Bill Viola wird 65

Videokünstler der "bewegten Malerei"

Heute streitet keiner mehr über die Frage, ob Videos Kunst sein können. Das ist auch Bill Viola zu verdanken. Der New Yorker wird jetzt 65.

Wasser und Kirchen prägen das Werk von Bill Viola. Der New Yorker Künstler hat dabei geholfen, dass Videoinstallationen heute als eine anerkannte Kunstform gelten und selbst in den bedeutendsten Museen zu finden sind. Viola, der am Montag (25. Januar) 65 Jahre alt wird, zählt zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Anerkennung hat er auch mit einer großen Installation in Deutschland gefunden.

Als Kind wäre er fast ertrunken. Das dramatische Ereignis – mit dem er paradoxerweise aber auch durchaus angenehme Gefühle verbindet ("ich fühlte mich so leicht") – hat sein Leben und sein Werk bis heute geprägt. Das Erlebnis des Ertrinkens, aber auch die Rückkehr ins Leben, sind Themen für Viola. Deshalb sind auch immer wieder Kirchen der Ort für seine Installationen.

Etwa 2007, als er auf der Biennale in Venedig ausstellte. Nicht etwa in einem Pavillon war "Ocean without Shore" (Ozean ohne Ufer) zu sehen, sondern auf drei großen Bildschirmen, die auf drei Altären aufgestellt waren. "Altäre sind ein Ort, an dem die Toten mit den Lebenden kommunizieren", erklärte Viola.

Vor zwei Jahren stellte Viola in der Londoner St. Paul's-Kathedrale aus. In einem Seitenschiff kämpften vier Darsteller auf großen Bildschirmen mit den Naturkräften Luft, Feuer, Wasser und Erde. "Martyrs" hieß die Installation, und die Märtyrer werden von den vier Elementen gepeinigt und fast zerbrochen, bevor sie "durch den Tod in das Licht gleiten", wie Viola es selbst beschrieb.

Die Märtyrer seien auch ein Symbol für das Leid von Menschen, deren Qualen wir durch die Massenmedien überall auf der Welt mitverfolgen könnten. Und eine Anklage gegen die Untätigkeit der Zuschauenden. "Martyrs" ist derzeit auch in einer Einzelausstellung von Bill Viola mit dem Titel "Inverted Birth" (etwa: Umgedrehte Geburt) in der New Yorker Galerie James Cohan zu sehen (bis 30. Januar ).

Videos macht Viola nun seit mehr als 40 Jahren. In der fünften Klasse war er Leiter des Videozirkels und damit verantwortlich für die Technik in der New Yorker Schule. Auf die Frage, wir er auf die Idee gekommen sei, mit Videos Kunst zu machen, hat er einmal gesagt: "Ich bin im elektronischen Zeitalter aufgewachsen. Als ich das erste Mal mit Video arbeitete, war es wie ein alter Freund."

Für seine Zeitgenossen, die schnelle Schnitte gewohnt sind, werden Violas Arbeiten manchmal zum Geduldsspiel. Oft gibt es nur eine Einstellung, aber was so simpel erscheint, sind komplexe, durchdachte Arrangements. Etwa im Oberhausener Gasometer, wo er 2003 "Five Angels for the Millennium" installierte: Menschen, die ins Wasser springen, eintauchen, untertauchen. Verfremdet durch extreme Zeitlupen, Farben, Klänge und Rückwärtsprojektionen. Dazu kam der Hall im riesigen Gasometer. Fast 140 000 Menschen wollten das sehen.

Vor fünf Jahren bekam Viola den Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses, die weltweit höchste Auszeichnung für die bildende Kunst. Damit sollte seine "bewegte Malerei" gewürdigt werden. Sein größtes Verdienst mag aber sein, dass es heute keine Diskussion mehr darüber gibt, ob Video auch Kunst sein kann.