Medienschau

"Berlin als Investition, nicht als Experiment"

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Das neue Berliner Fotozentrum Fotografiska erregt weiter die Gemüter, Edvard Munchs Rebellion funktioniert immer noch, und Ai Weiwei würde mit einem Lächeln sterben: Das ist unsere Medienschau am Mittwoch

 

Debatte

Ist das neue Berliner Quartier "Am Tacheles" eine "Nachwende-Geisterbahn"? Dieser Frage geht Boris Pofalla in der "Welt" nach. Dort berichtet er anlässlich der Eröffnung des profitorientiert arbeitenden Fotozentrums Fotografiska vom Clash zwischen der Vergangenheit als besetztes Kunsthaus und der Gegenwart als Luxusimmobilien-Karrée. "Das Geschäftsmodell hat schon insofern nichts mit dem alten Tacheles zu tun, als dass man ganz nach den Bedingungen des freien Marktes arbeitet. Und so sehr der Nimbus des alten Tacheles nun willkommen ist, um Aufmerksamkeit zu bekommen – man merkt schnell, dass die Fotografiska-Leute mit der Legende von damals nicht zu viel zu tun haben wollen. Der Name Am Tacheles für das neue Quartier geht allein auf das Konto der Entwickler, die den Nimbus des wilden, kreativen Berlin für ihre High-End-Wohnungen nutzen wollen – Berlin als Investition, nicht als Experiment." Boris Pofallas Fotografiska-Text für Monopol finden sie hier.
 

Ausstellung

Als "eine der aufregendsten Ausstellungen des Jahres" bezeichnet Friedrich von Borries in der "Zeit" die Frankfurter Schau "Protest/Architektur. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber". Im Deutschen Architekturmuseum am Main werden Bauten verhandelt, die mit politischem Widerstand zu tun haben: von der "Ressurection City" der Bürgerrechtsbewegung in den USA bis zu den Baumhäusern im Hambacher Forst. Von Borries würdigt, dass die Kuratoren ein eigenes Formenvokabular für die oft provisorischen und temporären Strukturen gefunden haben. Er bilanziert: "Das mag auf den ersten Blick kurios wirken, doch finden sich in der Architekturgeschichte viele Beispiele, wie inspirierend Phänomene an den Rändern der Gestaltung wirken können. So begeisterten sich die Vertreter der frühen Moderne für Getreidesilos und Ozeandampfer. Vielleicht sind bald Protestcamps Vorbilder für eine neue politische Architektur, und die Ausstellung wird dereinst als Impulsgeber für eine neue Form von architektonischem Aktivismus angesehen."

Johanna Adorján hat sich für die "Süddeutsche Zeitung" die Ausstellung "Munch in Berlin – Zauber des Nordens" angeschaut und rät, sich vom etwas langweiligen Titel nicht abschrecken zu lassen. Die Schau selbst erzähle eine sehr aufregende Geschichte, "dass nämlich dieser bedeutende Künstler, der zu einer Zeit, in der alle Welt brav Exterieurs malte, radikal subjektiv sein eigenes Empfinden zum Zentrum seiner Kunst machte und damit der Moderne den Weg bereitete, ohne Berlin nicht zu denken ist."


Interview

Sollte der chinesische Künstler Ai Weiwei scheint trotz politischer Querelen und zwischenzeitlicher Gefangenschaft mit seiner Karriere im Reinen zu sein. "Sollte ich nach diesem Interview sterben, dann mit einem Lächeln", sagt Ai im Interview mit dem "Tagesspiegel". Außerdem spricht er über seine neueste Werkreihe aus Legosteinen, die gerade in der Berliner Galerie Neugerriemschneider zu sehen ist. Unsere Review zur Ausstellung finden Sie hier


Was das zeitgleich zur Berlin Art Week stattfindendende Gallery Weekend Festival ist, erschließt sich nicht sofort - schließlich findet es eben nicht in den teilnehmenden Galerien, sondern in einem ehemaligen Hotel am Kurfürstendamm statt. Licht ins Dunkel kann die Kuratorin Sandra Teitge bringen, die das zweitägige Programm zusammengestellt hat. Im RBB-Radio spricht sie ausführlich mit Moderator Peter Claus.