Rist. "Jede Interpretation ist richtig." (dpa)
"Pipilotti Rist: Pixel Forest", New Museum, New York, bis zum 15. Januar

Kerry James Marshall in New York
In seiner bislang umfassendsten Ausstellung zeigt der US-Künstler Kerry James Marshall in New York die Erfahrungen von Afroamerikanern in den USA. Die großformatigen Bilder des 1955 im Südstaat Alabama geborenen Malers zeigen ausschließlich schwarze Figuren - "aufsässige und feierliche Aussagen über das Schwarz-Sein in einem Medium, in dem Afroamerikaner oft unsichtbar gewesen sind", schreibt das Met Breuer-Museum zur am Dienstag eröffnenden Schau. Für ihn sei es ein Traum und eine "magische Erfahrung", seine Arbeiten in dem zum Metropolitan Museum of Art gehörenden Haus zeigen zu dürfen, sagte Marshall am Montag. "Hier ist, wo ich immer landen wollte. Das ist, worum sich wirklich alles drehte." Die Malerei nur aus europäischer Tradition heraus zu sehen und zu präsentieren, greife zu kurz. Marshalls Arbeiten wurden bereits bei der Biennale in Venedig sowie auf der Documenta in Kassel gezeigt. Der heute in Chicago lebende Marshall, der in Los Angeles 1965 schwere Rassen-Unruhen miterlebt hatte, erforscht in seinen Werken verschiedene Stilepochen von der Renaissance bis zur Abstraktion des 20. Jahrhunderts, um Lücken in der Kunstgeschichte zu schließen. Nach eigener Aussage will er ein "Vakuum in der Bilddatenbank" schließen. (dpa)
Kerry James Marshall, Met Breuer-Museum, New York, bis 29. Januar 2017

Sherrie Levine in Nürnberg
Aneignung, Wiederholung, Variation des Vorhandenen hat es in der Kunst natürlich schon immer gegeben. Doch die 1947 geborene US-Amerikanierin Sherrie Levine hat diese künstlerische Praxis radikalisiert. Sie hat das Modell des Readymade weitergedacht und vom Alltagsgegenstand auf das Kunstobjekt übertragen. Levine wurde Anfang der 80er durch ihre refotografierten Bilder "After Walker Evans" bekannt. Die Soloschau im Neuen Museum Nürnberg zeigt Werke aus den Jahren 1981 bis 2016, in denen sich Levine der Kunst von Marcel Duchamp, Yves Klein, Henri Matisse und anderen widmet.
Sherrie Levine, Neues Museum Nürnberg, bis 12. Februar 2017

Pop-Art-Schau in Wolfsburg
Durch das London der 1960er Jahre bummeln - das können Besucher ab Sonntag mitten in Wolfsburg. Die Ausstellung "This was tomorrow" zeigt im Kunstmuseum die Anfänge der Pop Art in Großbritannien. Denn wer bei dem Begriff gleich an die bunten Werke Andy Warhols denkt, liegt zwar nicht falsch, verkennt aber den Ursprung der Kunstform. Nicht in Amerika, sondern in Großbritannien hat die Pop Art ihre Wurzel, wie die Ausstellung erklärt. Von den Anfängen rund um die englische Diskussionsgruppe "Independent Group" zu Beginn der 1950er Jahre bis zu den wenigen Frauen, die den Stil prägten, zeigt das Museum ein Panorama aus wichtigen britischen Werken von Richard Hamilton bis David Hockney. Dazu hat das Kunstmuseum in seiner 16 Meter hohen Ausstellungshalle in moderner Form Londoner Künstlerhäuser nachempfunden, welche den einzelnen Künstlern gewidmet sind. Die britische Pop Art sei politischer und heute aktueller als die amerikanische, erklärte Museumsdirektor Ralf Beil am Donnerstag. (dpa)
"This was tomorrow", Kunstmuseum, Wolfsburg, 30. Oktober bis 19. Februar 2017

Phyllida Barlow in Zürich
Wie lange werden wohl die Biografien von Künstlerinnen sich noch so lesen wie die von Phyllida Barlow? Die 1944 geborene Britin stellte gleich nach ihrem Kunststudium 1965 im angesagten Institute for Contemporary Art in London aus – doch ihre Karriere hob nicht ab. Sie erzog fünf Kinder und brachte als Professorin an der Slade School in London Künstler wie Rachel Whiteread, Tacita Dean oder Douglas Gordon auf den Weg. Ihre eigenen Skulpturen, meist aus billigen Materialien wie Pappkarton, Zement oder Bauholz gefertigt, wurden fast alle zerstört – eine Galerie hatte sie nicht und auch keinen Platz, die Werke selbst zu lagern. Erst als sie 2009 in Pension ging, bekam ihre Karriere neuen Schwung. Plötzlich fiel nicht nur ein paar Insidern auf, wie großartig Barlow mit Material im Raum umgeht, wie rau, originell und spannungsreich ihre Skulpturen sind. 2010 stellte sie unter anderem in der Serpentine Gallery und im Migros Museum Zürich aus, die Galerie Hauser & Wirth nahm Barlow unter Vertrag. Ihre Installationen füllten die großzügigen Duveen Galleries der Tate Britain und wurden auf der Biennale von Venedig gezeigt. "Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich jemals gedacht, dass das passieren würde", sagte die 72-Jährige in einem Gespräch mit dem "Guardian". Im kommenden Mai wird Barlow den britischen Pavillon bei der Venedig-Biennale bespielen. Doch vorher bekommt sie noch eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Zürich. In der zweiten Etage baut sie eine einzige, raumgreifende Skulptur auf, im dritten Stock greift sie in die Renovierungsarbeiten ein. Baustelle als Skulptur, Skulptur auf der Baustelle, wer könnte das besser als sie.
Kunsthalle Zürich, 29. Oktober bis 19. Februar 2017