Eva Grubinger, Tobias Naehring, Leipzig
Lust auf ein Rätsel? Eva Grubinger hat eine große Skulptur geschaffen, die auf einem afrikanischen Vexierspiel basiert. Dabei geht es darum, zwei Kugeln auf die andere Seite eines Blocks zu bringen – was nicht möglich ist. Durch die neuen Dimension bekommt das Gehirntrainings-Werkzeug bei Eva Grubinger eine unverkennbare sexuelle Note. Auch der Sex und das Verhältnis der Geschlechter ist schließlich ein paradoxes Spiel, das durch eine letzte Lösung an Reiz verliert.
Alwin Lay, Natalia Hug, Köln
Ohne Gaffa-Tape geht im Rock&Roll gar nichts, schreibt Benjamin von Stuckrad Barre in seinem jüngsten Roman "Panikherz". Es stimmt, Gaffa ist mehr als ein reißfestes Allzweckklebeband, das jeder Bühnenarbeiter mit sich rumträgt. Es ist ein Stück Popkultur. Gaffa sagt: Yes we can, Wir schaffen das, heal the world! Der Kölner Künstler Alwin Lay inszeniert das Klebeband auf einer großen Fototapete bei Natalia Hug als begehrenswerten Konsumartikel. Die Klebebandrolle schafft sich ihren eigenen Klebebandsockel, sie schwebt im Raum. Auf der Innenseite der Rolle das Logo des amerikanischen Baumarktkette "Do it". Neben der Fototapete hängen zwei bescheidenere Fotografien von minimalistischen Skulpturen: aufgesockelte Glaskuben, die von Neonröhren durchdrungen sind. Wie immer bei Lay voller Eleganz und Sinn für bildhauerische Fragen.
Daniel Knorr, Galerie Naechst St. Stephan, Wien
Fünf Tonnen wiegt der Betonklotz, den Daniel Knorr von seinem üblichen Standort am Braunschweiger Hafen in die Halle der ABC bringen ließ. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Beobachtungsbau für Brandwachen: Drinnen war man geschützt vor Bombensplittern. Heute, in seiner neuen Rolle als Kunstwerk, bietet der Einmann-Bunker nicht nur ein seltenes Isolationsgefühl, sondern auch eine bemerkenswerte Akustik. Reinsteigen und singen!
Yitzhak Golombek, Galerie Koal, Berlin
Voluminöse abstrahierte Tränen aus Holz sind zu einer Art Wagen arrangiert, die auf ihrer Reise Bilder mit sich tragen. Die Porträts auf den Bildern scheinen bei genauerem Hinsehen aus Gemüse zusammengesetzt. Am Rande des Ensembles halten weiß leuchtende Köpfe aus knubbeligen Kartoffeln Wache, eine Art Zigarette im nicht vorhandenen Mund. Als Kind ist der 1956 in Polen geborene Yitzhak Golombek mit seiner Familie nach Israel ausgewandert, wo er in einem abgelegenen Dorf landete – und wer will, kann diese Biografie immer noch in seine eigenwilligen Installationen wiederfinden. Als Hochschullehrer in Tel Aviv hat er eine ganze Generation jüngerer Künstler geprägt – toll, eine Installation von ihm jetzt in Berlin wiederzufinden.
Fabian Knecht, Galerie Alexander Levy, Berlin
Warum qualmt da die Abfalltonne neben dem Eingang? Auch noch neben dem Büro für Brandschutz? Nein, das ist nicht typisch Berlin, oder vielleicht doch, es ist ein Kunstwerk von Fabian Knecht.
Dirk Skreber, Galerie Luis Campana, Berlin /GCC, Kraupa-Tuskany Zeidler, BErlin
And the winner is – zum ersten Mal kauft in diesem Jahr der mäzenatische Fonds Outset Germany ein Werk auf der Messe an, das der Neuen Nationalgalerie / Hamburger Bahnhof geschenkt wird. Udo Kittelmann als Mitglied der Jury schafft es, dass es gleich zwei wurden: Dirk Skrebers verwirrendes Bild einer Frau mit Turban, mit seltsamen Fasern auf schwarzer Folie gemacht, sowie eine Videoinstallation des arabischen Kollektivs GCC.
Andreas Schulze, Galerie Sprüth Magers
Die Sonne heizt die Hallen der Station Berlin kräftig auf, sehr gerne würde man da mit den Figuren auf Andres Schulzes' Bilder tauschen. "Vacanze", so der Titel seiner neuen Werkreihe, zeigt eine Familie beim Strandurlaub: Vater (groß und schlank), Mutter (quadratisch übergewichtig) und Kinder in gestreiften Badeanzügen, die an die 20er-Jahre erinnern. Die Bilder sind auf meeresblauen Wänden arrangiert, Abkühlung scheint dringend nötig: Dem Vater steigt bereits Dampf aus der Hüfte, auch das Dekolleté der Mutter quillt Rauch …
Kenny Scharf, Galerie Hans Mayer
Anfang der 80er-Jahre entdeckte der Street-Art-Pionier Kenny Scharf einen begehbaren Schrank auf den Straßen Manhattans. Er füllte ihn mit Fundstücken, bemalte sie mit psychedelischen Leuchtfarben – und schuf so "die perfekte Poptherapie gegen Stress und Finsternis der Stadt". Mit Freunden wie Keith Haring und Oliver Sanchez hat Scharf über die Jahre immer neue "Closets" gestaltet: Nummer 16, von außen ein freundlich-grinsender Hai, von innen ein psychedelischer Darkroom, therapiert jetzt die Besucher der ABC.
Marcin Zarzeka, Galerie Dawid Radziszewski
Der 1985 geborene Zarzeka studierte an der Wiener Kunstakademie bei Amelie von Wulffen – was man seinen Bildern aber zunächst kaum ansieht. Leinwand, Schaumpappen, Gips und Glas schichtet und schneidet er zu eleganten Reliefs, die Räume andeuten, den Rahmen in die Bildmitte ziehen, sich zum Außenraum öffnen: abstraktes Formenspiel, das durch Titel wie "Comma after question mark" ins Metaphorische gleitet.
Aya Haidar, Galerie Athr
Erst denkt man: Ach, ein paar Postkarten, wie nostalgisch. Kommt man näher, sieht man die Stickereien auf den Bildern. Mal tragen die Badenden auf den romantischen Klippen orangene Schwimmwesten, wie sie zum Sinnbild für Flüchtlinge geworden sind, mal sind zusätzliche Zelte in eine Berglandschaft gestickt. Die Londoner Künstlerin Aya Haidar hat für ihr Projekt mit dem Titel „Wish you were here“ 100 Postkarten aus Urlaubsorten in der Festung Europa gesammelt und bearbeitet, und den Urlaubsberichten über Sonnenbrände und gutes Essen eine neue Dimension hinzu gefügt.