Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Antwerpen, Berlin, Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt, Karlsruhe, München, Nürnberg, Rotterdam, Stuttgart, Wien und Zürich

"Robert Filliou. The Secret of Permanent Creation" in Antwerpen
1977 verunsicherte und verblüffte zugleich Robert Filliou im Louvre und im Musée d’Art Moderne de la Villa Paris wohl so manchen Museumsbesucher, als er begann, Meisterwerke – darunter Gemälde und Skulpturen – von Staub und Dreck zu befreien, während das Aufsichtspersonal für einen Moment unaufmerksam war. Filliou erklärte anschließend die gebrauchten Staubtücher und die dabei von ihm entstandenen Polaroids zu seinem Kunstwerk. Nun sind erstmals über 100 Werke des Franzosen, der gerne mit der Kunstbewegung FLUXUS in Verbindung gebracht wird, in Belgien zu sehen. Mit „The Secret of Permanent Creation“ zeigt das M HKA in Antwerpen insbesondere die Aktualität der oftmals radikalen und provokativen Werke.
"Robert Filliou. The Secret of Permanent Creation", M HKA, Antwerpen, bis 22. Januar 2017

"Uncertain States" in der Akademie der Künste
Politisch wird es in der Akademie der Künste. Im Ausstellungsprojekt "Uncertain States" beschäftigen sich 25 zeitgenössische Positionen mit der aktuellen Dramatik der Flüchtlingsbewegung, mit fragilen Umständen innerhalb der Gesellschaft und Politik und beziehen diese auf Exilerfahrungen berühmter Persönlichkeiten wie etwa Bertold Brecht, Walter Benjamin und Heinrich Mann zwischen 1933 und 1945.
"Uncertain States – Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen", Akademie der Künste, 15. Oktober bis 15. Januar 2017, Eröffnung am 14. Oktober

"Human Upgrade – Susanna Hertrich & Hannes Wiedemann" in Darmstadt
Für manche Menschen gelten Prothesen etwa nach einem Unfall oder aufgrund einer Fehlbildung als unverzichtbar. Die Künstlerin Susanna Hertrich und der Fotograf Hannes Wiedemann setzen sich in der Ausstellung "Human Upgrade" unterschiedlich mit dem künstlichen Ersatz menschlicher Körperteile auseinander. Während die in Berlin und Basel lebende Künstlerin meist computergesteuerte und mit dem Körper verbundene Apparaturen entwirft, die die Wahrnehmung von Umwelteinflüssen ermöglich sollen, dokumentiert Hannes Wiedemann die Biohacker-Szene in den USA, die sich mit Gentechnik, genauer mit Magnet-, Leucht- und Speicherimplantaten beschäftigt.
"Human Upgrade – Susanna Hertrich & Hannes Wiedemann", Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, bis 5. März 2017

"Number Thirteen" in der Düsseldorfer Julia Stoschek Collection
Im Zentrum der aus zwei Ausstellungskonzepten bestehenden Schau "Number Thirteen" stehen die Videoinstallation "Factory of the Sun" von Hito Steyerl, die erstmals 2015 auf der Biennale in Venedig zu sehen war, sowie die Gruppenausstellung "Missed Connection", die elf Arbeiten von etwa Hamishi Farah, Devin Kenny und Sandra Mujinga zeigt und von Künstlerin Jenny Chan kuratiert wurde. Chan setzt sich in "Missed Connection" kritisch mit dem Überfluss und den Exzessen der technokratischen Gesellschaft auseinander.
"Number Thirteen", Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, 15. Oktober bis 26. Februar 2017

Willem de Rooij in Frankfurt
Die Soloschau im MMK 2 ist ein Heimspiel für Willem de Rooij, der an der Frankfurter Städelschule auch als Professor tätig ist. Die Arbeiten des 1969 geborenen Niederländers kreisen häufig um Fragen nach Repräsentation und Bedeutung. Häufig nimmt de Rooij Bezug auf Werke anderer Künstler oder Artefakte aus historischen und anthropologischen Sammlungen. Für seine Ausstellung im MMK 2 vereinigt er die Werkgruppen der Textilbilder "weavings", der großformatigen, aus Zeitungsausschnitten gewonnenen, aber der Bildunterschriften beraubten Tafeln "Index" und der unter dem Label "Fong Leng" produzierten Sportkleidungskollektion. Fong Leng ist eine chinesisch-holländische Modedesignerin, deren Entwürfe de Rooij seit Jahren sammelt.
"Willem de Rooij. Entitled", MMK, Frankfurt am Main, bis 8. Januar 2017

