Online-Kunstmarkt

Das rettende Netz

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Die Versteigerung einer Fotografie der Schauspielerin Katharine Hepburn bei Sotheby's

Trotz der Auctionata-Pleite: Das Internet entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Vertriebskanal für Kunst

Das Jahr 2016 war kein besonders gutes Jahr für den Kunstmarkt: Mit gerade einmal 1,7 Prozent Wachstum stagnierte der Handel im Vergleich zum Vorjahr nahezu.

Glaubt man einer Analyse des englischen Versicherers Hiscox, gab es jedoch auch eine positive Entwicklung: Der Online-Handel mit Kunst habe weiterhin zugelegt, so der fünfte "Hiscox Online Art Trade Report". Und zwar ganz schön ordentlich.

Dem jüngsten Tefaf-Bericht zufolge belief sich der weltweite Online-Umsatz mit Kunst 2016 auf 3,75 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2015: 3,27 Milliarden US-Dollar). Damit mache der Kunsthandel im Netz mittlerweile immerhin 8,4 Prozent des Gesamtkunstmarkts aus (2015: 7,4 Prozent).

Das Bemerkenswerte: Für einen guten Teil dieses Erfolgs sind gerade die schwächelnden Auktionshäuser verantwortlich. Knapp ein Fünftel des Online-Umsatzes, nämlich 720 Millionen Dollar, gehe mittlerweile auf die Anbieter Christie's, Sotheby's und Heritage Auctions zurück. Trotz der sinkenden Gesamteinnahmen konnte Christie’s seine Einnahmen aus Internet-Auktionen um 34 Prozent steigern, Sotheby's um 19 Prozent.

Die Analysten des "Hiscox Online Art Trade Report" sehen den Kunsthandel im Netz deshalb an einem entscheidenden Wendepunkt: Während die ersten Wachstumsjahre vor allem von reinen Online-Start-ups wie Auctionata geprägt gewesen seien, die mit viel frischem Investorenkapital auf den Markt drängten, zögen die etablierten Kunsthändler inzwischen endlich nach, so die Interpretation der Experten. Sie nähmen derzeit viel Geld in die Hand, um ihre digitale Präsenz auszubauen – und das anscheinend recht erfolgreich.

"Wir sehen einen klaren Strategiewechsel der Traditionshäuser hin zu Online-Sales. Das Ranking zeigt: Die Offline-Kunstwelt hat den Vorsprung ihrer Online-Konkurrenten aufgeholt", erklärt Robert Read, Head of Fine Art and Private Clients bei Hiscox. Für die Zukunft hat er große Hoffnungen: Er und seine Kollegen halten es für realistisch, dass der Internet-Kunsthandel bis 2022 ein jährliches Volumen von 9,14 Milliarden US-Dollar erreichen könnte.

Gleichzeitig rechnet der Experte mit einer Konsolidierung der Branche: Meldungen wie das gemeinsam mit Invaluable gelaunchte Digital Excellence Programme der Tefaf, Artsys Partnerschaften mit den Auktionshäusern Phillips und Koller oder Artsys jüngster Kauf des New Yorker Start-ups ArtAdvisor könnten erste Boten für ein allmähliches Verschmelzen der Anbieter sein.