Medienschau

"Prinzessin Kate sollte einen Blick ins Handbuch ihrer Fotosoftware werfen"

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Wie lassen sich die Wogen nach dem Berlinale-Skandal glätten, wie kam es zum nackten "Flitzer" bei den Oscars und was ist mit Kates Familienfoto los? Das ist unsere Presseschau am Dienstag


Debatte

Nach der skandalumwitterten Abschlussveranstaltung der Berlinale hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth am Montagabend in einer Sondersitzung den Aufsichtsrat der Filmfestspiele einberufen. Sonja Zekri berichtet in der "Süddeutschen Zeitung" von dem Treffen und deutet dessen Ergebnis als "Versuch, die Wogen zu glätten, aber die Kunstfreiheit entschieden zu verteidigen". Die Berlinale müsse ein Ort bleiben, der 'frei ist von Hass, Hetze, Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jeder Form von Menschenfeindlichkeit', heißt es im Beschluss des Aufsichtsrates der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB), der Dachorganisation von Berlinale, Berliner Festspielen und Haus der Kulturen der Welt." Im Streit um die Frage, was Kunst allgemein und aktuell insbesondere in Bezug auf die israelische Politik und den Nahost-Krieg darf, ziele der Beschluss des KBB-Aufsichtsrates vor allem darauf, künftig stärker zwischen der Berlinale und ihrer Künstler zu trennen. "Die persönliche Meinung einzelner Preisträgerinnen und Preisträger, die für ihr künstlerisches Schaffen ausgezeichnet werden", könne nicht "der Berlinale zugerechnet werden", zitiert dpa aus dem Beschluss. Für die Zukunft solle außerdem sichergestellt werden, "dass für Gäste und Preisträger einerseits Meinungs- und Kunstfreiheit innerhalb des grundgesetzlich geschützten Rahmens gewährleistet bleiben, dass für die Berlinale andererseits aber Raum für politische Einordnung und Gegenrede bleibt".


Museen

Die Malerin Françoise Gilot, die 2023 im Alter von 101 Jahren starb, ist vor allem als die Frau bekannt, die es wagte, den großen Pablo Picasso zu verlassen. Dafür zahlte sie einen hohen Preis, denn sie wurde als Künstlerin und Mensch geächtet. Nun hat das Pariser Picasso-Museum bekannt gegeben, ihr einen eigenen Raum in der neuen Dauerausstellung ihres Ex-Partners einzurichten. Wie der "Guardian" berichtet, soll es dort keine Fotografien des Paares oder Gemälde Picassos geben, auf denen er Gilot porträtiert hat - sondern ausschließlich unabhängige Werke der Künstlerin. Autorin Kim Willsher konstatiert, dass die französische Kulturszene einiges gutzumachen hat. "In vielerlei Hinsicht behandelte Frankreich Gilot noch schlechter als Picasso. Während er drei Gerichtsverfahren anstrengte, um die Veröffentlichung ihrer Biografie 'Leben mit Picasso' aus dem Jahr 1964 zu verhindern, unterzeichneten 80 prominente Intellektuelle und Künstler eine Petition in der kommunistischen Zeitung 'Les Lettres Françaises', in der sie das Verbot des Buches forderten. Das Buch verkaufte sich zwar eine Million Mal und wurde in 16 Sprachen übersetzt, aber das Verbot ihres Werks bezeichnete sie als 'zivilen Tod'". Die Präsentation von Françoise Gilot in Saal 17 im dritten Stock ist eine temporäre Ausstellung, die voraussichtlich ein Jahr lang zu sehen sein wird.