Performance-Künstler Ulay in Schirn Kunsthalle Frankfurt
Mit seiner Partnerin Marina Abramovic sorgte Ulay - alias Frank Uwe Laysiepen - in den 1970er Jahren für spektakuläre Performances. Nach der Trennung 1988 wurde sie dann in New York weltberühmt, während es um ihn ruhig wurde. Jetzt widmet die Frankfurter Schirn dem Werk des aus Solingen stammenden Künstlers eine große Ausstellung. Unter dem Titel "Ulay Life-Sized" stehen die fotografischen Arbeiten des vielseitigen Künstlers im Zentrum. Der heute 72-Jährige hat sich seit Ende der 1960er Jahre in seiner Wahlheimat Amsterdam in Polaroid-Fotos mit der eigenen Geschlechtsidentität und seinem Körper auseinandergesetzt - und hat Porträts von Transsexuellen, Transvestiten oder Obdachlosen gefertigt. In der Ausstellung sind daneben zahlreiche Videoarbeiten Ulays, zwei davon mit seiner ehemaligen Partnerin Abramovic, zu sehen. Ulay, der in Frankfurt zwei Performances aufführt, bezeichnet sich selbstironisch gern als "bekanntesten unbekannten Künstler". Die Ausstellung in der Schirn sei "das Schönste, was mir jemals passiert ist", sagte er am Mittwoch. (dpa) Ein Porträt des Künstlers finden Sie in der Oktober-Ausgabe von Monopol
"Ulay Life-Sized", Schirn Kunsthalle Frankfurt, bis 8. Januar 2017, Artist-Talk am 14. Oktober um 18 Uhr

"Non-finito" in Karlsruhe
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens zeigt die Ursula Blickle Stiftung in Karlsruhe Werke von etwa Joseph Beuys, Louise Bourgeois, Günther Förg und Isa Genzken. Die Kuratoren Maximilian Geymüller, Michael Hübl, Nicolaus Schafhausen, Claudia Slanar, Peter Weibel und Alfred Weidinger präsentieren in der Ausstellung "Non-finito" eine persönliche Auswahl an Kunstwerken aus dem Bestand der Stiftung und setzen diese in Beziehung zum Ausstellungsraum als "white cube", basierend auf dem konzeptionellen Grundgedanken des Kunstwissenschaftlers Wolfgang Ullrich.
"Non-finito", Ursula Blickle Stiftung, Karlsruhe, 16. Oktober bis 11. Dezember

"Postwar" im Münchner Haus der Kunst
Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, die Welt teilte sich in zwei Blöcke, und das Epizentrum der künstlerischen Moderne verlagerte sich von Paris nach New York – das ist die Geschichte der Zeit nach 1945, die wir verinnerlicht haben. Die Ausstellung "Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965" im Münchner Haus der Kunst will jetzt zeigen, dass die Sache komplexer ist. Das Ziel dahinter: eine Neubewertung, die die westzentrierte Perspektive endlich hinter sich lässt. Die Schau, Teil einer Ausstellungstriologie, die wohl mit Abstand das aufwendigste Ausstellungs- und Forschungsprojekt von Kurator und Direktor des Hauses der Kunst Okwui Enwezor darstellt, zeigt Malerei, Installationen, Plastik, Performances, Filme, Dokumente und Fotografien – insgesamt 350 Werke von 218 Künstlern aus 65 Ländern.
"Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965", Haus der Kunst, München, bis 26. März 2017

Zeitgenössische Fotografie in Nürnberg
Die Ausstellung "Mit anderen Augen", ein Projekt der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln und des Kunstmuseums Bonn, kommt nun nach Nürnberg. In der Kunsthalle und im Kunsthaus Nürnberg geht es ab 14. Oktober rund um die zeitgenössische Porträtfotografie im 21. Jahrhundert in Deutschland, mit der sich die Künstler ganz individuell auseinandergesetzt haben. So reichen die Werke von Dokumentar- und Amateuerfotografie sowie einer Neuformulierung ikonografischer Bildtraditionenen bis hin zum Social-Media-Selfie.
"Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie", Kunsthalle und Kunsthaus Nürnberg, bis 15. Januar 2017

