Medienschau

"Die Forderung nach einfachen Positionierungen hilft nicht weiter"

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Plädoyers zur Differenzierung in der Nahost-Debatte, ein Buch über "monströse" Kunst von Frauen und das Scheitern der Washingtoner Erklärung: Das ist unsere Presseschau am Donnerstag


Nahostkrieg und Antisemitismus-Debatte

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel sucht der deutsche Kulturbetrieb nach angemessenen Reaktionen. Autor:in Hengameh Yaghoobifarah und Kunstwissenschaftler Jörg Heiser sprechen in der Deutschlandfunk-Kultur-Sendung "Kompressor" über Versäumnisse, Angst vor Diskussionen – und mögliche Wege aus der Sackgasse.

Philipp Hindahl plädiert im "Freitag" für mehr Differenzierung in den Debatten und Protesten zum Nahostkonflikt, die im Kunstbetrieb stattfinden: "Vielleicht wünschen sich manche einen homogenen, aufgeräumten Diskurs, den man sich so kuratieren kann wie einen Social-Media-Feed und ein bisschen weniger kompliziert machen kann." Doch die Kunst sei eigentlich verantwortlich dafür, "sich mit schwierigen, überdeterminierten Zeichen zu beschäftigen. Bloß hilft die Forderung nach einfachen Positionierungen dabei nicht weiter."


Restitution

Noch immer hängen in deutschen Museen Werke, die ihren jüdischen Eigentümern während der Nazi-Herrschaft unter verschiedenen Umständen genommen wurden. Das bilanziert Tobias Timm 25 Jahre nach der Washingtoner Erklärung, mit der sich 44 Staaten auf die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und die Rückgabe geraubter Kulturgüter geeinigt haben. "Doch zum Feiern gibt es keinen Grund", schreibt der Autor in der "Zeit". Zwar seien inzwischen tausende Kunstwerke restitutiert worden, dies gehe jedoch auf das Engagement einzelner Museumsleute, Kunsthistoriker und Rechtsanwälte zurück. Die Washingtoner Erklärung ist rechtlich nicht bindend, und auch die Beratende Kommission NS-Raubgut blieb bisher zahnlos. Timm folgert: "Endlich müssen auch die Gesetze, die Rückgaben bisher verhindern, reformiert werden. Das haben sich Claudia Roth und ihr Amtsleiter Andreas Görgen ebenfalls vorgenommen. Doch im Kampf gegen den Antisemitismus sollte die Aufarbeitung des unbewältigten Unrechts jetzt dringend zu einem zentralen Projekt der gesamten Bundesregierung und der Länder werden. Nichts, was im direkten Zusammenhang mit dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte steht, darf verjähren." 
 

Kunstmarkt

Einen ersten Eindruck von der Kunstmesse Art Basel / Miami Beach gibt Monopol-Redakteurin Lisa-Marie Berndt in ihrem Gespräch mit Moderatorin Michelle Paulina Kolberg bei Detektor FM. Außerdem hat sie eine Videoinstallation des Künstlers Alex Israel in Kooperation mit BMW angeschaut, die jetzt in Miami Beach präsentiert wurde:


Buch 

Lauren Elkins neues Buch über die feministische Kunst der 1970er-Jahre bespricht Leslie Camhi im "New Yorker". Dabei stellt sie fest, dass es der Autorin nicht um eine tiefe Auseinandersetzung mit einer Zeit oder einem Genre geht, sondern vielmehr um die Geschichte der Disruption viktorianischer Körperideale, die auch heute noch in Debatten über race und Kolonialismus hineinspielen. "Elkin versucht, eine 'monströse Kunst' zu definieren, die zugleich sehr persönlich und politisch ist, die auf Körpererfahrungen und auf dem Willen beruht, Binaritäten aufzubrechen."

Film

Bei der Rallye-Weltmeisterschaft 1983 hat Renn-Legende Walter Röhrl eine wichtige Rolle gespielt. Dass sein Duell im Lancia gegen das Audi-Team bald auch in den Kinos zu sehen sein soll, überraschte den zweimaligen Rallye-Weltmeister aus der Oberpfalz aber. Er habe vom Leinwandstart des Films "Race for Glory: Audi vs. Lancia" nichts gewusst, sagte Röhrl dem "Straubinger Tagblatt" und der "Landshuter Zeitung". Ein italienischer Filmemacher habe zwar vor einigen Jahren mal "etwas von einem Film gesagt und wollte mir ein Manuskript schicken", sagte Röhrl, der heute im niederbayerischen St. Englmar lebt."«Ich habe aber nie wieder was gehört." Dass der Film, in dem er von Schauspieler Volker Bruch verkörpert wird, faktisch genau sein wird, glaube er aber nicht. "Ich bin überzeugt, dass die vieles gar nicht richtig darstellen können", sagte Röhrl den beiden Zeitungen. Er werde sich den Film aber wohl anschauen. "Danach können wir uns ja noch mal darüber unterhalten."