Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Basel, Berlin, Münster, London, Magdeburg, Hamburg, Stommeln und New York

"Future Present" in Basel
Seit ihrer Gründung im Jahr 1932 wird an der Schweizer Emanuel-Hoffmann-Stiftung ausschließlich Gegenwartskunst gesammelt. Frühe Werke der Kollektion wie Salvador Dalís "Brennende Giraffe" oder Robert Delaunays "Eiffelturm" zählen zu den Glanzlichtern des Kunstmuseums Basel. Nun nimmt die Stiftung die baubedingte Schließung des Partnermuseums zum Anlass, das gesamte Spektrum der Sammlung  (rund 180 Künstler sind vertreten) im Schaulager in Münchenstein bei Basel vorzustellen. Die dort verwahrten Werke sind sonst meist nur für Fachpublikum zugänglich. Neben Werken von Joseph Beuys und Bruce Nauman wird eines der jüngsten Video-Arbeiten von David Claerbout öffentlich zu sehen sein: "Oil workers (from the Shell company of Nigeria) returning home from work, caught in torrential rain".
"Future Present", Schaulager, Münchenstein bei Basel, 13. Juni bis 31. Januar 2016

Berlin Art Prize in Berlin
Der Berlin Art Prize versteht sich als das basisdemokratische Gegenstück zu den etablierten Kunstpreisen: Von vier Kulturschaffenden gegründet und im vergangenen Jahr erstmalig verliehen, ist er weder an eine Institution noch an ein Unternehmen gebunden. Und zudem blind wie die Justitia: Lebenslauf, Ausbildung sowie Empfehlungen sind irrelevant, denn die Arbeiten der Künstler werden anonym ausgewählt. Wer in diesem Jahr gewonnen hat, wird an diesem Freitag enthüllt. Dazu gibt es eine Ausstellung mit den Arbeiten aller Nominierter und einer Party.
"Berlin Art Prize", DISTRICT Berlin, 13. Juni bis 4. Juli, Eröffnung: Freitag, 18. Juni, ab 18 Uhr

"Them" in Berlin
Im Zentrum der Ausstellung "Them" im Berliner Schinkel-Pavillon steht das Werk der Polin Alina Szapocznikow (1926-1973). Ihre Erfahrungen als Auschwitz-Überlebende prägten ihre Kunst. Szapocznikows Skulpturen aus den 60er- und 70er-Jahren waren Partialobjekte, mit denen sie ihren Körper nach Außen verlagerte. Ob künstliche Brüste oder Tumore, die Objekte verkörperten meist beides: Begehren wie Krankheit. Um die historischen Werke herum gruppiert die Schau Arbeiten von Alisa Baremboym, Aleksandra Domanovic, Katja Novitskova, Sarah Lucas, Carolee Schneemann und Anicka Yi – Künstlerinnen, die sich auf ihre Art mit Körper und Künstlichkeit auseinandersetzen.
"Them", Schinkel Pavillon, Berlin, 13. Juni bis 26. Juli, Eröffnung: Freitag ab 19 Uhr

Otto Piene in Münster
Reflexe, Schatten, Farben: Ein Jahr nach dem Tod von Otto Piene widmet sich eine große Einzelausstellung in Münster dessen lebenslanger Faszination für das Medium Licht. Ab Samstag zeigt das LWL-Museum für Kunst- und Kultur rund 70 Arbeiten des Pioniers der Lichtkunst. Piene war Mitbegründer der Düsseldorfer Künstlergruppe Zero, die den Schrecken von Krieg und Nachkriegszeit hinter sich lassen und in eine optimistische Zukunft weisen wollte. Mit großen Ausstellungen etwa in New York und Berlin sind die ZERO-Arbeiten derzeit wieder international gefragt. Neben leuchtenden Installationen sind in Münster zahlreiche malerische und grafische Arbeiten zu sehen: Denn auch auf der Leinwand experimentierte Piene mit Feuer- und Rauchtechniken oder ließ, wie in seinen Rasterbildern oder Regenbogenmotiven, Lichteinfall und Farbintensität sichtbar werden. An der Idee zu der Ausstellung hatte Piene noch selbst mitgewirkt. Er starb im Juli 2014. Einige der Malereien und Grafiken stammen direkt aus seinem Nachlass, andere, wie etwa die monumentale Laserlicht-Installation "Black Star", waren mehr als zwanzig Jahre nicht zu sehen. (dpa)
"Otto Piene. Licht", LWL-Museum für Kunst- und Kultur, Münster, 13. Juni bis 20. September

