Radiobeitrag

Wer boykottiert jetzt eigentlich wen?

Das Ausstellungshaus Portikus in Frankfurt am Main
Foto: CC via Wikimedia Commons

Das Ausstellungshaus Portikus in Frankfurt am Main war bereits von "Strike Germany" betroffen

Die Kunstszene klagt über Zensur und Ausstellungsabsagen im Kontext des Nahostkonflikts, gleichzeitig fordert die Kampagne "Strike Germany", deutsche Kulturhäuser zu boykottieren. Eine Einordnung von Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr

Das Thema Boykott in der Kulturszene wird gerade zusehends komplexer. Seit Jahren wird um den Umgang mit der anti-israelischen BDS-Bewegung gestritten. Der deutsche Bundestag hat sie 2019 in einer rechtlich nicht bindenden Resolution als antisemitisch eingestuft - wogegen sich wiederum viele Kultureinrichtungen ausgesprochen haben. 

Nach dem Massaker der Hamas und den israelischen Gegenangriffen im Gaza-Streifen haben sich die Fronten noch einmal verhärtet. Museen luden Künstler und Kuratorinnen wegen vermeintlicher Nähe zu Hamas-Positionen aus, Berlin führte eine "Antidiskriminierungsklausel" ein, die Fördermittel unter anderem an ein Bekenntnis zu einer umstrittenen Definition von Antisemitismus knüpfen sollte. Diese wurde nach breitem Protest zurückgenommen

Aber auch von Seiten der Künstler und Künstlerinnen wird boykottiert. So ruft die Kampagne "Strike Germany" dazu auf, solange auf Auftritte und Ausstellungen in Deutschland zu verzichten, bis die BDS-Resolution aufgehoben und eine aus Sicht der Unterzeichnenden anti-palästinensische Haltung und "McCarthy-istische Politik" gegen israelkritische Stimmen in den Institutionen gelockert ist. Zu den Unterstützern des Boykotts gehören unter anderem die Literatur-Nobelpreisträgerin Annie Ernaux und Künstlerinnen und Künstler wie Cécile B. Evans, Hannah Black, Jesse Darling, Jumana Manna, Lawrence Abu Hamdan, Lydia Ourahmane, Rosalind Nashashibi und Yuri Pattison. Unter anderem das Berliner CTM Festival und das Frankfurter Ausstellungshaus Portikus waren bereits von dem Streik betroffen. 

Was die Befürworter des Streiks genau fordern und ob dieses Spiel aus Boykott und Gegen-Boykott in der Debatte um Kunstfreiheit und Erinnerungskultur weiterhilft, bespricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr bei Detektor FM mit Moderatorin Ann-Kristin Pott. Den Beitrag können Sie direkt hier hören. Dazu bitte Inhalte aktivieren: