Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Amsterdam, Berlin, Chemnitz, Düsseldorf, Erlangen, Florenz, Kassel, London, Paris, Rostock, Stuttgart und Unna

Unseen Photo Fair in Amsterdam
Mit einem besonderen Fokus auf junge Talente präsentiert die "Unseen Photo Fair" in Amsterdam vom 23. bis 25. September aktuelle Tendenzen in der Fotografie (unsere Bildstrecke zur Messe finden Sie hier) und lädt Besucher zu einem umfangreichen Rahmenprogramm ein. Bei ihrer fünften Ausgabe hat die Messe 54 internationale Galerien eingeladen, darunter viele Teilnehmer aus Europa wie die deutsche Galerie Robert Morat (Berlin/Hamburg) oder die Photographer's Gallery aus London, es reisen aber auch Galerien aus den USA (z.B. Red Hook Labs aus New York), Dubai (East Wing) oder Südafrika (Stevenson) an. Am 22. September wird der ING Unseen Talent Award verliehen, ein Preis, der das Werk junger Fotografen würdigt. Nominiert sind in diesem Jahr Felicity Hammond (1988, UK), Tereza Zelenkova (1985, Tschechien), Laurianne Bixhain (1987, Luxemburg), Thomas Albdorf (1982, Österreich) und Miren Pastor (1985, Spanien).
Unseen Photo Fair, 23. bis 25. September

"Golem" in Berlin
Die Legende vom Golem – von einem aus unbelebter Materie geformten Wesen, das schließlich den eigenen Schöpfer bedroht – steht im Mittelpunkt einer Themenausstellung im Jüdischen Museum in Berlin. Ob Homunkuli, Cyborgs, Roboter, Androide – die Ausstellung präsentiert den Golem von seiner Erschaffung aus einem Ritual der jüdischen Mystik bis hin zum populären Erzählstoff in Film und Literatur und dessen Fortschreibung in künstlerischen und digitalen Welten. Der Schöpfungsakt und das Ringen um die Form spiegeln sich auch im Prozess kreativen Schaffens: Das Kunstwerk entzieht sich dem Kunstschaffenden mit seiner Vollendung. International renommierte Künstler wie Anselm Kiefer, Joshua Abarbanel, R.B. Kitaj, Yves Gellie, Mark Podwal, Gert H. Wollheim und Fritz Ascher haben ihre Arbeiten dem Golem-Motiv gewidmet.
"Golem", Jüdisches Museum, Berlin, bis 29. Januar

Ernst Ludwig Kirchner in Berlin
Ernst Ludwig Kirchners expressive und stark farbige Gemälde begeistern immer wieder. In der Schau "Hieroglyphen" im Hamburger Bahnhof in Berlin werden sämtliche 18 Werke von Kirchner aus dem Bestand der Nationalgalerie, vom frühen "Sitzenden Akt" der Dresdner Brücke-Zeit über die "Badenden am Strand (Fehmarn)" bis zu "Max Liebermann in seinem Atelier" im Spätwerk gezeigt. Fotos von Kirchner, Bücher und Zeichnungen sowie zeitgenössische Arbeiten von Rosa Barba und Rudolf Stingel ergänzen die Präsentation. (dpa)
"Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen", Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 12. Februar 2017

Akademie der Künste Berlin zu Gast in Chemnitzer Kunstsammlungen
Die Kunstsammlungen Chemnitz zeigen ab Sonntag 100 Werke namhafter nationaler und internationaler Mitglieder der Berliner Akademie der Künste. Das Besondere daran: Erstmals stellen den Angaben zufolge alle 67 Mitglieder der Sektion Bildende Kunst gemeinsam aus. "Die Ausstellung gibt vielfältige und ganz unterschiedliche Antworten auf die Frage: Was ist moderne Kunst im Jahr 2016?", sagte Kurator Wulf Herzogenrath am Donnerstag in Chemnitz. Bis zum 20. November sind Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Skulptur, Film, Video- und Konzeptkunst zu sehen. Darunter sind zahlreiche Werke, die erstmals öffentlich gezeigt werden. (dpa)
Kunstsammlungen Chemnitz, 25. September bis 20. November, Eröffnung am 24. September um 17 Uhr

