Seine Graffitis tauchen meist über Nacht auf. Sobald irgendwo ein neuer Banksy entdeckt wird, scharen sich Fotografen um das Kunstwerk, melden Medien den Fund, erheben Hausbesitzer Besitzansprüche. Eine Nachricht auf der Banksy-Website bestätigt, dass das Bild von ihm ist - ob Karussell im Gazastreifen, Steve Jobs im Flüchtlingslager von Calais, ein Soldat mit Esel auf einer Mauer im Westjordanland oder Geheimagenten im englischen Cheltenham. Sammlern sind Banksys Werke Millionen wert. Einerseits, weil seine meist politische Kunst Debatten anregt. Andererseits, weil niemand weiß, wer der Künstler ist.
Wie lange bleibt das so? Vielleicht ist das Geheimnis längst gelüftet - wenn Wissenschaftler der Queen Mary Universität recht haben. Sie haben sich mit kriminalistischen Methoden auf die Suche nach dem Streetart-Phantom begeben. Und sehen einen Verdacht bestätigt, der schon vor acht Jahren aufgekommen ist.
"Das Modell nutzt als Vorgabe die Orte dieser Kunstwerke, und berechnet die Wahrscheinlichkeit des Wohnorts des 'Täters' über das Gebiet der Studie", erklärt das Team um Steven Le Comber, der eigentlich Biologe ist und mit Hilfe des "geographic profiling" die Ausbreitung von Krankheiten untersucht. 140 Kunstwerke in London und Bristol dienten als Ausgangspunkte.
Das Ergebnis: Die Boulevardzeitung "Mail on Sunday" könnte Recht gehabt haben, als sie im Sommer 2008 einen Künstler namens Robin Gunningham aus Bristol als Mann hinter dem Namen Banksy vermutete. Verschiedene Adressen und Orte, die mit Gunningham in Verbindung stünden, hätten herausgestochen.
Die "Mail" hatte damals nach eigenen Angaben ein Jahr lang recherchiert, mit "Dutzenden Freunden, ehemaligen Kollegen, Feinden, Mitbewohnern und nahen Verwandten Banksys" gesprochen. Ausgangspunkt der Recherchen war ein Foto eines knieenden Mannes mit dunklen Locken in dunkelblauem Hemd, vor sich eine Sprühdose und eine Schablone, der Banksy bei der Arbeit auf der Karibikinsel Jamaica sein sollte.
Allerdings schreiben die Autoren auch, dass Banksy abstritt, der Mann auf dem Foto zu sein, und auch Gunninghams Umfeld nicht gerade gesprächig gewesen sei, sogar seine - angeblichen - Eltern ihn verleugnet hätten. "Angesichts seines langjährigen Erfolgs darin, seine Spuren zu verwischen, ist es natürlich möglich, dass die Spur, der wir gefolgt sind, ein Ablenkungsmanöver ist", hieß es in der "Mail" im Jahr 2008.
Le Comber dagegen ist sich recht sicher. "Ich wäre überrascht, wenn er es nicht ist, auch ohne unsere Analyse, aber es ist interessant, dass die Analyse das zusätzlich stützt", sagte er der BBC. Inzwischen will Le Comber nicht mehr über die Studie reden - sie habe ihn schon so viel Zeit gekostet, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. "Ich will jetzt lieber wieder forschen."
Nach BBC-Informationen rief die Veröffentlichung der Studie Banksys Anwälte auf den Plan - was für ihre Ergebnisse sprechen dürfte. Sie sollen Bedenken wegen einer Pressemitteilung der Uni gehabt haben, weswegen auch die Studie etwas später als geplant im "Journal of Spatial Science" erschienen sei.