Pamela Rosenkranz im Interview

Blau ist eine warme Farbe

Die Künstlerin Pamela Rosenkranz hinterfragt auf der Art Basel Unlimited mit ihrer Installation "Blue Runs", warum wir die Farbe Blau so lieben

Pamela Rosenkranz, der Umgang mit Flüssigkeit stellt ein wiederkehrendes Thema in Ihrem Werk dar: Auf der Venedig-Biennale 2015 verwandelten Sie den Schweizer Pavillon in einen Pool mit hautfarbener Flüssigkeit. Für Ihre Serie "Firm Being" füllten Sie Flaschen bekannter Wassermarken mit fleischfarbenem Silikon. Weshalb stellt Wasser für Sie solch ein zentrales Motiv und Arbeitsmittel dar?
Wasser ist ein Material, mit dem wir ständig zu tun haben; aus dem wir auch selber bestehen. Biologisch, medizinisch, ökologisch, ökonomisch, politisch, rechtlich, historisch oder auch spirituell ist die Bedeutung von Wasser sehr komplex, auch wenn Wasser bloß eine durchsichtige Flüssigkeit ist. Im Speziellen interessiert mich, wie sich die verschiedenen Bedeutungen verbinden lassen, wie zum Beispiel die biologische mit der spirituellen kollidiert.

Ihre Installation "Blue Runs" zeigt ein weißes Waschbecken, durch dessen Kran blau gefärbtes Wasser läuft. Was verbinden Sie mit der Farbe Blau?
Die Wahrnehmung von Blau innerhalb des sichtbaren Farbspektrums begann bereits, als sich unsere evolutionären Vorfahren noch ausschließlich im Meer aufhielten. Erst als sich das Leben auf dem Land ausbreitete, wurde das Auge empfänglich für das ganze Farbspektrum, das wir heute wahrnehmen. Anders
gesagt: Unsere Wahrnehmung von Blau wurde tiefgreifend von der Evolution beeinflusst. Aufgrund dieses genetischen Erbguts nehmen wir Blau heute stärker wahr als andere Farben, und es hat eine besondere Bedeutung. Die Lieblingsfarbe der meisten Menschen auf der ganzen Welt ist anscheinend Blau.

Was für eine Farbe haben Sie genau verwendet?
Es ist Patent Blue V – ein Farbstoff, der auch zur Aufhellung von Augenweiß dient.

Das Blau lässt nicht zuletzt an Yves Klein denken, auf den Sie sich in Ihren Arbeiten immer wieder beziehen, zum Beispiel in Ihrer Videoinstallation "Death of Yves Klein" aus dem Jahr 2011.
Die Arbeit besteht aus einem Plasma-Flatscreen, der das "International Klein Blue", das von Yves Klein patentierte Blau, digital zeigt und somit die Frage von Materialität und Immaterialität reflektiert. Dazu sagt eine automatisierte Computerstimme die Ursachen an, die zu Yves Kleins Herzversagen und seinem Tod geführt haben. Es wird vermutet, dass unter anderem bestimmte blaue Pigmente, die er benutzt hat, zu seinem frühzeitigen Tod beigetragen haben könnten. Mich interessiert, wie hier die Bedeutung, mit der die Kunst aufgeladen wird, mit physikalischen oder biologischen Prozessen zusammenfällt.