Sammlung von Dorothee und Konrad Fischer in Düsseldorf
Vor 50 Jahren revolutionierten amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler die Kunst. Doch erst der deutsche Galerist Konrad Fischer (1939-1996) machte Carl Andre, Bruce Nauman, Hanne Darboven, Richard Long oder Sol LeWitt mit Ausstellungen in einer Tordurchfahrt in der Düsseldorfer Altstadt international bekannt. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen feiert jetzt mit der Ausstellung "Wolke & Kristall" den Erwerb der Sammlung des berühmten Galeristen-Paares Dorothee und Konrad Fischer. Von Samstag bis zum 8. Januar sind im K20 mehr als 200 Werke aus der Kollektion zu sehen. Darunter sind Bodeninstallationen von Andre und Long aus Bleiwürfeln, Stahlplatten, Kiefernnadeln oder Weidenstöcken. Die Hälfte der rund 200 Werke sowie das Galerie-Archiv erhielt die landeseigene Kunstsammlung von der Familie Fischer als Geschenk. Für den Ankauf der anderen Sammlungshälfte wurde nach dpa-Informationen ein Preis im niedrigen zweistelligen Millionenbereich gezahlt. (dpa)
"Wolke & Kristall", Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20, 24. September bis 8. Januar 2017

Schau zu Konzepten des Familiären in der Kunst in Erlangen
Immer wieder wurde sie zum Auslaufmodell erklärt, aber die Familie ist nicht totzukriegen. Nichts prägt uns nachhaltiger als das Beziehungsgeflecht, in das wir eingebunden sind. Eine Themenausstellung im Kunstpalais Erlangen beschäftigt sich mit den vielfältigen Formen des Zusammenlebens und wirft einen Blick auf deren Zukunft. Welche Bedeutung hat Familie angesichts globalisierter Arbeitsbedingungen und pluralisierter Lebensformen heute noch? Inwiefern ersetzen Netzwerke und Freunde klassische Familienstrukturen? Künstler wie : Simon Fujiwara, Haejun Jo, Nina Katchadourian, Ragnar Kjartansson oder Johannes Paul Raether stellen sich diesen Fragen und reflektieren den gegenwärtigen Status von Familie.
"Dicker als Wasser. Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst", Kunstpalais Erlangen, 24. September bis 27. November

Ai Weiwei in Florenz
Der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei hat Flüchtlinge als "die Helden unserer Zeit" gewürdigt. Sein jüngstes Werk sei daher der Flüchtlingskrise gewidmet, sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung einer Ausstellung mit seinen Installationen in Florenz. "Ich habe großen Respekt für jeden, der auf der Suche nach Freiheit ist", sagte der in China lange geächtete Künstler. Den Palazzo Strozzi, in der die Schau von diesem Freitag an zu sehen ist, schmückte der 59-Jährige mit zahlreichen Schlauchbooten, wie sie zur Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer benutzt werden. "Diese Menschen sind die Helden unserer Zeit", betonte Ai Weiwei. (dpa)
"Ai Weiwei: libero", Palazzo Strozzi, Florenz, bis 22. Januar 2017