Carsten Höller in London
Gehe ich an der Weggabelung nach rechts oder links? Schlucke ich die blaue oder die rote Pille? Das Leben ist voller Optionen und Entscheidungen, die wir im einzelnen gar nicht mehr wahrnehmen. Verhalten steht im Fokus der Kunst von Carsten Höller. "Decision" lautet der Titel seiner großen Überblicksschau in der Londoner Hayward Gallery. Zu sehen sind neben frühen partizipative Höller-Werken wie "The Pinocchio Effect" und "Upside Down Goggles", bei dem das Blickfeld des Publikums auf den Kopf gestellt wird, einige neue Arbeiten, die dem Besucher Entscheidungen abverlangen. Die "Pill Clock" (2011-15) wird während der Laufzeit mehr als eine Million Tabletten in die Galerie rieseln lassen. Uns steht frei, sie zu konsumieren, ohne die Risiken und Nebenwirkungen abschätzen zu können.
"Carsten Höller. Decision", Hayward Gallery, London, bis 6. September

Albert Oehlen in New York
Der Krefelder Maler Albert Oehlen bekommt seine erste große Ausstellung in den USA. Das New Yorker New Museum zeigt seit Mittwoch zahlreiche Bilder und Installationen des 61-Jährigen. Oehlen gehöre zu den wichtigsten Malern der Gegenwartskunst, habe aber weltweit noch nicht die Anerkennung bekommen, die er verdiene, sagte Kurator Massimiliano Gioni. Der 1954 in Krefeld geborene Oehlen hatte zunächst eine Lehre als Buchhändler absolviert und dann bei Sigmar Polke in Hamburg studiert. Anfang der 80er mischte Oehlen mit seinen Freunden Martin Kippenberger und Werner Büttner den Kunstbetrieb auf. Die New Yorker Schau "Albert Oehlen: Home and Garden" ist bis zum 13. September angesetzt. (dpa)
"Albert Oehlen: Home and Garden", New Museum, bis 13. September

Lore Krüger in Magdeburg
New York, Frankreich, Spanien - mehr als 70 Jahre alte Bilder der bislang unbekannten Fotografin Lore Krüger sind in den kommenden Monaten im Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen zu sehen. Die Ausstellung "Ein Koffer voller Bilder. Fotografien 1934-1944" zeigt einen Ausschnitt des Werks der 1914 in Magdeburg geborenen Jüdin, sagte Museumsleiterin Annegret Laabs am Dienstag in Magdeburg. Zu sehen sind rund 100 Original-Abzüge. Es sind Experimentalaufnahmen wie auch Reportage-Bilder und Porträts. Die Bilder waren beispielsweise in Südfrankreich bei einem großen Treffen von Sinti und Roma sowie in New York aufgenommen worden. Lore Krüger (1914-2009) kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Berlin zurück, arbeitete fortan als Übersetzerin von Literatur und wirkte politisch. Ihre Fotografien waren nach ihrem Tod in einem Koffer gefunden worden - daher auch der Titel der Ausstellung. Für Besucher ist die Schau von diesem Mittwoch bis zum 23. August geöffnet. (dpa)
"Ein Koffer voller Bilder. Fotografien 1934-1944", Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, bis 23. August

Symposium in Hamburg
Die Wirkungsmacht des Bildes hat im Internet-Zeitalter eine neue Dimension erreicht. Insbesondere politische Bilder entwickeln durch ihre schnelle Verbreitung und Unmittelbarkeit eine eigene Dynamik und haben somit Einfluss auf die Wahrnehmung des Betrachters. Motive, wie etwa Videotestamente von Selbstmordattentätern erzeugen eine eigene Ikonografie, wackelige Amateuraufnahmen erwecken den Eindruck von Authentizität. Sieben Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen widmen sich im Warburg-Haus Hamburg der Kraft dieser Bilder, sowie der Frage, wie hoch deren Informationsgehalt ist. Mit dabei sind unter anderem die palästinensische Filmemacherin Suha Arraf (bekannt durch "The Syrian Bride" oder "The Lemon Tree"), Dirk Engling, politischer Aktivist und Sprecher des Chaos Computer Clubs, sowie Kaya Behkalam, Mitbegründer der Künstlergruppe "Reloading Images". Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
"Nähe auf Distanz. Eigendynamik und mobilisierende Kraft politischer Bilder im Internet", Warburg-Haus, Sonntag, 14. Juni, 14-20 Uhr

