Ist es Voyeurismus? Sadistische Lust an der öffentlichen Erniedrigung? Macht sich zum Täter, wer die Nacktaufnahmen von Hollywoodstars, die Hacker jetzt ins Netz gestellt haben, anschaut? Sind die Schauspielerinnen Opfer? Wurden die Bilder häufiger geklickt als jene des von der IS enthaupteten Journalisten James Foley? Und wer hat diese Fotos, über die jetzt alle reden, eigentlich wirklich gesehen? "Bild.de" jedenfalls fühlte sich veranlasst, eine "Hollywood-Nackt-Akte" zu veröffentlichen, in der Erika-Berger-haft beschrieben ("Jennifer Lawrence posiert mal mit BH auf einem Bett, die Brüste liegen frei über den Körbchen") aber nichts gezeigt wird. Als Scharfmacher reicht schon die Idee des gestohlenen Bildes.
Der Künstler Jan-Holger Mauss entfernt aus alten Pornoheften die Darsteller, rubbelt mit dem Ragiergummi die Rubbelvorlagen weg. Die Titel der Magazine sind gerade noch zu erkennen und manche Überschrift: "Treffpunkt Lust" etwa oder "Porn to make you happy" – nur dass man eben keinen Porno mehr sieht. Sondern Interieurs und Parks, die Gischt an der Golden Gate Bridge und eine Lampe, die nichts beleuchtet. Ein Genrewechsel vom Schmuddelecke zur Landschaftsradierung, vom Onanierangebot zu den inneren Bildern. Was explizit war, zeichnen jetzt Konturen ins Weiß: abstrakt, aber nicht weniger sexy.
In der Laura Mars Galerie in Berlin sind diese Blätter zurzeit ausgestellt, zusammen mit einem neuen Film des Künstlers. Für „Original Copy“ hat Mauss aus 200 Sexvideos jene Szenen ausgewählt, in denen es gerade nicht zur Sache geht, also noch nicht oder nicht mehr: Kamerafahrt ins Bad, eine Ente schwimmt auf dem See. Ein Polizist steigt von seinem Motorrad, entspannt-blauer Himmel. "Original Copy" hat keinen Anfang und keine Ende, daher ist „Film“ vielleicht nicht das richtige Wort für dieses Kaleidoskop aus Hunderten Vor- und Nachbildern, in dem Beiwerk ins Zentrum rückt. Regie führt ein Computerprogramm. Körper und Hirn.
Jan-Holger Mauss "Original Copy". Laura Mars Galerie, Berlin, bis 6. September
Der Künstler Jan-Holger Mauss entfernt aus alten Pornoheften die Darsteller, rubbelt mit dem Ragiergummi die Rubbelvorlagen weg. Die Titel der Magazine sind gerade noch zu erkennen und manche Überschrift: "Treffpunkt Lust" etwa oder "Porn to make you happy" – nur dass man eben keinen Porno mehr sieht. Sondern Interieurs und Parks, die Gischt an der Golden Gate Bridge und eine Lampe, die nichts beleuchtet. Ein Genrewechsel vom Schmuddelecke zur Landschaftsradierung, vom Onanierangebot zu den inneren Bildern. Was explizit war, zeichnen jetzt Konturen ins Weiß: abstrakt, aber nicht weniger sexy.
In der Laura Mars Galerie in Berlin sind diese Blätter zurzeit ausgestellt, zusammen mit einem neuen Film des Künstlers. Für „Original Copy“ hat Mauss aus 200 Sexvideos jene Szenen ausgewählt, in denen es gerade nicht zur Sache geht, also noch nicht oder nicht mehr: Kamerafahrt ins Bad, eine Ente schwimmt auf dem See. Ein Polizist steigt von seinem Motorrad, entspannt-blauer Himmel. "Original Copy" hat keinen Anfang und keine Ende, daher ist „Film“ vielleicht nicht das richtige Wort für dieses Kaleidoskop aus Hunderten Vor- und Nachbildern, in dem Beiwerk ins Zentrum rückt. Regie führt ein Computerprogramm. Körper und Hirn.
Jan-Holger Mauss "Original Copy". Laura Mars Galerie, Berlin, bis 6. September