Tetsumi Kudo in Kassel
Sie wachsen aus der Erde, liegen herum oder sind in einem Vogelkäfig gefangen - transformierte Penisse gehören zu den zentralen Figuren einer neuen Ausstellung in der Kasseler Kunsthalle Fridericianum. Von Sonntag bis zum Neujahrstag 2017 ist dort die Retrospektive des japanischen Künstlers Tetsumi Kudo (1935 bis 1990) zu sehen - nach Angaben des Fridericianums die erste in der westlichen Welt im 21. Jahrhundert. "Durch die Transformation sind die Penisse ein Antisymbol der Macht", sagte die Leiterin des Fridericanums und Kuratorin Susanne Pfeffer am Freitag. In Kudos Arbeiten werden Natur, Kultur und Technologie miteinander kurzgeschlossen. Er beschäftigte sich vor allem mit dem Einfluss von Technologie auf Mensch und Natur - Ausgangspunkt seiner Humanismuskritik war der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Zu sehen sind außer Penissen auch Gesichtshälften oder Hände in Käfigen, zusammen mit Schaltkreisen, die aus der Erde zu wachsen scheinen. Bei der Arbeit "Abgefüllter Humanismus" steckte Kudo Plastikpuppen wie Föten in Einmachgläser. Im Turm des Hauses werden zudem vier Filme der Künstlerin Loretta Fahrenholz gezeigt. Die beiden Ausstellungen sind die vorerst letzten im Fridericianum, bevor 2017 die documenta 14 die Räume für die Weltkunstausstellung übernimmt. Pfeffer wird im kommenden Jahr den deutschen Beitrag auf der Biennale von Venedig 2017 kuratieren. (dpa)
Tetsumi Kudo, Fridericianum, Kassel, 25. September bis 1. Januar 

Schau zum Abstrakten Expressionismus in London
Erstmals seit fast sechs Jahrzehnten sind in London die Klassiker des amerikanischen Abstrakten Expressionismus in großem Stil zu sehen. Die Royal Academy (RA) hat für ihre Herbstausstellung rund 150 Gemälde, Plastiken und Fotos zusammengeführt, die eine Neubewertung von Jackson Pollock, Mark Rothko und vieler ihrer Zeitgenossen erlauben sollen. Viele der weniger bekannten Künstler, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert mit ihrem radikalen Ansatz alle Konventionen der Malerei umwarfen, werden vorgestellt. Die Werke kommen aus Museen und Privatsammlungen, überwiegend aus den USA. Eine Schau von dieser Größenordnung und Inhalt dürfte es nach den Worten von Chefkurator David Anfam "zu unseren Lebzeiten wohl kaum noch einmal geben." Die Ausstellung "Abstract Expressionism" entstand in Zusammenarbeit mit dem Guggenheim Museum Bilbao. Die letzte Ausstellung über die Künstler war 1959 in London zu sehen. (dpa)
"Abstract Expressionism", Royal Academy, London, 24. September bis 2. Januar 2017

René Magritte in Paris
Mit der Retrospektive "Magritte. Der Verrat der Bilder" widmet das Pariser Centre Pompidou dem belgischen Maler (1898 – 1967) nach 36 Jahren wieder eine umfassende Retrospektive. Im Mittelpunkt der bis zum 23. Januar dauernden Ausstellung steht die Frage nach der Rolle der Philosophie in seinem Werk. René Magritte wollte das Denken malen, sagte der Kommissar Didier Ottinger. Rund 100 Werke sollen den Ansatz illustrieren, der vor allem um die Begriffe Wirklichkeit, Illusion und Täuschung herum aufgebaut ist. Die Exponate sind Leihgaben bedeutender internationaler Museen und Privatsammlungen. Viele von ihnen sind erstmals zu sehen. (dpa)
"Magritte. Der Verrat der Bilder", Centre Pompidou, Paris, bis 23. Januar 2017

Andreas Mühe und Markus Lüpertz in Rostock
Die Werke des Fotografen Andreas Mühe und des Malers Markus Lüpertz stehen im Mittelpunkt der Ausstellung "Ancien Régime", die am Freitag in der Kunsthalle Rostock eröffnet wird (Für unsere Oktober-Ausgabe haben sich die beiden Künstler zum Gespräch getroffen). Wie Kunsthallenchef Jörg-Uwe Neumann am Donnerstag sagte, prallen auf den ersten Blick zwei Welten aufeinander. So wurde der Fotograf Mühe Ende der 1970er Jahre in Ostdeutschland geboren, Lüpertz wuchs ab Ende der 1940er Jahren im Westen auf. Es sei erstaunlich, dass sich diese beiden Künstler entschieden haben, gemeinsam auszustellen. Mühe und Lüpertz gestalteten die Räumlichkeiten selbst. So sei ein ganz eigener Rhythmus entstehen, da die Kunstwerke miteinander kommunizierten, sagte Neumann. (dpa)
"Andreas Mühe und Markus Lüpertz: Ancien Régime", Kunsthalle Rostock, 24. September bis 4. Dezember, Eröffnung am Freitag, den 23. September um 18 Uhr

