Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Cottbus, Hannover, Erfurt, Hamburg, Würzburg, Karlsruhe und Frankfurt

Nan Goldin in Hannover
Sie ist berühmt für ihre Fotos aus dem eigenen Lebensumfeld: Nan Goldins Werke sind Dokumente und überpersönliche Erzählungen zugleich, weil die US-Künstlerin ihre Einzelbilder in Diaschauen und thematischen Rastern ("grids") arrangiert. In der Soloschau der Hannoveraner Kestnergesellschaft sind Werke seit den frühen 80ern wie die damals aufsehenerregende "Ballad Of Sexual Dependency" zu sehen, aber mit "Scopophilia" ("Schaulust") auch eine aktuelle Arbeit. Auf den Dias der Serie stellt die Fotografin ältere Aufnahmen von Freunden neueren Bildern, die sie im Pariser Louvre fotografierte, gegenüber – mit erstaunlichen ikonografischen Parallelen zwischen den Skulpturen und Gemälden und den Fotos.
Nan Golding, Kestnergesellschaft, 19. Juni bis 27. September

"Globale" in Karlsruhe
An Ehrgeiz mangelt es ZKM-Direktor Peter Weibel nicht. Zum 300-jährigen Jubiläum von Karlsruhe hat der Künstler und Kurator ein gigantisches neues Kulturformat aufgestellt, mit dem er ab Freitag den gesamten Stadtraum 300 Tage lang bespielen wird: Die Globale bietet ein Kunstprogramm, das neben Ausstellungen auch Performances, Filme, Konzerte und Konferenzen umfasst. Das Themenspektrum ist breit: Wie wirken sich Globalisierung und Digitalisierung aus? Lässt sich die Vermählung von Kunst und Wissenschaft unter dem Zeichen technischer Innovation als neue Renaissance verstehen? Und welche Konsequenzen hat es, dass wir als Menschen uns selbst zur größten Bedrohung geworden sind?
Das sind nur einige der Fragen, um die sich die Globale drehen soll. Besonders lohnen wird sich wohl der Besuch des Auftakts ab 19. Juni: Dann rechnet zum Beispiel die Künstlergruppe "Zentrum für politische Schönheit" in einem Schauprozess mit dem 20. Jahrhundert ab. Und das ZKM eröffnet neben einer Schau des japanischen Klang- und Videokünstlers Ryoji Ikeda eine Installation des Architekten Tetsuo Kondo: eine riesige begehbare Wolke.
"Globale", ZKM und andere Orte, bis 17. April 2016

Triennale der Photographie in Hamburg
Das internationale Festival Triennale der Photographie Hamburg beleuchtet seit Donnerstag in zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen die Zukunft der Fotografie. Unter dem Motto "The Day Will Come" steht das Programm des zum sechsten Mal stattfindenden Festivals. Fotoexperten und -interessierte aus dem In- und Ausland werden erwartet. In Ausstellungshäusern, Museen und Galerien gibt es Vorträge, Filme, Projektionen und Workshops. An 59 Orten in der Hansestadt geht das Festival über die Bühne. Die Triennale habe sich zu einem audiovisuellen "urbanen Gesamtkunstwerk" entwickelt, betonte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos). (dpa)
Triennale der Photographie, Hamburg, 19. Juni bis 27. September

"Full House" in Erfurt
Das Projekt im barocken Schloss Molsdorf verantwortet die Kunsthalle Erfurt: Die Gruppenschau "Full House" ist eine ironische Hommage an den Schlossherrn, Graf Gustav Adolf von Gotter (1692-1762). Von Gotter ließ die spätmittelalterliche Wasserburg zu einem Lustschloss umbauen und feierte dort üppige Feste. 1742 musste der verschwenderische Graf das Schloss mitsamt dem umliegenden Rittergut verkaufen. 13 Künstler, darunter Peter Callesen, Janet Cardiff & George Bures Miller, Kristina Girke und Nasan Tur, haben für ihre Gemälde, Readymades und Installationen von der Pracht des Ortes und der schillernden Persönlichkeit des einstigen Besitzers anregen lassen.
"Full House", Schloss Molsdorf, 20. Juni bis 20. September, Infos hier

"Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf" in Würzburg
Eine Kolonie aus Toastbrot-Häusern, eine explodierte Küche, Alltagskleidung mit Putzeffekt und eine überdimensionale Kopfkissen-Aufschüttel-Maschine - 28 internationale Künstlerinnen haben sich auf verschiedenste Weise mit der Rolle der Frau in Haus und Haushalt auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten beschäftigen sich ironisch, augenzwinkernd, provokant und kritisch mit dem weiblichen Verhältnis zum Heim. Von Samstag an sind sie als Teil der Ausstellung "Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf" im Würzburger Museum im Kulturspeicher zu sehen. "Die Ausstellung beschäftigt sich unter anderem mit der scheinbar perfekten Oberfläche und den Abgründen, die sich dahinter auftun", sagt Mit-Kuratorin Martina Padberg. Im Anschluss wandert die Ausstellung weiter nach Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und wieder nach Bayern. (dpa)
"Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf", Museum im Kulturspeicher, 19. Juni bis 20. September, Eröffnung: Freitag, 19. Juni, 18.30 Uhr

Fotokunst-Triennale RAY in Frankfurt
Mit Ausstellungen in drei Frankfurter Museen beginnt an diesem Wochenende die zweite Fotokunst-Triennale RAY. Die Hauptausstellung heißt "Imagine Reality". Sie findet gleichzeitig im Museum für Moderne Kunst (MMK), im Museum für Angewandte Kunst und im Fotografie Forum Frankfurt statt. 28 Künstler zeigen bis zum 20. September ihre Arbeiten. "Nachdem sich RAY 2012 mit der politischen Dimension der Fotografie und des Fotojournalismus beschäftigt hat, steht 2015 die imaginäre, visionäre Dimension der Fotokunst im Mittelpunkt", sagte MMK-Chefin Susanne Gaensheimer bei der Vorbesichtigung am Freitag. Insgesamt sind unter dem Dach von RAY zwölf Ausstellungen gebündelt. Neben Frankfurt sind Wiesbaden, Darmstadt, Rüsselsheim und Hofheim dabei. (dpa)
"Ray 2015 - Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain", 20. Juni bis 20. September, Infos und Programm hier.

Russische Avantgarde in Cottbus
Mit gleich zwei Ausstellungen widmet sich das Cottbuser Dieselkraftwerk der russischen Avantgarde. Neben Fotografien von Alexander Rodtschenko (1891-1956) gibt es ab Sonntag (11 Uhr) Zeichnungen und Fotos weiterer russischer Künstler zu sehen. Die russische Avantgarde ist inspiriert von westeuropäischen Kunstströmungen und drückt eine Aufbruchstimmung aus. Die rund 30 Fotografien Rodtschenkos stammen aus der Museumssammlung, die zweite Schau mit dem Titel "Wir müssen den Schleier von unseren Augen reißen" mit rund 100 Exponaten war schon in Bochum und Rüsselsheim zu sehen. (dpa)
"Alexander Rodtschenko. Fotografien aus der Sammlung des dkw", "Wir müssen den Schleier von unseren Augen reißen. Fotografie und Zeichnung der russischen Avantgarde aus der Sammlung der Sepherot Foundation", Dieselkraftwerk, Cottbus, 21. Juni bis 20. September

Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie in unserem Vernissage-Kalender