Zeichen gegen Sexismus

Condé-Nast-Verlag verbannt Fotograf Terry Richardson

Der US-Fotograf Terry Richardson, dem Models immer wieder sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, darf nicht mehr für die "Vogue", "GQ", "Glamour" und andere Magazine des Condé-Nast-Verlags fotografieren Das geht laut "The Telegraph" aus einer internen Mail vom Montag hervor. Die Entscheidung könnte eine Reaktion auf einen Artikel der "Sunday Times" vom Sonntag sein, in dem die Zeitung fragte, warum der 52-Jährige noch immer für Modemagazine arbeite, obwohl ihm immer wieder sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden.

Das Model Rie Rasmussen hatte 2010 zum ersten Mal Richardson beschuldigt, seine Stellung auszunutzen, um junge Frauen zu Nacktfotos zu bewegen. Dem "Guardian" erzählte der Fotograf damals, dass er manchmal Sex mit seinen Models habe und gestand: "Ich glaube nicht, dass ich sexsüchtig bin, aber ich habe schon Probleme." Immer wieder hatten Models beschrieben, dass Richardson sich während des Shootings entkleidete und sie zu Sex aufforderte. Einige Fotos zeigen auch sexuelle Handlungen mit ihm und dem Model.

Richardson wurde in den 90er-Jahren mit seiner Kampagne für die Modefirma Sisley bekannt und stand für einen anzüglichen, freizügigen "porn chic". Er porträtierte viele Prominente wie Beyoncé, Lady Gaga, Miley Cyrus und Barack Obama und stellte immer iweder auch in Galerien und Museen aus. 2013 fotografierte er Miley Cyrus nackt in anzüglichen Posen. Die Sängerin sagt heute, dass sie die Aufnahmen bereue.

Richardson betonte immer wieder, dass alles im Einvernehmen mit den Models geschehe, und nennt die erneute Welle an Anschuldigungen eine "Hexenjagd".

Im Zuge der Harvey-Weinstein-Affäre und der #MeToo-Kampagne, in der Frauen in sozialen Netzwerken von selbsterlebtem Sexismus berichten, diskutiert auch die Modebranche das Thema. Model Cameron Russell etwa ruft Kolleginnen auf, Vorfälle von sexuellem Missbrauch zu melden, die sie dann auf ihrem Instagram-Account postet. Viele dieser Berichte sollen laut "Sunday Times" das Verhalten Richardsons beschreiben, auch wenn keine Namen genannt werden.

Bereits 2014 hatte die "Vogue" beschlossen, nicht mehr mit Richardson zusammenzuarbeiten. Das Model Emma J. Appleton hatte zuvor einen mittlerweile gelöschten Screenshot eines Chatverkaufs mit dem Fotografen veröffentlicht, der implizierte, er biete ihr ein Shooting für die "Vogue" im Gegenzug für Sex.

Die Fotografin Collier Schorr rief Agenturen und Magazine auf, keine Fotografen mehr zu beschäftigen, die für sexuelle Übergriffe bekannt sind.