Medienschau

Kann künstliche Intelligenz intelligente Kunst machen?

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Eike Schmidt über eine Bürgermeisterkandidatur, DNA-Moleküle sollen Kunstwerke vor Fälschungen sichern und Pierre Huyghes gelungenes KI-Kunstwerk: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Interview

Der deutsche Museumsdirektor Eike Schmidt will Bürgermeister von Florenz werden, dafür setzt er auf die Unterstützung der Postfaschisten. Im "Spiegel"-Interview kommt er mit einem Erklärunsgversuch um die Ecke: "Ich bin ganz klar Antifaschist und nehme seit Jahren an Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, am Festtag zur Befreiung von Florenz und zur Befreiung von Italien teil. Und was Meloni betrifft: Fratelli d’Italia sind die ersten Worte der Nationalhymne. Der Name bezieht sich bewusst auf das konservative, nationale Erbe des 19. Jahrhunderts. Und Giorgia Meloni hat diese Partei seit über zehn Jahren zur Mitte hinbewegt." Die Kulturpolitik der in Teilen rechtsextremen italienischen Regierungskoalition hatte Eike Schmidt eher wohlwollend kommentiert, im letzten Jahr auch im "Monopol"-Gespräch. So verwies er auf die Bestrebungen des Kulturministeriums, die Teilautonomie der Museen zu stärken. Im "Spiegel" berichtet Schmidt auch, was passiert, wenn er nicht zum Bürgermeister gewählt wird: "Das wäre schade für Florenz und schade für mich. Aber ich würde die Ärmel gar nicht erst herunterkrempeln, sondern gleich in Neapel weitermachen." Der 56-Jährige führt seit seinem Weggang aus den Uffizien im vergangenen Jahr das dortige Nationalmuseum Capodimonte.

KI

Kann künstliche Intelligenz intelligente Kunst machen, fragt sich Amelia Tait im "Guardian". Um eine Antwort zu finden, hat sich die Autorin die KI-gesteuerte Ausstellung des französischen Künstlers Pierre Huyghe in der Punta della Dogana in Venedig angesehen. Ihre These: "KI-Kunst funktioniert am besten, wenn sie etwas tut, was der Künstler allein nicht könnte, wie es bei Huyghes sich selbst generierender Sprache der Fall ist. Alles andere könnte bestenfalls als Spielerei und schlimmstenfalls als sinnlos erscheinen. Der Trend zur KI wird sich in den Galerien fortsetzen, und schon bald wird das Werkzeug so alltäglich sein, dass man es genauso in Frage stellen kann wie einen Kugelschreiber oder einen Bleistift."

Kunstmarkt

DNA-Moleküle sollen Kunstwerke vor Fälschungen sichern, berichtet die Nachrichtenagentur APA (via "Der Standard"). "Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich haben ein neues molekulares Testverfahren entwickelt, das hilft, die Echtheit von Kunstwerken nachzuweisen. Die neue Technologie sei fälschungssicher, teilte die ETH Zürich am Montag mit."

Bücher

Hilton Als schreibt im "New Yorker" über eine neue Biografie zum Leben von Candy Darling, nämlich Cynthia Carrs "Candy Darling: Dreamer, Icon, Superstar". Die transsexuelle Schauspielerin inspirierte Werke von Warhol, Lou Reed und anderen, schaffte aber selbst nie den Durchbruch zum Mainstream. Sie starb mit 29 Jahren an Krebs, der 1973 diagnostiziert wurde. "Als sie in ihren letzten Tagen in das Cabrini Medical Center eingeliefert wurde, kam sie auf die Männerstation, was sie aber nicht davon abhielt, ihren Morgenmantel mit Marabu-Federn zu tragen. Nachdem eine Freundin interveniert hatte, erhielt sie schließlich ihr eigenes Zimmer. Holly und Jackie besuchten sie und betranken sich (Jackie verdrängte zunächst den Schmerz, sie so zu sehen, und schloss daraus, dass Candy eine Nummer abzog, dass ihre Zeit im Krankenhaus eine Vorstellung war). Candys Mutter war so oft da, wie es ihr Zeitplan zuließ. Candy wollte ein letztes Fotoshooting machen, und so kam Peter Hujar. Seine Bilder einer perfekt geschminkten Candy in ihrem Krankenhausbett wurden berühmt; eines davon landete sogar auf dem Cover des 2005 erschienenen Albums der Trans-Musikerin Anohni (mit ihrer Band, die damals noch Antony and the Johnsons hieß), 'I Am a Bird Now'."

Cover von "I Am a Bird Now" (2005) von Antony and the Johnsons mit dem Foto "Candy Darling on Her Deathbed" von Peter Hujar

Cover von "I Am a Bird Now" (2005) von Antony and the Johnsons mit dem Foto "Candy Darling on Her Deathbed" von Peter Hujar