Die israelkritische Band Young Fathers wird nach einem Hickhack um ihre Teilnahme und scharfer Kritik an ihrer Einladung nicht bei der Ruhrtriennale auftreten. Das Management der Young Fathers habe das Kulturfestival benachrichtigt, "dass die Band die Wiedereinladung der Ruhrtriennale nicht wahrnehmen kann", teilte die Pressestelle des Festivals am Freitag in Bochum mit. Der Auftritt war ursprünglich für den 18. August geplant gewesen.
Intendantin Stefanie Carp hatte am 12. Juni die Ausladung der schottischen Pop-Band mitgeteilt, nachdem die Band sich trotz Aufforderung nicht von der BDS-Bewegung distanziert hatte. Die Kampagne "Boycott, Divestment and Sanctions" (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen; BDS) setzt sich für einen Boykott Israels wegen der Palästinenserpolitik ein.
Am Donnerstag teilte Carp dann mit, die Band wieder eingeladen zu haben. "Die Young Fathers haben in vielen Interviews glaubhaft gemacht, dass sie Antisemitismus in jeder Form ablehnen", erklärte Carp. Die Haltung der Band zum BDS teile sie aber nicht. "Ich bin der Meinung, dass wir die unterschiedlichen Perspektiven und Narrative zulassen müssen, da diese Offenheit das dramaturgische Credo unseres Programmes ist", schrieb Carp. Sie müsse daher "die Freiheit der Kunst verteidigen".
Die jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen warfen der 62-jährigen Dramaturgin daraufhin "grundlegende Unwissenheit um den Begriff des Antisemitismus und Fakten des Nahostkonflikts" vor. Der Versuch, die Musik der Band von der Einstellung der Musiker zu trennen, zeuge von einer "Naivität, die eines Festivals von der Größe, Popularität und Reichweite der Ruhrtriennale nicht würdig ist", schrieben die drei Landesverbände und die Synagogengemeinde Köln in einem offenen Brief, wie am Freitag bekannt wurde. Mit ihrer Aussage zu den "Narrativen" und "Perspektiven", die gehört werden sollten, legitimiere Carp nicht nur Antisemitismus, sondern verharmlose "auch noch die Kräfte, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen".
Kritisch äußerte sich auch die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Man sei "höchst irritiert von dieser Entscheidung". Diese sei ein falsches Signal, hieß es am Freitag. Am Donnerstag hatte NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) erklärt, sie bedauere die erneute Einladung. Es sei nicht auszuschließen, dass die BDS-Kampagne durch die Entscheidung eine Plattform auf der Ruhrtriennale erhalte. "Dies ist in Zeiten zunehmender antisemitischer Straftaten und anderer Vorfälle, leider auch in Nordrhein-Westfalen, ein falsches Signal", erklärte die Ministerin.
Sie hoffe, dass sich die aufgeheizte Debatte nach der Absage wieder beruhige, sagte die Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel, der "Rheinischen Post" (Samstag). Der RVR ist mit dem Land Nordrhein-Westfalen Gesellschafter der Kultur Ruhr GmbH, die die Ruhrtriennale ausrichtet. Das vor allem vom Land NRW finanzierte Kunstfestival dauert vom 9. August bis zum 23. September.