Humboldt Forum in Berlin

Parzinger fordert mehr Geld für Kolonialismusforschung

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Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Juni 2017 vor einer Figur des indischen Hindugotts Vishnu (Südindien, 8/9 Jahrhundert) bei der Sonderpräsentation "Neue Nachbarn. Auf dem Weg zum Humboldt Forum" in der Rotunde im Alten Museum auf der Museumsinsel in Berlin. Zahlreiche Bestände des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin werden auch während des Umzugs ins Humboldt Forum zu sehen sein. Unter dem Motto "Auf dem Weg zum Humboldt Forum" finden bis Frühjahr 2019 zahlreiche Sonderausstellungen der außereuropäischen Sammlungen statt. Im Zentrum dieser Sammlungsdialoge steht die Präsentation "Neue Nachbarn", die über 20 Objekte des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst im Zusammenspiel mit den Sammlungen der Museumsinsel zeigt.

Preußenstiftungspräsident Hermann Parzinger hat mehr Geld für die Erforschung des kolonialen Erbes in den deutschen Museen gefordert

Angesichts der Menge der Objekte stehe eine jahrelange, wenn nicht jahrzehntelange Arbeit bevor, sagte Parzinger am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion zum geplanten Humboldt Forum im Berlin Schloss. Durch die aktuelle Debatte sei das öffentliche Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas gewachsen. "Ich bin optimistisch, dass das auch bei der Politik ankommt und sie für die notwendige Unterstützung sorgt."

Die Berliner Ethnologin Larissa Förster von der Humboldt-Universität nannte die Diskussion "längst überfällig". Seit Jahren sei bekannt, dass im Berliner Schloss die völkerkundliche Sammlung der Preußenstiftung gezeigt werde, dennoch sei bisher viel zu wenig passiert, sagte sie. "In den Herkunftsländern gibt es die Wut darauf, dass die Objekte geraubt wurden. Und es gibt Enttäuschung und Frust, dass man von den Institutionen hier nichts aktiv hört."

Vor dem Veranstaltungsgebäude protestierte die Initiative "No Humboldt 21" dagegen, dass die Nachfahren kolonialisierter Völker nicht zu der Diskussion eingeladen waren. Parzinger sagte zu, künftig verstärkt Betroffene einzubeziehen. "Es wäre aber vollkommen falsch zu sagen, für das Humboldt Forum machen wir mal Projekte, die schön sexy sind", meinte er. "Die Zusammenarbeit mit den Herkunftskulturen muss langfristig aufgebaut werden."