Bauhaus Dessau

Wilhelm Wagenfeld, der Macher

„Es geht um die Produkte, nicht um mich“, sagte Wilhelm Wagenfeld einmal und offenbarte damit keine falsche Bescheidenheit, sondern eine der Kernprinzipien seiner Arbeit. Zwar gehört Wagenfeld heute zu den wichtigsten deutschen Industriedesignern: Der Bauhaus-Schüler entwarf Klassiker wie die ikonische Leuchte WG 24, das Jenaer-Glas-Teeservice oder die beliebten WMF-Salz- und -Pfefferstreuer „Max und Moritz“. Seine Produkte aber sind bis heute bekannter als sein Name.

Ungewöhnlich ist das schon, denn die meisten Designartikel verkaufen sich heute über den Namen ihres Designers, mit dem sich inzwischen nicht nur für Möbel, sondern gleich für ganze Hotels werben lässt. Und doch haben viele von Wagenfelds Entwürfen die jener anderer namhafter Kollegen überdauert. Seine Designs sind Produkte des Alltags. „Brauchbar und schön sollten sie sein“, und weil sie das immer noch sind, findet man sie auch heute noch in vielen Haushalten wenn schon nicht im Original, dann zumindest als Kopie.

Zu seinem 111. Geburtstag zeigt die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung nun eine umfassende Retrospektive und kehrt dafür an den Ort zurück, an dem alles begann: ans Bauhaus. In Weimar besuchte Wagenfeld Walter Gropius‘ Vorträge über Kunst und Technik, die ihn früh für industrielles Design begeisterten. Nachdem er nach nur zwei Jahren am Bauhaus den Sprung in die Großindustrie wagte, entwarf er ganze Produktpaletten für Häuser wie Rosenthal, Fürstenberg und WMF in Dessau lassen sich diese Klassiker nun, etwas ehrfürchtig präsentiert, in Vitrinen und Schaukästen bewundern.

Viele der Exponate –  der Eierbecher, die Blumenvase oder die organisch geformte Lampen –  verfügen auch heute noch über eine vertraute Ästhetik. Früher hingegen hatte Wagenfeld Schwierigkeiten, die Firmen vom klaren, minimalistischen Bauhaus-Design zu überzeugen. Seine Entwürfe galten als zu modern. Von der Eleganz und Leichtigkeit einfacher Materialien wie Laborglas und Chromargan, die erst durch sein Design tischfein gemacht wurden, musste man den Käufer noch überzeugen.

Wagenfelds Blick galt der Funktionalität der Dinge. Er war ein praktischer Mensch, bezeichnete sich selbst ungern als „Designer“, sondern lieber als „Macher“. Neben seiner Entwürfen werden auch persönliche Briefe, Zeugnisse und Fotografien ausgestellt, die Einblick in sein Denken geben. Hier wird etwa sichtbar, wie Wilhelm Wagenfeld sich um die Demokratisierung des Designs bemühte; wichtig war ihm vor allem, dass seine Produkte bezahlbar sind. Seine Bauhaus-Leuchte kostet heute übrigens knapp 400 Euro.

"Wilhelm Wagenfeld: Weiterwirken in die Zeit hinein", im Bauhaus Dessau, bis 30. Oktober