Dass Museen sich "öffnen" und in "Dialog mit der ganzen Gesellschaft treten" sollen, sind derzeit beliebte Phrasen des Kunstdiskurses. Auch die neue Leiterin der Lübecker Kunsthalle St. Annen, Noura Dirani, möchte ihr Haus zu einem "Ort des lebendigen Austauschs" machen – und spielt dazu geschickt mit den Konventionen von Museen, berichtet Alexander Diehl in der "Taz". In der Ausstellung "Hello Lübeck!" dürften Wände bemalt und Kunstwerke angefasst werden, und auch für kunstvolles Relaxen ist gesorgt. "Wem es etwa oben zu trubelig geworden ist, der:die kann im Untergeschoss bei sachte massagestudiotauglicher elektronischer Musik und wechselnd beleuchteten Metallobjekten, nun, chillen." Bei all dem, so Diehl, gehe es nicht zuletzt "um die Beschäftigung mit einer wirklich relevanten Frage, nämlich: Wer bestimmt, was – und wen – wir im Museum sehen können?"

 

Oscar-Verleihung

US-Moderator Jimmy Kimmel berichtet von langwierigen Diskussionen mit Verantwortlichen des Senders ABC wegen John Cenas Nacktauftritt bei den Oscars. "Es gab Besprechungen und Besprechungen vor Ort, E-Mails, Textnachrichten und Telefonate, und die Leute schwitzten", schilderte Oscar-Moderator Kimmel am Montagabend (Ortszeit) dem Publikum seiner "Jimmy Kimmel Live!"-Show. Jemand vom Sender habe sogar geweint, sagte Kimmel. "Als sie dann merkten, dass wir ein Nein nicht akzeptieren würden, gab es intensive Diskussionen über die Größe des Umschlags." Schauspieler und Wrestler John Cena kam bei den 96. Academy Awards nackt auf die Bühne, um den Preis für das beste Kostümdesign zu vergeben. Bei dem Auftritt, den Kimmel eigenen Angaben zufolge in Erinnerung an einen Flitzer-Skandal bei den Oscars vor 50 Jahren eingefädelt hatte, trug Cena nur Birkenstocks und hielt sich einen Umschlag in der Größe eines Schuhkartons vor den Schritt. Sender-Verantwortliche hätten einen deutlich größeren Umschlag gefordert, worauf sich sein Team jedoch nicht eingelassen habe, erzählte Kimmel. Für den Live-Auftritt sei dann bei Cena alles abgeklebt worden, "was sich kleben lässt". ABC-Verantwortliche seien aber noch immer "zu Tode verängstigt" gewesen.


Das besondere Kunstwerk

Kaum jemand veröffentlicht in Zeiten von Weichzeichnern und AI-Filtern noch Bilder von sich, die irgendwie als "echt" bezeichnet werden könnten. Trotzdem scheint es Menschen diebischen Spaß zu bereiten, Prominente bei der Retusche ihrer Fotos zu erwischen und sie dafür bloßzustellen. So geschehen bei einem neuen Porträt der britischen Kronprinzessin Kate mit ihren Kindern, bei der einige visuelle Ungereimtheiten ins Auge fallen. Inzwischen hat die royale Retusche-Spezialistin selbst zugegeben, gern einmal mit Photoshop zu experimentieren. Offenbar mit mäßigem Erfolg. Der "Spiegel" analysiert nun benutzerfreundlich, welche Werkzeuge "Fake Kate" benutzt haben könnte und was dabei schief gelaufen ist. Dabei kommt der Artikel zu folgendem versöhnlichen Fazit: "Letztlich sollte Prinzessin Kate wohl erwägen, vor dem nächsten Ausflug in die wunderbare Welt der Bildbearbeitung einen Blick in das Handbuch ihrer Fotosoftware zu werfen, sich ein entsprechendes Buch zuzulegen oder sich ein paar Online-Tutorials anzuschauen. Dann klappt es beim nächsten Mal auch mit dem Familienfoto." Wer sich noch fragt, wo in Zeiten von generativer KI eigentlich Bildmanipulation anfängt, kann im "Tagesspiegel" die Ansicht von Silke Brüggemeier nachlesen, der Fotochefin der Nachrichtenagentur dpa, die das Kate-Foto schließlich zurückzog.