Auf dem Gemälde "Open Casket" von US-Künstlerin Dana Schutz ist die Leiche von Emmett Till zu sehen, einem afroamerikanischen Jugendlichen, der 1955 im Alter von 14 Jahren in Mississippi von zwei Weißen ermordet wurde. Die Täter, der Lebensmittelhändler Roy Bryant und sein Halbbruder, handelten aus rassistischen Motiven. Zur Zeit der Tat herrschte in den Südstaaten der USA Rassentrennung. Die veröffentlichten Fotografien des getöteten und misshandelten Jungen waren ein wichtiger Katalysator für die Bürgerrechtsbewegung in der 1960ern. Viele schwarze Künstler kritisieren jetzt, dass sich mit Dana Schutz eine Weiße das Recht nimmt, Emmett Till zum Gegenstand ihres Bildes zu machen.
Der afroamerikanische Künstler Parker Bright protestierte friedlich, indem er sich vor das Werk stellte und so den Blick teilweise verstellte. Auf der Hinterseite seines Shirts stehen die Worte "Black Death Spectacle". Die in England geborene, farbige Künstlerin Hannah Black schrieb einen offenen Brief an die Kuratoren der Whitney-Biennale. Darin fordert sie, das Bild nicht nur abzuhängen, sondern zu zerstören. "Es ist nicht akzeptabel, wenn eine Weiße schwarzes Leiden in Profit und Spaß umwandelt, obwohl dies schon lange geschieht und normal erscheint", schreibt Black in ihrem Statement. Auch auf Twitter wird der Fall diskutiert.
Die amerikanische Künstlerin Dana Schutz, geboren 1976, sagte Medienberichten zufolge am Dienstag: "Ich weiß nicht, wie es ist, als Schwarzer in Amerika zu leben, aber ich weiß, wie es ist, Mutter zu sein. Emmett war der einzige Sohn seiner Mutter." Die Vorstellung, dass dem eigenen Kind etwas zustoßen könnte, sei furchtbar. "Ich habe das Bild gemalt, weil ich Mitgefühl mit der Mutter des Opfers habe."
Die Kuratoren der Whitney-Biennale haben sich Medienberichten zufolge vergangenen Donnerstag mit Bright getroffen, um mit ihm über seinen Protest zu sprechen. Ihrer Ansicht nach werfe das Werk wichtige Fragen auf in einem politischen Klima, in dem Rassenzugehörigkeit, Macht und Privilegien viel diskutierte Themen seien. Zudem passe das Werk gut in die restliche Ausstellung, in der einige Kunstwerke Gewalt verschiedener Art thematisieren.
Das Bild wurde vergangenen Herbst auch in der Galerie Contemporary Fine Arts in Berlin ausgestellt. Schutz reflektiere in ihren Bildern "zunehmend reale Geschehnisse, die sie oftmals den Medien entnimmt, da sich ihrer Ansicht nach die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion in der US-amerikanischen Politik und Kultur seit einiger Zeit immer mehr verwischt haben", heißt es auf der Website der Galerie.