Herr Brumnjak, Sie haben sich dazu bekannt, jeweils eine Seite in 10.000 inzwischen international ausgelieferten Exemplaren von Magnus Reschs Ratgeber "Management von Kunstgalerien", also die gesamte zweite Auflage, mit schwarzem Filzstift bemalt zu haben. Wieso dieser Eingriff?
Ich habe mich über den Inhalt geärgert. Meine Markierungen wie "Magnus = falsch", "Nein! Nein! Nein" oder "Print is not dead!" sollen meinen Unmut ausdrücken. Sie stehen direkt auf dem Absatz, auf der Magnus schreibt, dass seine Umfragen gezeigt hätten, dass gedruckte Einladungskarten für Galerien als Werbemittel nicht mehr wichtig sind. Das mag zwar sein, aber das geht völlig vorbei an der Qualität von Printartikeln: Eine Einladungskarte ist nicht allein Werbeträger, sondern transportiert so viele andere Dinge wie Schönheit und Haptik, sie sind Statement und Bekenntnis. In dem Absatz, in dem Magnus von Einladungskarten abrät, werde ich auch namentlich erwähnt. Meine Markierungen habe ich daher auch mit einem "B.B" signiert.
Wie hat Resch darauf reagiert, dass Sie seine komplette zweite Auflage verändert haben?
Bislang habe ich weder von ihm noch vom Verlag einen Anruf bekommen. Wie ich höre, hält er sich zurzeit in New York auf, worüber ich sehr froh bin. Ich hatte anfangs natürlich auch ein paar schlaflose Nächte. Und meine Mitarbeiter wollten die Tage nach der Auslieferung auch nicht so gerne ans Telefon gehen. Mein Geschäftspartner Armin Akbarzadeh war dann auch sehr hinterher, dass die Rechnung von Resch schnell bezahlt wird. Das ist sofort geschehen. Der "Bild" hat Magnus erzählt, dass er die Aktion gut findet.
Offenbar kennen Sie sich auch persönlich.
Ich schätze ihn auch als einen coolen Typ, als Unternehmer. Er ist natürlich auch eine auffällige Gestalt mit seinem rosaroten Mofa, stets mit hübschen Frauen und seinen Kaschmirpullis. Ich traf ihn neulich auf einer Fotografie-Ausstellung und fragte ihn, was er hier mache, da er sich doch offensichtlich nicht für Kunst interessiere. Da sagte er, das stimme, er interessiere sich nur für Geld. Klar war da viel Ironie dabei, ich nahm es aber wörtlich und habe mit diesem Zitat eine Postkarte drucken lassen. Magnus benutzt die nun bei seinen Bruchpräsentationen als Autogrammkarte. Da wusste ich, er weiß so etwas sportlich zu nehmen und kann über sich selber lachen.
Auch jetzt liegt der Verdacht nahe, dass Sie mit Ihrer Aktion das Gegenteil erreichen und nur Promo für Resch machen.
Na klar, das ist mir aber auch egal. Ich musste dieses Statement pro Print abgeben. Ich stehe mit tiefster Überzeugung dazu!
Wie lange haben Sie überhaupt gebraucht, um 10.000 Seiten zu markieren.
Zwei Nächte.
Haben Sie diese Arbeitszeit Resch auch in Rechnung gestellt?
Nein, hätte ich mal machen sollen!
Interessant, dass Sie als Drucker für die Aktion nicht die Mittel Ihres Handwerks benutzt haben, sondern einen Filzstift.
Ich wollte, dass es sich deutlich abhebt, dass es als Intervention sichtbar wird. Ebenfalls fand ich das Durchschlagen der schwarzen Farbe auf die Rückseite visuell ganz reizvoll! Man kann den Absatz ja – auch wenn in dem einen oder anderen Exemplar etwas schwieriger – noch lesen.
Kurzfristig hat Ihre Aktion also keine Konsequenzen, aber gefährden Sie nicht Ihren Ruf als verlässlicher Dienstleister?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber das Statement ist mir einfach wichtig: Print lebt! Ich habe mit vielen Leuten über diese Tat gesprochen, darunter mit Künstlern wie Klaus Staeck, der deutschen Design-Legende Erik Spiekermann, und sie haben mich alle darin unterstützt.