Anklage im Kunstfälscherprozess verlesen

Teurer Malewitsch

Teurer Malewitsch: Anklage im Kunstfälscherprozess verlesen
Von Thomas Maier, dpa

In einem Kunstfälscherprozess in Wiesbaden wird am dritten Tag die Anklage verlesen - doch das Verfahren gerät gleich wieder ins Stocken. Die Verteidiger erklären die Kammer für befangen.

Wiesbaden (dpa) - Mit zwei gefälschten Bildern des russischen Avantgardisten Kasimir Malewitsch soll eine international agierende Bande allein acht Millionen Euro ergaunert haben. In der am Montag im Wiesbadener Kunstfälscherprozess verlesenen Anklageschrift geht die Staatsanwaltschaft von 14 Fällen mit 19 Fälschungen aus.

Der Schaden wird auf insgesamt knapp elf Millionen Euro beziffert. Der Verkaufswert der Imitate lag laut Anklage noch um einige Millionen höher, da nicht alle Bilder abgesetzt wurden. Auf der Anklagebank sitzen vor dem Landgericht jetzt ein 68-jähriger Israeli, der in Wiesbaden eine Galerie betrieb, sowie der 42-jährige Geschäftsführer. Dessen ein Jahr jüngerem Bruder wird Beihilfe vorgeworfen.

Mit einer bundesweiten Razzia war das Verfahren im Juni 2013 ins Rollen gekommen. In einem Wiesbadener Lager des Galeriebesitzers wurden dann mehr als 1000 Bilder beschlagnahmt. Dem inhaftierten 68-Jährigen, der im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben wurde, waren die Behörden in Israel durch ein Geldwäscheverfahren auf die Spur gekommen. Dort soll auch ein Verfahren gegen einen russischen Fälscher anhängig sein.

Die Bande hatte sich laut Anklage auf Fälschungen russischer Avantgardisten wie Alexej von Jawlensky oder Natalja Gontscharowa spezialisiert. Zwei als Fälschungen geltende Werke des Konstruktivisten Kasimir Malewitsch (1879-1935) waren mit weitem Abstand die teuersten. Veräußert wurden die Bilder an private Sammler über Auktionshäuser und Galerien.

Die beiden Hauptangeklagten stützten sich beim Verkauf laut Staatsanwaltschaft unter anderem auf Gutachten einer «International Chamber of Russian Modernism». Diese sei jedoch von der Wiesbadener Galerie des 68-Jährigen maßgeblich finanziell unterstützt worden.

Von der Anklage eingeholte Gutachten hätten bestätigt, dass es sich bei den 19 Werken um Fälschungen handle, sagte Staatsanwältin Maria Klunke. Viele der benutzten Farbpigmente seien industrieller Art und der russischen Avantgarde, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für Furore sorgte, unbekannt gewesen.

Auch am Montag - dem dritten Verhandlungstag - setzte sich das Prozessgeplänkel fort. Die Angeklagten wollten sich weder zur Person noch zur Sache äußern. Ihre Anwälte erklärten zugleich das Gericht für befangen, nachdem die Kammer zuvor eine Aussetzung des Verfahrens abgelehnt hatte.

Der Prozess soll am 2. März fortgesetzt werden.

Thomas Maier, dpa