Geplante Versteigerung

Verkauf von Warhol-Werken stößt zunehmend auf Kritik

Düsseldorf (dpa) - Die geplante Versteigerung von zwei Werken des Künstlers Andy Warhol aus öffentlichem Besitz in Nordrhein-Westfalen löst mehr und mehr Kritik aus. Der Deutsche Kulturrat warnt einem Medienbericht zufolge vor einem Dammbruch und fordert die Bundesregierung zum Eingreifen auf. Die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Isabel Pfeiffer-Poensgen, nannte den Verkauf leichtfertig und appellierte an das Land NRW, als Vorbild zu fungieren und die Werke Museen zur Verfügung zu stellen.

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters schaltete sich am Donnerstag in die Diskussion ein. Allerdings sind die Hoffnungen, die Auktion abzuwenden, gering.

Der nordrhein-westfälische Spielcasinobetreiber Westspiel will Mitte November bei Christie's in New York die frühen Warhol-Werke «Triple Elvis» und «Four Marlons» versteigern lassen und erhofft sich davon 100 Millionen Euro. Die Bilder waren 1977 und 1978 zur Ausstattung der Spielbank in Aachen gekauft worden, wegen ihres Wertes aber zuletzt im Depot geblieben. Westspiel ist eine Tochter der landeseigenen NRW.Bank, der Förderbank von Nordrhein-Westfalen.

Grütters sagte: «Kunstwerke sind keine Spekulationsobjekte. Sie zu veräußern, um klamme Staatskassen zu sanieren, wäre schlichtweg unanständig und ein Systembruch.» Kunst und Kultur müssten geschützt werden. «Ich appelliere daher nachdrücklich an das Land NRW, seiner Verantwortung gerecht zu werden und den Verkauf der Warhol-Kunstwerke umgehend zu stoppen.»

Der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, forderte im Handelsblatt (Online-Ausgabe), Grütters müsse den Verantwortlichen in NRW auf die Finger klopfen. Wenn es Schule mache, dass öffentliche Unternehmen wertvolle Kunstwerke aus ihrem Bestand verkauften, wäre der nächste Schritt, die verschuldeten kommunalen Haushalte mittels dieser Kunstbestände zu sanieren. «Ich will mir gar nicht ausmalen, was für Konsequenzen dies hätte», sagte Zimmermann laut Bericht.

Die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Isabel Pfeiffer-Poensgen, sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag), es sei «sehr bedauerlich», dass das Land nicht überlegt habe, die Werke einem Museum zu übergeben. «Entweder der landeseigenen Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, dem Museum Ludwig in Köln oder dem Museum Folkwang in Essen.» Beide Bilder hätten ihrer Meinung nach fantastisch in die dortigen Sammlungen gepasst. «Dieser Verkauf kann nicht richtig sein», sagte Pfeiffer-Poensgen. Die Aussicht, die geplante Versteigerung der Bilder zu verhindern, schätzte sie allerdings als «nicht mehr realistisch» ein.

Anfang der Woche hatten die Direktoren von 26 Kunstmuseen an die rot-grüne NRW-Regierung appelliert, das Vorhaben zu verhindern. Der Brief sei in der Staatskanzlei eingegangen, werde ausgewertet und zeitnah beantwortet, sagte eine Sprecherin in Düsseldorf.