Günther Förg in Hamburg
Als Student verdiente Günther Förg sein Geld als Anstreicher – er fand es deshalb selbst sehr naheliegend, dass er bereits während seiner Zeit an der Kunstakademie mit Wandbildern begann. Das erste entstand 1978 in einer Wohnung im bayerischen Günzach. Die Wandmalerei war für den 1952 geborenen Förg, der auch nach der machtvollen Rückkehr der figurativen Malerei in den 80er-Jahren an der Abstraktion festhielt, eine Möglichkeit, die Grenzen des Tafelbildes zu überschreiten, in Nachfolge der Avantgardisten von Kasimir Malewitsch bis Kurt Schwitters. Am Anfang standen vertikale, dann horizontale Wandhalbierungen. Mal malte er alle vier Wände eines Raumes in unterschiedlichen Farben aus, mal reihte er verschiedene Farbflächen an einer Wand. Förg arbeitete in privaten und in öffentlichen Räumen, immer in Auseinandersetzung mit der vorgefundenen Architektur. Wandmalerei auszustellen bedeutet, sie neu erstehen zu lassen. Förg, der 2013 starb, hatte sich darauf gefreut, das für seine große Schau in den Hamburger Deichtorhallen selbst in die Hand zu nehmen. Jetzt müssen das andere erledigen – doch die Planung stammt noch vom Künstler selbst. Zu sehen sind Werke aus allen Dekaden, von 1978 bis zur letzten großen Wandmalerei in der Galerie Gisela Capitain 2013.
"Günther Förg – Wandmalereien", Deichtorhallen, Hamburg, bis 25. Oktober
Danh Vo in Köln
Jetzt soll es endlich wieder um etwas anderes gehen als um den zähen Rechtsstreit mit einem Sammler, nämlich um Kunst. Der in Kopenhagen aufgewachsene Künstler Danh Vo zeigt im Museum Ludwig Teile aus seinem Langzeitprojekt "We The People", eines der wahnwitzigsten Projekte der zeitgenössischen Kunst: Der Städel-Absolvent, 1975 geboren, mit einer Leidenschaft für die Vereinigten Staaten und sein Geburtsland Vietnam, fertigte eine Eins-zu-eins-Replik der Freiheitsstatue in über 250 Teilen an. In Köln zeigt er nun den mit sechs Metern Höhe bisher größten zusammengesetzten Teil der Kupferskulptur. Das Projekt spricht unter anderem vom westlichen Glückversprechen, einer geschändeten Ikone und den Produktionsbedingungen in China (dort wurde das Werk hergestellt). Aber lässt sich diese Gigantismus nicht auch als Machogeste deuten? Nicht wirklich. Vor vier Jahren, als Danh Vo das Projekt startete, erzählte er Monopol: "Ich habe mir gesagt: Wir machen jetzt mal dieses wirklich wahnsinnige Projekt, und danach brauchen wir nie wieder über Größe zu sprechen und können uns den interessanten Fragen zuwenden." Neben den Fragmenten der Freiheitsstatue setzt Vo neue Arbeiten mit ausgewählten Werken des US-Fotografen Peter Hujar in Dialog.
Museum Ludwig, 1. August bis 25. Oktober, Eröffnung: Freitag, 31. Juli, 19 Uhr. Im Rahmen der Ausstellung spielt am 1. August die Band Xiu Xiu um 19 Uhr im Museum
Donald Duck in Schwarzenbach an der Saale
Donald Duck, Entenhausen und die deutsche Übersetzerin des Kult-Comics stehen im Mittelpunkt des ersten Deutschen Comic-Museums, das am 1. August eröffnet werden soll. Das Museum ist aber nicht etwa in München, Berlin oder Hamburg, sondern im oberfränkischen Schwarzenbach an der Saale zu finden. Dort lebte Erika Fuchs (1906-2005), die erste Chefredakteurin der deutschen Micky-Maus-Hefte, und fand Inspiration für ihre witzigen und tiefgründigen Übersetzungen. Nun hat Schwarzenbach ihr und der Welt um Donald Duck ein eigenes Museum gewidmet. Das Museum für Comic und Sprachkunst beleuchtet auf etwa 600 Quadratmetern und in sieben Räumen Arbeit und Leben von Fuchs, geht auf die Geschichte der Comics ein und lässt berühmte Zeichner zu Wort kommen. Ein Höhepunkt dürfte das 130 Quadratmeter große, begehbare Entenhausen inklusive Talerbad in Dagobert Ducks Geldspeicher sein. Der Bau des Erika-Fuchs-Hauses hat rund fünf Millionen Euro gekostet. Fast 90 Prozent davon förderten Bund, Land, Unternehmen, Stiftungen und Donald-Duck-Fans. (dpa)
Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst, Schwarzenbach an der Saale, ab 1. August
"Krieg und Frieden" in Dresden
"Bilder des Krieges" sind bis zum 25. Oktober in drei Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden versammelt. Die Präsentationen thematisieren die Frage von Gewalt und Zerstörung, Bewahrung und Schutz mit unterschiedlichem Schwerpunkt vom 19. bis 21. Jahrhundert. Dabei verbindet der Titel "Krieg und Frieden" eine eigene Schau mit einer in Kooperation mit der Tate Modern London und dem Museum Folkwang Essen entstandenen Ausstellung sowie mit einer weiteren Schau aus den städtischen Archiven von Venedig. Im Albertinum vereint "Conflict, Time, Photography" Bilder von Menschen, Orten und Dingen sowie Zeichnungen und Gegenstände, die von den existenziellen Auswirkungen von Gewalt und Zerstörung zeugen. Die rund 100 Werke spannen einen Bogen von den ersten Atombombenabwürfen über Bilder aus dem geteilten Berlin bis zu Fotos von einstigen Schauplätzen des Ersten Weltkrieges, die rund 100 Jahre später entstanden. Zu den 44 Künstlern zählt auch der Kriegsreporter Robert Capa (1913-1954). Das Kupferstich-Kabinett gibt erstmals Einblick in das 2014 erworbene Konvolut von Capa-Kriegsfotografien. Die rund 110 Bilder zeichnen den Weg des Reporters mit den Alliierten durch Europa nach. Nie zuvor außerhalb Italiens gezeigte historische Aufnahmen aus Archiven zeigen im Japanischen Palais "Eine Stadt im Krieg", als sich Venedig im Ersten Weltkrieg erstmals gegen drohende Zerstörung verteidigte. (dpa)
"Krieg und Frieden", Staatliche Kunstsammlungen Dresden, bis 25. Oktober
Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie in unserem Vernissage-Kalender