Medienschau

"Kreuzberg ist auch nicht mehr das, was es einmal war"

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Die Hamburger Produzentengalerie wird 50, das Berliner NGBK ist umgezogen und die westdeutsche Wüstenrot Stiftung rettet ostdeutsche Wandgemälde: Das ist unsere Presseschau am Mittwoch

Kunstmarkt

Georg Imdahl porträtiert in der "FAZ" die Hamburger Produzentengalerie, die vor 50 Jahren als nicht-kommerzieller Projektraum gestartet ist, um eigene Kunst und die von Mitstreitern zu zeigen. Heute verkauft die Galerie in den Räumen in der Admiralitätsstraße am Alsterfleet und auf Messen das Werk von etablierten und jungen Künstlerinnen und Künstlern. Die Galerie habe "die Kulturpolitik der Hansestadt beeinflusst", schreibt Imdahl. "Einen Wendepunkt in der eigenen Entwicklung markierte die Ausstellung 'Halle 6' in der ehemaligen Maschinenfabrik Kampnagel, die im Zuge dieser Gruppenschau, auch dank der Fürsprache des Ersten Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi, ihrem Abriss entging und zu einem angesagten Ort im Hamburger Kulturleben avancierte." Das Echo auf "Halle 6" habe dann zu dem Entschluss geführt, "auch die Deichtorhallen, einen vorherigen Blumengroßmarkt, zu erhalten, was Hamburg und die Kunstwelt darüber hinaus zu schätzen wissen."

Kulturerbe

In der "Zeit" schreibt Doreen Reinhard über die Sanierung und letztlich Rettung von Wandmosaiken aus der DDR. Die Wüstenrot Stiftung in Baden-Württemberg steckt einiges Geld in Bilder an Plattenbauten, Verwaltungsgebäuden oder in Schulen, weil sie "ein authentisches Zeugnis einer vergangenen Zeit" sind.

Kulturpolitik

Das muss man sich auch erstmal trauen, einen Artikel so anzufangen: "Kreuzberg ist auch nicht mehr das, was es einmal war", schreibt Ronald Berg in der "taz" zum Einstieg in einen Artikel, in dem es um den Umzug der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) und dem Werkbund-Archiv aus dem Berliner Szenebezirk in den Stadtteil Mitte geht. "Die voranschreitende Gentrifizierung" habe die zwei Institutionen erwischt, doch Annette Maechtel, Geschäftsführerin des NGBK, ist eigentlich ganz glücklich mit dem neuen Standort: "Denn hier – mit Blick auf die neuerlich baulich wie ideologisch wieder heiß umkämpfte Berliner Mitte zwischen Fernsehturmgelände, Molkenmarkt und Humboldt Forum – scheint die NGBK mit ihrem linken, am basisdemokratischen Modell orientierten Standpunkt derzeit dringend nötig zu sein."

Ausstellung

Marcus Woeller schreibt in der "Welt" über die Ausstellung "Alles auf einmal" in der Bundeskunsthalle Bonn, worin es um die Postmoderne geht, "nicht nur als Stil-, sondern als Diskursgeschichte. Und trotz des etwas willkürlich gewählten Zeitrahmens 1967 bis 1992 scheint sie längst nicht beendet zu sein."

Jackson Arn, der neue "New Yorker"-Chefkritiker, bespricht die Ed-Ruscha-Ausstellung im MoMA: "Wenn Sie glauben, dass Sie Konzeptkunst hassen, sollten Sie sich diese Ausstellung ansehen. Die Chancen stehen gut, dass Sie schlechte Konzeptkunst hassen. Ruscha hat Zeichnungen mit Schießpulver und Gemälde mit Ahornsirup und Bohnen gemacht, aber nur wenige Bildgestalter sind so selten in Spielereien verfallen, und noch weniger haben so konsequent gelacht."

Emily LaBarge liefert anlässlich der Alice-Neel-Retrospektive im Osloer Munch-Museum der "London Review of Books" zwar keine wirkliche Review der Ausstellung, dafür aber ein schönes Porträt der 1984 verstorbenen New Yorker Malerin. "Ihre Kunst ist vor allem deshalb radikal, weil sie nicht dogmatisch und nicht präskriptiv ist. Trotz der Beweise dafür, was die Welt ihren Porträtierten 'angetan' hat, sind ihre Porträts nie rührselig. Sie hält etwas zurück: Macht es nicht mehr Spaß, so sagt sie, mit ihren Gedanken Verstecken zu spielen, sie kunstvoll in kleinen Ecken zu verstecken?"