"Über Wasser" in Hamburg
Das Element Wasser in seinen wechselnden Erscheinungsformen fasziniert Maler und Fotografen seit Generationen. Die Ausstellung "Über Wasser. Malerei und Fotografie von William Turner bis Olafur Eliasson" im Bucerius Kunstforum in Hamburg stellt von Samstag an bis zum 20. September erstmals Gemälde und Fotografien von Wasser gegenüber. "Die Schau zeigt das Interesse der Künstler an dem Fließenden, Nicht-Fassbaren, aber auch die politische Dimension: Das Meer als Grenze, die Flüchtlingsproblematik und die Klimaveränderung", sagte Direktorin Ortrud Westheider am Donnerstag in Hamburg. Die 150 Leihgaben aus renommierten Sammlungen decken einen Zeitraum von zwei Jahrhunderten bis in die Gegenwart ab. (dpa)
"Über Wasser. Malerei und Fotografie von Turner bis Eliasson", Bucerius Kunstforum, 13. Juni bis 20. September

Lynn Hershman Leeson in Hamburg
Sie gilt als Pionierin der Medienkunst: Die Deichtorhallen Hamburg zeigen vom Sonntag an eine Retrospektive von Lynn Hershman Leeson. Die 1941 geborene Amerikanerin ist eine der ersten Medienkünstlerinnen und eine starke Stimme des Feminismus. "Ihre innovativen Arbeiten behandeln Themen, die als Schlüssel zu gesellschaftlichen Fragestellungen zu verstehen sind: Die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine, die Konstruktion von Identität, Überwachung, die Beziehung des Realen zum Virtuellen sowie die Nutzung der Medien als Werkzeug gegen Zensur und politische Unterdrückung", teilten die Deichtorhallen am Freitag mit. Ihre bekannteste Werkreihe, "Roberta Breitmore" (1973–1978), wird bestimmt von der gleichnamigen Kunstfigur. Als eine Art Klon der Künstlerin wird deren Leben von 1973 bis 1978 in Echtzeit und in der realen Außenwelt inszeniert − Roberta Breitmore wird dabei überwiegend von Hershman Leeson selbst verkörpert, aber auch teilweise von drei anderen Frauen. Mit Roberta Breitmore habe Hershman Leeson der Idee einer künstlerisch konstruierten Identität eine Form gegeben und damit die virtuellen Welten von "Second Life" um viele Jahre vorweggenommen. (dpa)
"Lynn Hershman Leeson: Civic Radar", Deichtorhallen, Hamburg, 14. Juni bis 15. November, Eröffnung: Samstag, 13. Juni, 12 bis 17 Uhr

Tony Cragg in Stommeln
Die ehemalige Synagoge Stommeln in Pulheim bei Köln wird für mehrere Monate von einer Familie abstrakter Holzskulpturen des international bekannten Bildhauers Tony Cragg bewohnt. Ein raumhohes Skulpturenpaar in der für Cragg typischen Form aus gestapelten Kreissegmenten schafft einen ungewöhnlichen Bezug zur Geschichte des einstigen jüdischen Bethauses. Das ockergelbe Duo aus einer dünneren und einer etwas dickeren Form erinnert entfernt an ein menschliches Paar und ist von Cragg auch mit "Pair" betitelt worden. In dem Raum steht noch eine dritte etwas kleinere Skulptur auf einem Sockel. Bis zum 27. September ist Craggs Beitrag zu dem internationalen Kunstprojekt "Synagoge Stommeln" zu sehen. Vergangenes Jahr hatte der für seine verstörenden Installationen bekannte Künstler Gregor Schneider die Synagoge hinter der eintönigen Fassade eines Wohnhauses verschwinden lassen. Craggs Skulpturen konzentrieren die Aufmerksamkeit nun wieder auf das Innere des Gebäudes. Das Gotteshaus im Pulheimer Ortsteil Stommeln ist eine der wenigen Synagogen in Deutschland, die während der Nazi-Pogrome 1938 nicht zerstört wurde. Seit 1990 werden Künstler zu Projekten in die Synagoge eingeladen. Dazu gehören Richard Serra, Eduardo Chillida oder Rosemarie Trockel. Für weltweites Aufsehen hatte 2006 Santiago Sierra gesorgt, der Autoabgase in das ehemalige jüdische Gotteshaus leitete. (dpa)
"Tony Cragg - Projekt für die Synagoge Stommeln", Synagoge Stommeln, bis 27. September

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