Watchlist: Peter Schlör

Die Wüste wächst. Im Jahr 2004 ist sie längst über die Schwelle der Tür und ins Innere eines Hauses gewandert. Dort türmt sich die Wüste nun bis zur Decke auf. Trocken ist sie, körnig und dunkel. Manchmal sieht sie aus wie schwarzer Schnee. Sie hat sich um Wände geschlungen und ist in Ecken gekrochen. Und was sie erobert hat, das scheint verloren zu sein. Hier kämpft Natur mit Ruinen und Kulturskeletten. Festgehalten ist dieses stille Ringen auf einem Bilderzyklus des 1964 in Mannheim geborenen Fotokünstlers Peter Schlör. Der scheint eine ganz besondere Sehnsucht nach den Wüsten zu haben. Eine Sehnsucht, die ihn in die Salzpfannen Namibias oder in die Savannen des Maghreb gebracht hat.


Es scheint die tief stehende Sonne zu sein, die Schlör an den Ödnissen so fasziniert. Die Sonne, deren Auflicht lange Schatten wirft. Die Sonne, die tief bis zum Horizont wandert – so lange, bis alles im großen Schwarzen versandet. Denn Schlörs Fotos, die zuletzt in zahlreichen deutschen Kunsthallen und öffentlichen Galerien zu sehen waren, sind wie Schattenrisse: Sie sind weniger „Lichtzeichnung“ als Schwarzmalerei. Sie zeigen schwarze Himmel und schwarze Wüsten, schwarze Häuser und schwarze Berge. Es sind archetypische Orte, die in ihrer Melancholie und Formstrenge zuweilen an das Werk Robert Häussers erinnern.

 

Fast scheint es, als würden Schlörs Stillleben regelrecht über das Licht herfallen und es verschlingen, bis nur noch schwarze Löcher bleiben. Jedes Bild eine Mondlandschaft, jedes Bild eine kosmische Leere. Die Wüste wächst. Auf Schlörs Bilder will man sich ihr vollkommen ergeben. Ralf Hanselle

 

Peter Schlör wird von der Galerie Bernhard Knaus Fine
Art in Frankfurt vertreten