Olaf Nicolai im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam
In der zehnten Ausgabe der Ausstellungsreihe "Sensory Spaces" zeigt Olaf Nicolai im Rotterdamer Kunstmuseum eine ortsspezifische Adaption seiner Werke "Probestück 1, 2 und 3". Der für seine meist konzeptuell entstandenen Arbeiten bekannte Künstler nähert sich über das musikalische Werk des griechischen Komponisten Iannis Xenakis (1922-2001) dem Spannungsfeld zwischen Improvisation und Notation an und blickt somit hinter das komplexe und logisch aufgebaute Konstrukt der Musik.
"Olaf Nicolai – Sensory Spaces 10", Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam, 16. Oktober bis 29. Januar 2017, Eröffnung am 15. Oktober um 15 Uhr

"Frischzelle_23: Melanie Dorfer" im Kunstmuseum Stuttgart
Die Ausstellungsreihe "Frischzelle", die regelmäßig Werke junger Künstler im Stuttgarter Kunstmuseum ausstellt, widmet sich ab 15. Oktober der Malerei von Melanie Dorfer. Die Gemälde der Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe sind keinem Format unterworfen und beziehen den Ausstellungsraum mit ein.
"Frischzelle_23: Melanie Dorfer", Kunstmuseum Stuttgart, 15. Oktober bis 17. September 2017, Eröffnung am 14. Oktober um 19 Uhr

Ines Doujak im Württembergischen Kunstverein
Basierend auf dem langjährigen Projekt "Webschiffe/Kriegspfade" der österreichischen Künstlerin Ines Doujak verwandelt sie nun die Räume des Württembergischen Kunstvereins in Fashion-Pop-Up-Stores. Die Ausstellung "Not Dressed For Conquering", also: "Zum Erobern falsch gekleidet" thematisiert im Rahmen von acht Modekollektionen die Geschichte und Problematik der Globalisierung anhand von Textilien aus dem andinen Raum. Ein Laufsteg, Umkleidekabinen, Verkaufspersonal und Stoffe, auf denen Motive wie etwa Niedriglohnarbeiter, Drogen, Krieg und Maskerade zu erkennen sind, sorgen für eine Gesamtinstallation, die die Grenzen zwischen Kunstwerk, Display und Performance aufhebt.
"Ines Doujak. Not Dressed For Conquering", Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 15. Oktober bis 15. Januar 2017

Erotische Kunst aus Japan in Wien
Seit jeher wird den Themen "Sex" und "Erotik" in Japan anders begegnet als bei uns in Europa. "Shun-ga", Japanisch für Frühlingsbilder, werden den "Ukiyo-e", den Bildern der fließenden Welt, untergeordnet und zeigen erotische, gar an Pornografie erinnernde Szenen. Auch wenn die Herstellung und Verbreitung der Farbholzschnitte dieser Art weit bis ins 20. Jahrhundert verboten waren, wurden die oftmals vulgären Drucke unsigniert verkauft. Jetzt widmet das MAK den japanischen Frühlingsbildern eine Ausstellung, "die das moralische Empfinden von Personen unter 16 Jahren verletzen könnte", wie es auf der MAK-Website heißt.
"SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan", MAK Design Labor, Wien, bis 29. Januar 2017

Jubiläumsausstellung im Migros Museum für Gegenwart in Zürich
Aus einer Sammelleidenschaft wurde ein Museum. Der Schweizer Unternehmer Gottlieb Duttweiler kaufte seit Mitte der 50er Kunstwerke, jetzt wird das aus der Kollektion hervorgegangene Migros Museum in Zürich 20 Jahre alt. Ein Anlass, den Blick auf die Institution selbst zu richten. Die dreiteilige Jubiläumsschau setzt sich mit der Geschichte der Institution und seiner Sammlung wie mit der Programmatik des Hauses auseinander. Der Ausstellungsteil "Museum Revisited – 1996–2016" widmet sich dem musealen Alltag und bietet ungewohnte Einblicke hinter die Kulissen. Außerdem wird das Schaffen des Gegenwartsmuseums anhand von Publikationen, Plakaten, Foto- und Videodokumentationen nachgezeichnet. Ein zweiteiliger Ausstellungszyklus präsentiert zudem Werke aus der Sammlung: Verschiedene performative und prozessuale Arbeiten der 60er- bis 80er-Jahre und jeweils ein Werk von Karla Black und  Eva Koťátková.
"20 – An Exhibition in Three Acts", Migros Museum für Gegenwart, Zürich, 15. Oktober bis 5. Februar 2017, Eröffnung am 14. Oktober um 18 Uhr