Art Alarm in Stuttgart
Unter dem Titel Art Alarm tun sich schon zum 17. Mal die Stuttgarter Galerien zum Rundgang zusammen. Am 24. und 25. September kann man insgesamt 22 Ausstellungen ansehen. Das Programm reicht über Malerei und Skulptur zu Fotografie und Installation. International bekannte Künstler wie Josephine Meckseper (Galerie Reinhard Hauff) treffen auf jüngere Positionen wie Philip Loersch (Galerie Rainer Wehr). Zur Eröffnung der Ausstellung des renommierten Fotografen Timm Rautert bei Parrotta Contemporary spricht der Kunsthistoriker Beat Wyss, auch viele Künstler sind in den Ausstellungen anzutreffen.
Art Alarm, Stuttgart, 24. und 25. September

"[un]erwartet" in Stuttgart
Unerklärlich, unwahrscheinlich, nicht vorhersehbar: Der Rolle des Zufalls in der Kunst widmet sich von Samstag an eine Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart. Ihr Titel: "[un]erwartet". Bis zum 19. Februar zeigen hier rund 140 Werke erstmals auf, welche Methoden Künstler erfunden haben, um den Zufall auszuloten und kalkuliert einzusetzen. So erwürfelte Peter Lacroix (1924-2010) ganze Werkserien, Herman de Vries (85) verwendete Zufallszahlenbücher und François Morellet (1926-2016) generierte seine nur scheinbar zufälligen Linienbilder aus dem Pariser Telefonbuch. Niki de Saint Phalle (1930-2002) schoss für ihre Schießbilder mit dem Luftgewehr auf Farbbeutel, und bei Dieter Hackers «Essbild» aus Schokolinsen in einem Raster dürfen die Betrachter naschen - und das Werk immer wieder verändern. Zufällig? "Wir können nicht zufällig denken", sagte Kuratorin Eva-Marina Froitzheim. Ihre Ausstellung schlägt den Bogen von Hans Arp (1886-1966) und den Surrealisten, die sich um 1920 herum als erste systematisch mit der gestaltenden Kraft des Zufalls auseinandersetzten, bis zur zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die Bedeutung des Zufalls in Literatur und Musik. John Cage (1912-1992) etwa erhob den Zufall zu seinem Kompositionsprinzip. (dpa)
"[un]erwartet", Kunstmuseum Stuttgart, 24. September bis 19. Februar 2017

François Morellet in Unna
Der 1926 im französischen Cholet geborene Morellet begann seine Karriere Anfang der 50er-Jahre als Autodidakt, zunächst beschäftigte er sich mit Malerei, später kamen Lichtkunst, Kinetische Kunst, Bildhauerei und Kupferstich dazu. In den 60er-Jahren wurde er Mitglied der GRAV, einer Gruppe von Kinetischen Künstlern, die vor allem mit den Mitteln von Licht und Bewegung arbeiteten und deren Werke unter anderem die "Herstellung einer neuen visuellen Beziehung zwischen dem Objekt und dem Auge des Beschauers" erforschten. Ab 1963 setzte Morellet Neon ein und wurde dadurch zum Mitbegründer der heutigen Lichtkunst. Im Mai diesen Jahres verstarb der Künstler im Alter von 90 Jahren. Jetzt widmet ihm das Lichtkunstzentrum in Unna eine große Retrospektive, in der Lichtkunstarbeiten Morellets aus den Anfängen in den 1960er Jahren, sowie aktuellere Arbeiten aus den Jahren 2006 bis 2015 zu sehen sind.
"Morellet", Zentrum für internationale Lichtkunst Unna, 24. September bis 29. Januar 2017, Eröffnung am Freitag, den 23. September um 19 Uhr