Direktorin der Cosmoscow-Kunstmesse im Interview

"Wir haben viele junge Käufer"

Margarita Pushkina

Am Sonntagabend ist die vierte Ausgabe der Kunstmesse Cosmoscow zu Ende gegangen. Ein Interview mit der Direktorin Margarita Pushkina über den Geschmack russischer Sammler und ihre Zukunftspläne für das Format

Wie ist die Messe in diesem Jahr gelaufen - sind Sie zufrieden?
Ja. Trotz aller ökonomischen Schwierigkeiten haben uns die Galerien zurückgemeldet, dass sie gut verkauft haben - und das ist für uns das Wichtigste! Natürlich wäre es schön, wenn wir noch mehr internationale Teilnehmer hätten, aber die Stimmung war insgesamt sehr positiv. Allein zur Collectors Preview bei der Eröffnung kamen mehr als 2.000 Besucher, und alles in allem werden wir in diesem Jahr weit über 15.000 Besucher gehabt haben, die genauen Zahlen werten wir gerade noch aus. Für eine so junge Kunstmesse sind das sehr gute Werte.

Wie sieht das Sammlerpublikum auf der Cosmoscow aus?
Zum einen ziehen wir viele Sammler an, die sich bisher eher auf traditionellere Kunstrichtungen wie die russische Avantgarde oder impressionistische Werke konzentriert haben und nun auch Geschmack daran finden, zeitgenössische Arbeiten zu kaufen. Zum anderen merken wir, dass sich eine neue Zielgruppe für aktuelle Kunst zu begeistern beginnt: Jüngere Menschen zwischen 30 und 40 Jahren. Wir können noch nicht genau sagen, wer diese Käufer sind, aber von den Galerien bekommen wir die Rückmeldung, dass sie sehr viele Neukunden haben, die ihnen bisher noch nicht bekannt waren. Das stimmt uns sehr optimistisch für die Zukunft: Auch wenn wir diese Erstkäufer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich Sammler nennen können, hoffen wir, dass sie sich im Laufe der Jahre zu solchen entwickeln werden.

Sie beraten die Galerien bei der Auswahl ihrer Künstler ausführlich ...
Ja, mit den einheimischen russischen Galerien haben wir die Vereinbarung getroffen, dass sie nicht mehr als ein oder zwei Positionen in ihren Kojen zeigen. Sie haben uns vorher eine Auswahl ihrer Künstler geschickt und ich habe gemeinsam mit einem Komitee Empfehlungen für die Präsentationen ausgesprochen. Wir bemühen uns auch sehr, die internationalen Galerien dabei zu beraten, was am besten ankommt weil der Markt für sie schwierig einzuschätzen ist. Das ist natürlich ein sehr kooperativer Prozess, wir wollen die Teilnehmer ja auch nicht davon abhalten, etwas zu zeigen, das sie unbedingt gerne zeigen möchten.

Welche Art von Kunst bevorzugen die russischen Käufer?
Im Prinzip unterscheidet sich das gar nicht so sehr von globalen Trends, am besten gehen Gemälde und und Fotografien. Man muss sich ja immer vor Augen halten, dass die meisten Menschen auch mit der Kunst leben möchten und es sehr schwierig ist, beispielsweise Videokunst im eigenen Heim zu installieren.

Empfehlen Sie den Galerien also eher konservativere Werke?
Im Gegenteil: Insgesamt versuchen wir, immer mehr konzeptionelle und progressive Kunst zu verkaufen. Ich habe volles Verständnis dafür, dass viele Galerien zwar progressive Künstler im Programm haben, auf einer Messe aber kein Risiko eingehen wollen, weil die Arbeiten auf den ersten Blick vielleicht nicht so zugänglich sind. Aber wir merken auch, dass die Galerien uns mehr und mehr vertrauen und die Abstimmung immer besser klappt.

Wie finanziert sich die Messe augenblicklich? Bekommen Sie staatliche Unterstützung?
Momentan wird die Veranstaltung ausschließlich privat finanziert. Wir bekommen bisher keine staatliche Unterstützung. Ich hoffe jedoch, dass wir langfristig öffentliche Hilfe erhalten werden, weil die Cosmoscow ein sehr wichtiges Event für die Stadt ist.

Trägt sich die Cosmoscow finanziell bereits?
Noch sind wir auf das Geld unserer Investoren angewiesen. Aber wir bauen die Partnerschaft mit unseren Sponsoren wie Credit Suisse, Beluga Vodka und der Schmuckmarke Carrera Carrera aus. Wir haben einen über mehrere Jahre angelegten Businessplan und sind sehr zufrieden. Als langfristiges Geschäftsmodell entwickelt sich die Messe sehr gut - gerade in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage.

Was wollen Sie tun, um die Messe noch internationaler zu machen?
Wir möchten noch mehr internationale Galerien gewinnen. Daran arbeiten wir gerade stark und auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen. So versuchen wir zum Beispiel, die sehr hohen Logistikkosten zu senken, indem wir Sammeltransporte anbieten. Um die Messe weiter zu bewerben, stehen wir außerdem weltweit in Kontakt mit den russischen Botschaften und auch mit vielen internationalen Botschaften hier vor Ort. Insgesamt sind wir guter Dinge: Viele Galeristen, die dieses Jahr nicht teilgenommen haben, sind als Besucher zur Messe gekommen um sich anzuschauen, wie sie aussieht. Außerdem hatten wir namhafte Kuratoren hier - unter anderem aus New York, vom Centre Pompidou und der Tate. Wir merken, dass wir einige Aufmerksamkeit erhalten.