Tolle Fotos, schwache Schau: A Star Is Born im Museum Folkwang

Die These der Schau „A Star Is Born. Fotografie und Rock seit Elvis“ im Museum Folkwang lautet in etwa, dass Fotografien das Image eines Stars prägen. Das ist nicht gerade gewagt, und das ist das Problem: Die Schau will es jedem recht machen. Den Fans, den Musikern, den Fotografen. Und auch jenen Kunstbeflissenen, denen die Faszination eines „Bravo“-Starschnitts erst mit einem chronologischen Ausstellungskonzept schmackhaft gemacht werden muss.
Dabei ist der Auftakt rundum gelungen: Am Anfang steht der Kontrast zwischen freundlichen Studioporträts, konsensfähigen Privatfotos und energiegeladenen, explosiven Livebildern. Jerry Lee Lewis, aber auch der junge Elvis Presley sind dafür exemplarisch. Auf einem zentralen Foto von Arthur Wertheimer ist der King nur auf Autogrammkarten zu sehen, die dem Manager aus der Hand gerissen werden: die ekstatische Teilhabe am Star über sein Abbild. Im überraschten Gesicht Colonel Parkers dämmert die Erkenntnis, dass das Potenzial von Musikfotos nicht auf Kaugummi- Sammelbilder zu beschränken ist. Gleich gegenüber hängt Little Richard, schwitzend, geschminkt, mit nacktem Oberkörper und Perlenketten – als Blaupause für die theatralischen Posen und Outfits von Queen, Prince oder Marilyn Manson.
Doch im weiteren Verlauf variiert in spannungsloser Hängung die bekannte Grundkonstellation aus Inszenierung und Kontrolle, mit wachsender Beliebigkeit, die im letzten Raum mit Franz Ferdinand, den White Stripes und Justin Bieber gipfelt. Dazwischen sind viele Bilder von den Beatles und der Beatlemania dabei, viel zu viele von den Rolling Stones und von Iggy Pop und kaum weibliche Stars. Man findet Meilensteine wie Robert Freemans Coverfoto für das Album „With The Beatles“ oder Lynn Goldsmiths Foto von Gene Simmons, wie er in voller Kiss-Montur dem Tourbus entsteigt. Vergeblich sucht man aber Andreas Gurskys phänomenales Panoramabild eines Konzerts der Toten Hosen, das Musiker und Fans nur noch als bildnerisches Material versteht. Der Triumph des Fotografen über den Star, auch der fehlt leider in Essen.